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Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising

Titel: Hannibal Lector 04 - Hannibal Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Haus.«
    »Lady Murasaki, ich möchte hier bei Ihnen bleiben.«
    Ihr Ärger verebbte. »Das geht leider auf keinen Fall. Wir werden die Ferien zusammen verbringen und die Wochenenden, aber du musst im Internat der Schule wohnen, so ist es im Lycee üblich. Du weißt, meine Hand ist immer auf deinem Herzen ...«
    Und sie legte sie dorthin.

    Auf seinem Herzen. Die Hand, die Popils Hut gehalten hatte, war auf seinem Herzen. Die Hand, die das Messer an die Kehle von Paul Momunds Bruder gehalten hatte. Die Hand, die das Haar des Metzgers gepackt, seinen Kopf in einen Beutel gesteckt und auf einen Briefkasten gestellt hatte. Sein Herz klopfte gegen ihre Handfläche. Ihr Gesicht unergründlich.

27

    Die Frösche waren schon vor dem Krieg in Formaldehyd konserviert worden, und was ihre Organe an unterscheidenden Farben gehabt haben mochten, war längst ausgelaugt. Im übel riechenden Chemiesaal der Schule gab es jeweils ein Präparat für sechs Schüler. Um jeden Teller, auf dem ein kleiner Froschkadaver lag, hatte sich ein Kreis von Jungen gebildet. Der Tisch war von den Radiergummikrümeln der eifrig zeichnenden Schüler übersät. Weil Heizkohle immer noch Mangelware war, war es kalt im Klassenzimmer. Einige der Jungen trugen Handschuhe mit abgeschnittenen Fingerspitzen.
    Hannibal sah sich den Frosch auf dem Teller nur kurz an und kehrte an sein Pult zurück, um sich an die Arbeit zu machen. Er unternahm zwei solcher Ausflüge.
    Als typischem Lehrer war Professor Bienville grundsätzlich jeder Schüler suspekt, der es vorzog, in der Klasse hinten zu sitzen. Er näherte sich Hannibal von der Seite und sah seinen Verdacht bestätigt, als er feststellte, dass der Junge statt eines Frosches ein Gesicht zeichnete.
    »Hannibal Lecter, warum zeichnest du nicht das Präparat?«
    »Ich bin schon fertig, Herr Professor.« Hannibal hatte das oberste Blatt des Zeichenblocks umgeschlagen. Er klappte es wieder zurück, sodass der Frosch zu sehen war, exakt wiedergegeben, in der richtigen anatomischen Stellung und von einem Kreis umgeben wie Leonardo da Vincis Proportionsstudie des vitruvischen Menschen. Die Innereien waren schraffiert und schattiert.

    Der Professor blickte aufmerksam in Hannibal? Gesicht. Er rückte mit der Zunge sein Gebiss zurecht, bevor er sagte: »Darf ich diese Zeichnung an mich nehmen? Ich kenne da jemanden, der sie unbedingt sehen sollte. Du bekommst auf jeden Fall eine gute Note dafür.«
    Dann klappte Professor Bienville die oberste Seite mit dem Frosch wieder um und betrachtete das Gesicht auf dem Blatt darunter. »Wer ist das?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Professor. Nur ein Gesicht, das ich irgendwo gesehen habe.«
    Tatsächlich war es das Gesicht von Vladis Grutas, aber Hannibal wusste seinen Namen nicht. Es war ein Gesicht, das er im Mond und an der mitternächtlichen Zimmerdecke gesehen hatte.

    Ein Jahr grauen Lichts, das durch Klassenzimmerfenster fiel. Wenigstens war das Licht diffus genug, um darin zeichnen zu können, und die Klassenzimmer änderten sich, als die Lehrer Hannibal eine Klasse überspringen ließen, und dann noch eine und noch eine.
    Endlich Ferien.
    Im herannahenden ersten Herbst seit dem Tod des Grafen und Chiyohs Abreise würden sich Lady Murasakis Verluste häufen. Als ihr Mann noch lebte, hatte sie im Herbst mit Graf Lecter, Hannibal und Chiyoh auf der Wiese vor dem Château immer wieder Essen im Freien veranstaltet, um den Erntemond zu betrachten und den Herbstinsekten zu lauschen.
    Jetzt las sie Hannibal auf dem Balkon ihrer Wohnung in Paris einen Brief Chiyohs vor, in dem sie von ihren Hochzeitsvorbereitungen berichtete. Sie beobachteten, wie der Mond allmählich voll wurde, aber es waren keine Grillen zu hören.

    Früh am nächsten Morgen klappte Hannibal im Wohnzimmer sein Feldbett zusammen und fuhr mit dem Rad über die Seine in den Jardin des Plantes, um dort wieder einmal die Menagerie aufzusuchen und seine Erkundigungen einzuziehen. An diesem Tag gab es Neuigkeiten für ihn, einen handschriftlich beschriebenen Zettel mit einer Adresse darauf.
    Zehn Minuten Fahrt weiter südlich, an der Einmündung der Rue Ortolan in die Place Monge, fand er die Zoohandlung Poissons tropicaux, petits Oiseaux & Animaux exotiques.
    Hannibal nahm eine kleine Zeichenmappe aus seiner Satteltasche und betrat das Geschäft.
    In der kleinen Tierhandlung gab es Reihen von Aquarien und Käfigen, viel Gezwitscher und Gepiepe und das unablässige Surren von Hamsterlaufrädern. Es roch nach

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