Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
wie Hanni es machte. So sah ein Mädchen aus, mit dem alle befreundet sein wollten. Ein fröhliches, hübsches Gesicht.
Olivia kramte ein Haargummi aus ihrem Kulturbeutel. Damit band sie sich die Haare zu einem hohen Zopf nach hinten, wie Hanni und Nanni ihn trugen. Olivia begutachtete sich von allem Seiten. Sie brauchte unbedingt Haarspangen, so wie Hanni und Nanni sie besaßen. Die würde sie sich bei ihrem ersten Ausflug in der Stadt kaufen.
Olivia kehrte aufs Zimmer zurück. Als Erstes warf sie ihre Haarbänder in den Papierkorb. Ihrer Oma hatten diese Bänder so gefallen. Und sie hatte ihr immer neue und immer schönere gekauft, die meisten aus dunklem Samt. Doch diese Zeiten waren vorbei.
Da fiel Olivias Blick auf Nannis Wollpullover. Nanni hatte ihn vor dem Abendessen über den Stuhl gehängt. Olivia nahm ihn in die Hand und studierte das Etikett. „Wollparadies Melrose“, stand da.
Olivia notierte sich den Namen und legte den Pullover wieder zurück.
Dann sah sie prüfend zur Tür und warf einen Blick auf ihre Uhr. Bis zum Lichtlöschen hatte sie noch eine gute Stunde. Bestimmt würden die Mädchen am ersten Abend die Zeit vor dem Schlafengehen bis zur letzten Minute auskosten.
Olivia trat an Nannis Schrank und öffnete ihn. Sorgfältig waren hier die T-Shirts und Hosen aufgestapelt, die Nanni von zu Hause mitgebracht hatte. Hübsche Kleidung in fröhlichen Farben. Eine ganze Reihe von T-Shirts war lustig gestreift.
Olivia nahm ein T-Shirt heraus und hielt es sich zur Probe an. Auch ihre Hosen sahen kein bisschen altmodisch aus. Sorgfältig faltete Olivia das Shirt wieder zusammen und legte es in den Schrank zurück, damit Nanni nichts merkte.
Doch dann stutzte sie. Was war das? Zwischen zwei T-Shirts lag eine Kladde. Olivias Herz begann zu pochen. Sie zog die Kladde heraus. Sie war ganz schwarz. „Finger weg!“ stand vorne auf dem Aufkleber. Kein Zweifel! Sie hielt Nannis Tagebuch in den Händen. Sollte sie darin lesen? Sie zögerte. Doch dann schlug sie es auf. Es merkte doch keiner! Und wem schadete sie schließlich? Dafür würde sie sogar Nannis geheimste Gedanken wissen. Sie würde sie bald besser kennen als ihre Schwester Hanni!
„Dass Hanni auch so eine Schlafmütze ist!“, las Olivia begierig. „Wenn sie sich morgens ein bisschen beeilen würde, wären wir viel früher im Speisesaal. Und der Tag würde nicht so hektisch beginnen. Wir könnten uns schon eine Tasse Tee gönnen, ehe alle zum Frühstück stürzen. Aber Hanni benimmt sich morgens wie ein besonders verschlafenes Murmeltier …“
Olivia las mit aufgerissenen Augen. Also klebten die Zwillinge gar nicht so eng aneinander, wie es den Anschein machte. Ja, es gab sogar Dinge, bei denen sie sich völlig unterschiedlich verhielten. Das war gut zu wissen … Mit funkelnden Augen vertiefte sich Olivia in das Tagebuch.
Verwandlungen
„Kommt es mir nur so vor, oder findet mit Olivia gerade eine Verwandlung statt?“, platzte Jenny heraus, als Olivia am nächsten Morgen auf dem Weg zum Frühstück an ihr vorbeistolzierte, Arm in Arm mit Hanni und Nanni.
„Musst du eigentlich immer Witze machen?“, wies Hilda sie zurecht.
„Ein Kummerkasten in Pastelltönen“, setzte Jenny noch einen drauf. „Und die Frisur ist plötzlich auch ganz Pony …“
Bobby kicherte. „Ach, deshalb sieht sie so anders aus! Ich hätte sie fast nicht wiedererkannt.“
„Waren eure Ferien so langweilig, dass ihr jetzt derart über die Stränge schlagen müsst?“, versuchte Hilda die beiden Spottdrosseln zu bremsen.
Jenny grinste breit und hakte sich bei Bobby ein. Bester Laune zogen die beiden zum Speisesaal, von wo schon das Stimmengewirr der Schülerinnen herüberdrang.
Abgesehen von Jenny und Bobby kam Olivias neuer Pony bei den anderen gut an.
„Das gibt deinem Gesicht etwas Munteres“, bemerkte Carla. Auch Hilda, die als Klassensprecherin immer besonders nett zu den Neuen war, fand freundliche Worte.
Tatsächlich wirkte Olivia heute ein bisschen fröhlicher als gestern. Das lag vielleicht an den hellen Farben, die sie trug. Wie Nanni hatte sie sich am Morgen für ein hellblaues T-Shirt entschieden, eins, das ihre Großmutter eigentlich zum Drunterziehen für kalte Tage vorgesehen hatte.
Olivia schüttelte sich den Pony ins Gesicht. Dann langte sie mit gutem Appetit beim Frühstück zu. Von Toastbrot über Rührei und Müsli bis hin zu frischen Früchten gab es hier alles, was das Herz begehrte.
In der ersten Schulstunde wartete eine
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