Hanni und Nanni - Nannis neue Freundin (German Edition)
Damen während des Festmahls den Schmuck von Arm und Hals entwendet. Unter vorgehaltener Pistole zwang er sie, Ketten, Ringe und Armbänder in einen einfachen Wäschebeutel zu werfen. Seither trägt die Baronin zu festlichen Anlässen nur noch billige Kopien. Der Dieb wurde wenig später gefasst. Das Diebesgut hat einen unschätzbaren Wert und blieb bis heute unauffindbar … Da hat man schon Ruhm und Titel, und dann das: Sie trägt billige Kopien“, stellte Suse abfällig fest.
Elli hatte überhaupt nicht zugehört. Suse, deren Eltern aus sehr einfachen Verhältnissen aufgestiegen waren, war geradezu versessen auf die bessere Gesellschaft. Bei Titeln wie Baron und Graf wurde sie hellhörig. In Lindenhof war Angela von Faber die Einzige, die bei Suse mit ihrer Abstammung punkten konnte. Doch Ellis Freundin Angela legte keinen Wert auf Suse.
„Dass du dich für dieses Räuberpistolen interessierst“, meinte Elli. Sie musste sich beeilen. Schließlich wollte sie sich vor dem Abendessen noch frisch machen und ihre Frisur in Form bringen. Und das Bett war auch noch nicht bezogen.
Die Tür flog auf und Katrin marschierte herein – auf Socken! Die Haare hingen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht. An Händen und Hose klebte Lehm. Sie sah aus, als hätte sie in einem Schlammloch gebadet.
Suse zog ein Gesicht. „Wo kommst du denn her? Du hast doch nicht etwa bei dem scheußlichen Wetter einen Waldspaziergang gemacht?“
Vor dem Fenster ging jetzt ein dichter, kalter Herbstregen nieder. Ungemütlich sah es draußen aus.
„Und so willst du doch hoffentlich nicht im Speisesaal auftauchen?“, fügte Elli hinzu.
Katrin kümmerte sich nicht um die beiden. Sie war bester Laune. Soeben kam sie von ihren kleinen Lieblingen: zwei niedlichen Fledermäusen, die in einem Kellergewölbe vor der Gartenmauer ihr Winterquartier gefunden hatten. Das war ihr wunderschönes Geheimnis. Bisher hatte sie niemandem davon erzählt.
In dem Kellergewölbe war früher einmal das Eis für den Sommer aufbewahrt worden. Aber heutzutage gab es Kühlschränke. Da brauchte man keine Eiskeller mehr, und das Gewölbe stand leer.
Katrin hatte es vor den Ferien rein zufällig entdeckt. Sie hatte spaßeshalber versucht, die schwere Holztür in der Böschung hinter der Mauer aufzuschieben. Zu ihrer großen Überraschung war ihr das tatsächlich gelungen. Und dabei hatte sie die Fledermäuse gefunden. Eigentlich war Katrin nicht die Mutigste. Allein in dämmerigen Höhlen herumzuirren war nicht ihre Sache. Doch ihre Tierliebe war größer als ihre Angst.
Vom ersten Tag der Ferien an hatte Katrin dem Augenblick entgegengefiebert, wenn sie Levin und Leonie wieder besuchen würde. So hatte sie die beiden niedlichen Knopfaugen genannt. Und heute war es endlich so weit gewesen!
In Lindenhof durfte man keine Tiere halten. Es gab nur die Schulkatzen, die hin und wieder die Gänge durchstreiften, und ein paar Singvögel in den großen Vogelkäfigen, die die Schülerinnen regelmäßig säubern mussten.
Fröhlich befreite sich Katrin von ihren lehmigen Kleidern.
Der Grund dafür, dass sie aussah, als hätte sie in Schlamm gebadet, war ganz einfach: Der Regen der vergangenen Wochen hatte die Böschung zum Rutschen gebracht. Der Weg, der an Lindenhof vorbei und weiter in den Wald führte, war schon halb verschüttet. Bei ihrem Ausflug zu den Fledermäusen war Katrin mehrmals ausgerutscht und in den Matsch gefallen.
„Was verschafft uns die Ehre?“, wandte sie sich an Elli, während sie in ihrem Schrank nach einem frischen T-Shirt suchte. Die machte eine abwehrende Handbewegung, schnappte sich ihren Kulturbeutel und verschwand in Richtung der Waschräume.
In den Gängen ertönte bereits die Glocke fürs Abendessen. Jetzt war keine Zeit mehr für lange Erklärungen. Eilig zog sich Katrin eine saubere Hose an und beeilte sich, zum Abendessen zu kommen. Frau Theobald sah es gar nicht gern, wenn die Mädchen nicht pünktlich zur ersten gemeinsamen Mahlzeit nach den Ferien erschienen.
Für das Abendessen hatte sich die Köchin zur Begrüßung etwas ganz Besonderes ausgedacht: Es gab Curryreis mit Hühnchen und pochierten Eiern. Und zum Nachtisch Schokoladencreme mit Ananasstückchen.
Olivia saß neben Nanni und schaute ein wenig verängstigt um sich. Der hohe Speisesaal klang vom Lachen und Schwatzen der Mädchen wider. Da vorne war auch das Mädchen, das so ein Gesicht gezogen hatte, weil sie aus Hannis und Nannis Zimmer ausziehen musste: Elli. Ihre Haare
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