Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
Schnürstiefel.
Neben den Zwillingen kam Olivia sich in diesem Aufzug wie eine graue Maus vor. Als würde sie nicht dazugehören. Doch das ließ sich am leichtesten ändern. Der erste Brief an ihre Mutter war schließlich schon auf dem Weg …
In die Stadt war es nicht allzu weit. Bei so sonnigem Herbstwetter wie heute war es ein hübscher kleiner Ausflug.
Olivia gab sich allergrößte Mühe, gut gelaunt zu wirken und alles hübsch und niedlich zu finden, was sie sah. Und wirklich hatte der kleine Ort einige nette Sehenswürdigkeiten zu bieten. Da war die kleine Backsteinkirche, deren Turm über die Hausdächer hinwegsah. Die verwinkelten Gässchen mit ihrem Kopfsteinpflaster wirkten unglaublich gemütlich. Und die Fachwerkhäuser mit den blanken kleinen Fenstern sahen fast wie urige Hexenhäuschen aus.
Vor dem Schuhladen blieben die drei stehen.
„Schaut mal“, stieß Olivia aus. In dem Schaufenster hatte sie genau solche Ballerinas entdeckt, wie die Zwillinge sie trugen. „Sind die nicht wunderhübsch?“
„Die haben wir hier gekauft“, erklärte Nanni,
„Die will ich auch“, erklärte Olivia kurz entschlossen.
„Hast du denn so viel Geld bei dir?“, staunte Hanni.
Olivia nickte. „Und meine Mutter schickt mir noch welches, wenn ich ihr schreibe“, erklärte sie. Damit verschwand sie im Laden.
Als sie wieder herauskam, hatte sie die Ballerinas bereits angezogen. Die dicken Schuhe steckten in einer Tüte.
„So gefalle ich mir schon viel besser“, erklärte sie.
Nachdem sie die Schokolade und die Wolle für Hanni gekauft hatten, erstand Olivia noch drei Haarspangen, die genau gleich aussahen: dunkelblau mit einer hübschen blauen Blume darauf. Eine schenkte sie Nanni, eine Hanni und eine behielt sie für sich. „Als kleines Dankeschön, weil ihr euch so lieb um mich kümmert“, erklärte sie.
„Das musst du nicht“, wollte Nanni abwiegeln. Aber sie freute sich dennoch und zog sie gleich an. Auch Olivia probierte die neue Spange sofort aus. Hanni dagegen steckte sie in die Tasche.
Dann zogen Olivia und die Zwillinge in das Stammcafé der Lindenhof-Schülerinnen, wo schon einige Mädchen bei einem heißen Kakao saßen. Auch Jenny, Bobby, Carlotta und Hilda waren dort.
Natürlich machten die vier gleich Platz, damit sich die Zwillinge und Olivia mit an den Tisch setzen konnten.
„Nanni und Olivia haben ja die gleichen Haarspangen“, bemerkte Hilda. „Wie hübsch!“
„Ein Geschenk von Olivia“, verkündete Nanni.
„Wie ihr drei da mit den zurückgebundenen Haaren nebeneinandersitzt, sieht es fast so aus, als gäbe es bei uns noch einen dritten Zwilling“, lachte Hilda.
Olivia wurde rot und schaute zu Boden, damit niemand bemerkte, wie sehr sie sich über Hildas Bemerkung freute.
Doch Carlotta fand: „Nur weil man dieselbe Frisur hat, ist man noch lange kein Zwilling.“
Dann kam die Sprache auf die Einkäufe, die sie gemacht hatten, und die Handballspiele, die demnächst anstanden.
Es war ein lustiger Nachmittag, und es wurde viel gelacht. Als die Freundinnen schließlich wieder nach Lindenhof zurückkehrten, war die Dämmerung schon hereingebrochen, und die Autos fuhren mit Licht.
Olivia trottete den schwatzenden Mädchen sehr nachdenklich hinterher. Sie gehörte noch nicht dazu. Das hatte sie an diesem Nachmittag nur zu genau gespürt, so sehr die anderen sich auch Mühe gaben, sie einzubeziehen. Vor allem Nanni und Hilda.
Wie beneidete Olivia die Zwillinge! Sie lachten über dieselben Dinge, hatten dieselben Hobbys und waren fast immer einer Meinung. Sie waren wie beste Freundinnen. Wie sollte es ihr da jemals gelingen, Nannis beste Freundin zu werden? Olivia seufzte tief. Wenn doch bloß ihre Mutter da wäre! Der fiele bestimmt etwas ein, wie sie Nanni ganz für sich gewinnen könnte!
Es ging schon auf den Abend zu. Katrin wollte noch schnell in die Turnhalle hinüber. Bestimmt traf sie dort auf ein paar Handballerinnen, die Lust hatten, Torwürfe zu trainieren. Katrin nahm das Handballspielen ernst. Die Torwartin war schließlich die wichtigste Position im Spiel – sagte jedenfalls ihr Vater.
Im Garten blies der Wind die Laubhaufen auseinander, die der Gärtner eben erst zusammengerecht hatte. In der hereinbrechenden Dunkelheit spielten ein paar Erstklässler Fangen. Plötzlich blieb Katrin wie angewurzelt stehen.
„Wann sind denn die Bauarbeiter für den Eiskeller bestellt?“, klang Rubys Stimme zu ihr herüber.
Mit angehaltenem Atem drückte sich Katrin an
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