Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
habe. Ich muß sie immer antreiben.« Tunberry blickte sich kurz um, nahm sein Handtuch von der Bank und drapierte es, ganz Richter, dem Todesurteile leicht von der Hand gehen, wie eine Robe um seine Schultern. Seine Augen strahlten. Manche Leute müssen ihre Wut mobilisieren, um stark zu wirken, dachte Crawford, als er Tunberrys Mund beim Sprechen beobachtete. »Was die Geschichte der verstorbenen Mrs. Drumgo mit ihrem MAC 10 und ihrem Crack-Labor angeht, die mit einem Baby auf dem Arm erschossen worden ist: Die Rechtsaufsicht verlangt nach einem Opfer. Frisches, blökendes Fleisch. Desgleichen die Medien. Die DEA muß ihnen einen Brocken hinwerfen. Das BATF muß es, wir müssen es. Aber in unserem Fall wären sie vielleicht auch mit einem Stück Federvieh zufrieden. Krendler meint, wir sollten ihnen Clarice Starling servieren. Dann würden sie uns in Frieden lassen. Ich stimme mit ihm überein. BATF und DEA müssen die Suppe für die Planung der Razzia auslöffeln. Starling hat abgedrückt.« »Auf eine Polizistenmörderin, die zuerst geschossen hat.« »Es sind die Bilder, Jack. Du begreifst es einfach nicht. Die Öffentlichkeit hat nicht gesehen, wie Evelda Drumgo John Brigham erschoß. Die Leute haben nicht gesehen, wie Evelda das Feuer auf Starling eröffnet hat. Du siehst es nicht, wenn du nicht weißt, auf was du zu schauen hast. 200 Millionen Menschen, von denen ein Zehntel zur Wahl geht, haben Evelda Drumgo auf der Straße sitzen sehen, wie sie versucht, ihr Baby zu schützen. Jemand hat ihr dabei das Hirn weggeblasen. Sag es nicht, Jack - ich weiß, daß du eine Zeitlang gedacht hast, Starling sei dein Protege. Aber sie hat eine vorlaute Klappe, Jack, und sie ist mit gewissen Leuten von Anfang an nicht richtig warm geworden -« »Krendler ist ein Sesselfurzer.« »Hör mir gut zu, und unterbrich mich nicht, bis ich fertig bin. Starlings Karriere war ohnehin im Sinkflug begriffen. Die Verwaltung macht ihr den Abgang leicht. Starling nimmt in rechtlicher Hinsicht keinen Schaden. Der Papierkram wird nicht schlimmer als bei einer zeitweiligen Suspendierung vom Dienst aussehen - sie wird wieder einen Job bekommen. Jack, du hast etwas Großartiges für das FBI geleistet, du hast die Abteilung für Verhaltensforschung aufgebaut. Viele Leute glauben, daß du es mit etwas mehr Werbung in eigener Sache viel weiter als nur zum Abteilungsleiter hättest bringen können, daß du einfach mehr verdient hast. Ich werde der erste sein, der das auch öffentlich sagt, Jack. Du wirst als stellvertretender Direktor in den Ruhestand gehen. Darauf gebe ich dir mein Wort.« »Du meinst, wenn ich mich aus dieser Sache raushalte?« »Den normalen Gang der Ereignisse vorausgesetzt, Jack. Wenn wieder Ruhe eingekehrt ist im Königreich, wird genau das passieren. Jack, schau mich an.« »Ja, Direktor Tunberry?« »Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl. Halt dich raus aus der Angelegenheit. Setz nicht alles aufs Spiel, Jack. Manchmal muß man wissen, wann es Zeit ist, wegzuschauen. Ich habe das auch schon getan. Hör zu, ich weiß, es ist hart. Glaube mir, ich weiß, wie du dich fühlst.« »Wie ich mich fühle? Ich fühle mich wie jemand, der dringend unter die Dusche muß«, sagte Crawford.

KAPITEL 5
    Starling war eine gute, aber keine überpenible Hausfrau. Ihre Hälfte des Doppelhauses war sauber, und sie fand bei Bedarf alles. Doch Dinge hatten bei ihr die Angewohnheit, sich anzusammeln unsortierte, saubere Wäsche, zu viele Zeitschriften an zu wenigen Orten. Ihre Wäsche pflegte sie grundsätzlich erst in allerletzter Minute zu bügeln. Auf Fragen der Kleiderordnung verschwendete sie kaum Zeit. Mit anderen Worten, sie kam gut zurecht. Wenn sie Ordnung um sich brauchte, dann ging sie durch die gemeinsame Küche in Ardelias Hälfte. War Ardelia da, profitierte sie von ihrem Rat, was immer hilfreich war, wenn auch zuweilen treffender, als ihr lieb war. War Ardelia nicht da, durfte Starling die perfekte Ordnung von Mapps Wohnung nutzen, um nachzudenken, solange sie dort nichts von sich zurückließ. Und so saß sie heute hier, in einer dieser Wohnungen, die den Geist ihrer Bewohner atmen, unabhängig davon, ob diese nun zu Hause sind oder nicht .Starling saß da und schaute auf die Police der Lebensversicherung von Mapps Großmutter, die in einem von Hand gefertigten Rahmen an der Wand hing, so wie sie auch schon in dem Farmhaus der Großmutter und während Ardelias Kindheit in der Sozialwohnung ihrer Eltern gehangen hatte. Mapps

Weitere Kostenlose Bücher