Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
grinste. „Schließlich habe ich Krücken.“
Hanni war nicht begeistert von Nannis Idee. Was, wenn sie erwischt würden, weil Nanni nicht schnell genug war?
Nanni blitzte Hanni fröhlich an. „Bitte! Du bist mir etwas schuldig! Dafür verspreche ich dir, dass ich am Samstag beim Heimspiel zum Anfeuern komme.“
„Also gut“, gab Hanni nach. Dabei wusste sie noch nicht, wie sie den anderen klarmachen sollte, dass sie heute Nacht die fußkranke Nanni im Schlepptau hatten.
„Und wie kriegen wir heraus, ob es Olivia ist, die in meinem Tagebuch herumschnüffelt?“, fragte Nanni.
„Wir stellen ihr eine Falle“, erwiderte Hanni und runzelte die Stirn.
Als Olivia vom Kaffee zurückkam, waren die Zwillinge gerade auf dem Weg zur Hausmutter. Nanni verzog das Gesicht vor Schmerzen.
„Es ist schlimmer geworden“, jammerte sie.
Olivia legte das Teebrötchen auf Nannis Nachttisch ab. „Ich kann dich gerne rüberbringen“, bot sie an.
„Hanni macht das schon“, erklärte Nanni. „Es wird eine ganze Weile dauern, bis wir zurückkommen. Vielleicht muss ich sogar heute Nacht auf der Krankenstation bleiben …“
„Du Arme“, bemitleidete Oliva sie. „Und ich dachte, wir könnten heute Abend an unserem Wandbehang weiterarbeiten.“
„Daraus wird wohl nichts“, gab Nanni ächzend zurück.
Hanni half ihrer Schwester aus dem Zimmer und zog die Tür zu.
Die Zwillinge blieben vor dem Zimmer stehen. Hanni legte das Ohr an die Tür. Sie hörte ein paar Schritte. Dann quietschte Olivias Bett. „Jetzt“, zischte sie Nanni zu.
Die Zwillinge öffneten die Tür.
„Ich habe die Salbe vergessen“, begann Nanni und verstummte.
Da lag Olivia auf ihrem Bett und schmökerte genüsslich in ihrem Tagebuch.
„Du bist also die gemeine Schnüfflerin“, sagte Nanni kalt.
„Und mir wolltest du es in die Schuhe schieben“, sagte Hanni.
Olivia war aufgesprungen. „Aber ich … habe nur ganz zufällig …“
„Mein Tagebuch unter Hannis Decke gefunden, wo du es zuvor hingelegt hattest“, fiel Nanni ein.
Olivias weißes Gesicht wurde puterrot. „Bitte, Nanni, du musst mir glauben. Ich wollte dir nicht hinterherschnüffeln …“ Sie begann zu weinen.
„Warum hast du es dann wochenlang getan?“, unterbrach Hanni sie.
„Bitte“, stammelte Olivia. „Ihr dürft mich nicht verurteilen. Ich habe mir doch nur gewünscht, beliebt zu sein, so wie ihr.“
„Deswegen hast du uns also alles nachgemacht“, stellte Hanni fest. „Den Pony, den Strickpullover, die Streifen-T-Shirts … Hast du denn gar keine eigenen Ideen?“
Olivia schniefte laut auf. „Ihr wisst nicht, wie das ist. Meine Mutter macht mir immer Vorwürfe. Sie findet, ich bin eine graue, farblose, mutlose Maus, die keine Freundin findet. Meine Mutter ist so stark und erfolgreich … Und ich komme nach meinem Vater, der ein Versager ist …“
Nanni schüttelte unwillig den Kopf. „So ein Unsinn. Wieso bist du nie auf die Idee gekommen, es mal mit einem freundlichen Lächeln zu versuchen statt mit Jammern und Trauermiene? Damit kommt man nämlich auch zum Ziel.“
Olivia begann zu schluchzen. „Ich mache immer alles falsch. Wenn meine Mutter das erfährt! Dabei hat sie mir den Anfang hier so leicht gemacht. Dass ich gleich zu euch aufs Zimmer kommen durfte. Und dass Frau Jenks mich neben Nanni gesetzt hat …“
Hanni blieb der Mund offen stehen. „Dafür hat deine Mutter gesorgt? Hat sie etwa die ganze Zeit im Hintergrund die Fäden gezogen? Dann hat sie bestimmt auch wegen des Wandbehangs eingegriffen!“
Olivia schüttelte den Kopf. „Nein. Deswegen habe ich mit Frau Walker geredet.“
„Aber warum?“, fragte Nanni. „Warum hast du alles getan, um Hanni und mich auseinanderzubringen? Ich habe immer zu dir gehalten.“
Olivia schluckte. „Schaut euch doch an: Ihr seid Zwillinge, ihr mögt dieselben Dinge, ihr versteht euch ohne Worte, ihr lacht an denselben Stellen. Und ich? Ich wäre immer das fünfte Rad am Wagen gewesen. Zwillinge kleben nun mal zusammen wie Pech und Schwefel.“
Nanni ließ sich aufs Bett sinken. „Deinetwegen haben Hanni und ich den größten Streit unseres Lebens gehabt. Das war nicht fair, Olivia.“
Olivia schluchzte laut auf. „Ich weiß“, weinte sie. „Verachtet ihr mich jetzt? Ich wollte doch nur eine Freundin.“
Die Zwillinge warfen sich einen langen Blick zu.
„Ich weiß nicht, ob ich dir das je verzeihen kann“, sagte Nanni endlich. Und Hanni nickte.
Gefahrenstufe eins
„Wartet auf mich!
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