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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Popil.
    »Ich habe sie mir nicht verdient.«
    »Wirklich nicht?«
    »Tragen Sie jemals Ihre zahlreichen Auszeichnungen, Monsieur l’Inspecteur?«
    »Wenn es feierliche Anlässe erfordern.«
    »Pralinen von Fauchon – wie aufmerksam, Inspektor. Sie werden den Geruch der Anstalt vertreiben.«
    »Aber nicht den Duft von Nelkenöl. Lady Murasaki, ich muss über Ihre Aufenthaltsgenehmigung mit Ihnen sprechen.«
    Die beiden gingen auf den Balkon, um sich dort zu unterhalten. Hannibal beobachtete sie durch das Fenster und korrigierte seine Schätzung von Popils Hutnummer auf 57 Zentimeter. Im Lauf ihres Gesprächs stellten Popil und Lady Murasaki die Pflanze immer wieder an einen anderen Platz, um sie unterschiedlichem Lichteinfall auszusetzen. Sie schienen etwas zu benötigen, mit dem sie sich beschäftigen konnten.
    Hannibal machte sich nicht wieder daran, die Rüstung weiter auszupacken, sondern kniete neben der Kiste nieder und legte die Hand auf den mit feinem Leder umwickelten Griff des Kurzschwertes. Durch die Augen der Maske blickte er auf den Polizisten hinaus.
    Er sah Lady Murasaki lachen. Wahrscheinlich hatte Popil einen lahmen Versuch unternommen, witzig zu sein, und sie lachte nur, um ihn nicht zu verletzen, vermutete Hannibal. Als sie wieder hereinkamen, ließ ihn Lady Murasaki mit dem Inspektor allein.
    »Hannibal – kurz bevor dein Onkel starb, versuchte er herauszufinden, was in Litauen mit deiner Schwester geschehen ist. Auch ich kann versuchen, diesbezüglich weitere Erkundigungen einzuziehen. Allerdings ist das in den baltischen Staaten zurzeit nicht einfach – manchmal kooperieren die Sowjets, häufiger tun sie es nicht. Aber ich kann der Sache auf jeden Fall nachgehen.«
    »Danke.«
    »Woran kannst du dich erinnern?«
    »Wir lebten im Jagdhaus. Es gab eine Explosion. Und das Nächste, woran ich mich wieder erinnern kann, ist, dass mich Soldaten auflasen und auf einem Panzer in ein Dorf mitnahmen. Was dazwischen passiert ist, weiß ich nicht mehr. Ich gebe mir zwar große Mühe, mich daran zu erinnern, aber es will mir einfach nicht gelingen.«
    »Ich habe mit Dr. Rufin gesprochen.«
    Hannibal zeigte keine erkennbare Reaktion.
    »Er wollte mir keine näheren Angaben über den Inhalt seiner Gespräche mit dir machen.«
    Auch darauf gab es keine Regung.
    »Aber er meinte, die Sache mit deiner Schwester ginge dir – was vollkommen verständlich ist – sehr zu Herzen. Er meinte, mit der Zeit würden deine Erinnerungen zurückkehren. Wenn du dich also plötzlich wieder an etwas erinnern kannst, sag mir bitte unverzüglich Bescheid.«
    Hannibal sah den Inspektor unverwandt an. »Natürlich, warum nicht?« Er wünschte, er könnte eine Uhr hören. Es wäre jetzt gut gewesen, eine Uhr zu hören.
    »Als wir uns nach ... dem Vorfall mit Paul Momund unterhalten haben, habe ich dir erzählt, dass ich im Krieg mehrere meiner Angehörigen verloren habe. Für mich ist es sehr schwer, daran zurückzudenken. Kannst du dir vorstellen, warum?«
    »Nein, Monsieur l’Inspecteur. Sagen Sie es mir.«
    »Weil ich glaube, ich hätte sie retten müssen. Aus diesem Grund habe ich große Angst davor, auf etwas zu stoßen, was ich hätte tun können, aber unterlassen habe. Wenn dich also eine ähnliche Angst quält, lass nicht zu, dass sie irgendwelche Erinnerungen verdrängt, mit denen wir etwas über das Schicksal deiner Schwester in Erfahrung bringen könnten. Es gibt nichts, was du mir nicht anvertrauen könntest.«
    In diesem Moment kam Lady Murasaki wieder ins Zimmer Popil wechselte das Thema. »Das Lycee ist eine hervorragende Schule, und du hast dir die Aufnahme dort redlich verdient Hannibal. Wenn ich dir in irgendeiner Weise helfen kann werde ich das tun. Ich werde ab und zu in der Schule vorbeischauen, um zu sehen, wie du dich machst.«
    »Aber lieber würden Sie hier vorbeikommen«, sagte Hannibal.
    »Und Sie wären jederzeit willkommen«, fügte Lady Murasaki schnell hinzu.
    »Einen schönen Nachmittag noch, Monsieur l’Inspecteur«, sagte Hannibal.
    Lady Murasaki begleitete Popil zur Tür und kam aufgebracht zurück.
    »Inspektor Popil mag Sie, ich kann es in seinem Gesicht lesen«, sagte Hannibal.
    »Und was kann er in deinem lesen? Es ist gefährlich, ihn zu provozieren.«
    »Sie werden ihn langweilig finden.«
    »Ich finde dein Verhalten ausgesprochen taktlos«, sagte Lady Murasaki. »Das ist doch sonst nicht deine Art. Wenn du zu einem Gast unhöflich sein willst, tu das gefälligst in deinem eigenen

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