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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Getreidekörnern und warmen Federn und Fischfutter.
    Aus einem Käfig neben der Registrierkasse sprach ein großer Papagei Hannibal auf Japanisch an. Ein alter Japaner mit sympathischem Gesicht kam aus dem Hinterzimmer des Ladens, wo er gekocht hatte.
    » Gomekudasai , Monsieur?«, fragte Hannibal.
    » Irasshaimasi , Monsieur.«
    »lrasshaimasi, Monsieur«, sagte der Papagei.
    »Führen Sie Suzumushi-Grillen, Monsieur?«
    »Non, je suis désolé, Monsieur«, sagte der Zoohändler.
    »Non, je suis désolé , Monsieur«, sagte der Papagei.
    Der Mann sah den Vogel stirnrunzelnd an und wechselte ins Englische, um das aufdringliche Tier in die Schranken zu weisen. »Ich habe allerdings mehrere hervorragende Kampfgrillen. Kühne Kämpfer, immer siegreich, überall da berühmt, wo Grillen Zusammenkommen.«
    »Hier handelt es sich um ein Geschenk für eine Dame aus Japan, die sich um diese Jahreszeit nach dem Gesang der Suzumushi sehnt«, sagte Hannibal. »Eine gewöhnliche Grille kommt dafür nicht infrage.«
    »Ich würde Ihnen selbstverständlich auf keinen Fall eine französische Grille vorschlagen, deren Gesang nur wegen der jahreszeitlichen Assoziationen angenehm ist. Aber eine Suzumushi habe ich nicht zu verkaufen. Vielleicht würde sich die Dame ja auch über einen Papagei mit reichhaltigem japanischem Wortschatz freuen, dessen Redewendungen alle Lebensbereiche umfassen.«
    »Haben Sie vielleicht selbst eine Suzumushi?«
    Der Zoohändler ließ den Blick kurz in die Ferne schweifen. Das Gesetz über die Einfuhr von Insekten und deren Eiern war in der Anfangsphase der neuen Republik noch vage. »Möchten Sie sie einmal hören?«
    »Es wäre mir eine Ehre«, antwortete Hannibal.
    Der alte Japaner verschwand hinter einem Vorhang im hinteren Teil des Geschäfts und kehrte mit einem kleinen Grillenkäfig, einer Gurke und einem Messer zurück. Er stellte den Käfig auf den Ladentisch, schnitt unter den gierigen Blicken des Papageis eine dünne Scheibe von der Gurke ab und schob sie zwischen den Gitterstäben hindurch. Wenige Augenblicke später ertönte das helle Schlittenglockenzirpen der Suzumushi. Der Zoohändler lauschte mit glückseligem Gesicht, als das Lied von Neuem ertönte.
    Der Papagei ahmte den Gesang der Grille nach, so gut er konnte – laut und immer wieder. Als er keine Belohnung dafür erhielt, wurde er ausfallend und begann zu schimpfen. Hannibal musste bei den Tiraden an Onkel Elgars Reden denken. Der Ladeninhaber legte eine Decke über den Käfig des Papageien.
    »M erde«, drang es unter dem Überwurf hervor.
    »Was glauben Sie? Könnte ich wohl die Suzumushi ausleihen, sie sozusagen mieten? Auf wöchentlicher Basis?«
    »Welchen Betrag fänden Sie dafür angemessen?«, fragte der Zoohändler.
    »Ich hatte eigentlich an ein Tauschgeschäft gedacht«, sagte Hannibal und holte eine kleine Tuschezeichnung von einem Käfer auf einem gekrümmten Pflanzenstiel aus seiner Mappe.
    Der Zoohändler fasste die Zeichnung vorsichtig an den Rändern an und hielt sie prüfend ins Licht. Dann lehnte er sie gegen die Ladenkasse. »Ich könnte mich bei meinen Kollegen umhören. Würde es Ihnen etwas ausmachen, nach der Mittagspause noch einmal vorbeizukommen?«
    Hannibal streifte ziellos durch die Stadt, kaufte sich auf einem Markt eine Pflaume und aß sie. Auf seinen Wanderungen kam er auch an einem Geschäft für Jagdbedarf vorbei, in dessen Schaufenster die ausgestopften Köpfe eines Steinbocks und eines Dickhornschafs hingen. In einer Ecke der Auslage lehnte eine edle Holland-&-Holland-Doppelbüchse. Das Holz ihres herrlich gearbeiteten Schafts sah aus, als sei es um das Metall herumgewachsen, und gemeinsam besaßen Holz und Metall die Geschmeidigkeit einer schönen Schlange.
    Die Büchse war auf eine Art elegant und schön, auf die auch Lady Murasaki schön war. Angesichts der ausgestopften Jagdtrophäen in der Auslage des Geschäfts hatte dieser Gedanke etwas Beunruhigendes.
    Als Hannibal einige Stunden später in die Zoohandlung zurückkehrte, erwartete ihn der alte Japaner mit der Grille. »Wäre es möglich, mir den Käfig Ende Oktober wieder zurückzubringen?«
    »Besteht denn keine Aussicht, dass die Grille den Herbst überlebt?«
    »Wenn Sie sie schön warm halten, könnte sie bis in den Winter hinein am Leben bleiben. Sie können mir den Käfig ja zum ... gegebenen Zeitpunkt zurückbringen.« Er reichte Hannibal die Gurke. »Geben Sie der Suzumushi aber nicht alles auf einmal.«
    Als Lady Murasaki abends vom

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