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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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lesen, was sie hatten« - sie las es schnell laut vor -: »ein bemerkenswert dunkles und glänzendes Ragout, dessen Zutaten nicht näher erläutert wurden, auf Safran-Reis, Sein Geschmack war auf dunkle Weise betörend, mit einer großartigen Abstufung der Grundtöne, was sich nur durch unendlich sorgfältige Reduktion des Fonds erzielen läßt. Keines seiner Opfer ist je als Zutat des Ragouts identifiziert worden. Es geht noch weiter - hier beschreibt der Artikel en detail das besondere Besteck und Geschirr. Wir checken die Kreditkartenkäufe von Geschirr und Kristallwaren.« Krendler schnaubte verächtlich. »Sehen Sie hier, aus diesem Zivilprozeß geht hervor, daß er noch immer das Geld für einen Kronleuchter von Steuben schuldig geblieben ist, und die >Galeazzo Motor Company< aus Baltimore hat ihn auf die Herausgabe seines Bentley Anarch verklagt. Wir gehen den Verkäufen von neuen und gebrauchten Bentleys nach. So viele sind es nicht. Das gleiche gilt für den XJR Jaguar. Wir haben die Frischedienste gebeten, auf die Verkäufe von Wildschweinfleisch zu achten, und wir werden eine Woche, bevor die Rothühner aus Schottland hereinkommen, einen Rundbrief herausgeben.« Sie hackte in die Tastatur ihrer Workstation und rief eine Liste auf. Als ihr der Atem Krendlers über den Nacken strich, trat sie von der Maschine zurück. »Ich habe einen Antrag auf Bewilligung von Mitteln gestellt, um die Mitarbeit einiger der Schwarzmarktgrößen auf dem Ticketmarkt in New York und San Francisco organisieren zu können - es gibt einige Orchester und Streichquartette, die er sehr schätzt. Er bevorzugt die sechste oder siebte Reihe und sitzt immer am Gang. Ich habe unseren ganzen Charme gegenüber dem >Lincoln Center< und >Kennedy Center< und den meisten anderen Konzerthallen spielen lassen. Vielleicht können Sie uns ja etwas aus dem DOJ-Budget zukommen lassen, Mr. Krendler.« Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »Wir haben die neuen Abonnenten einiger Kulturjournale, die er in der Vergangenheit abonniert hatte, gecheckt - Anthropologie, Linguistik, Physical Review, Mathematik, Musik.« »Holt er sich eigentlich SM-Huren, diese Art von Unterhaltung? Stricher?« Starling konnte spüren, wie Krendler die Frage genoß. »Unserem Wissensstand nach nicht, Mr. Krendler. Man hat ihn bei Konzerten in Baltimore verschiedentlich in Begleitung von attraktiven Frauen gesehen. Ein paar von ihnen haben sich in Baltimore bei wohltätigen Veranstaltungen hervorgetan. Wir haben deren Geburtstage im Blick - wegen der Geschenkeinkäufe. Keine von ihnen ist unseres Wissens je zu Schaden gekommen, und keine hat sich bereit erklärt, mit uns über ihn zu sprechen. Im Hinblick auf seine sexuellen Präferenzen tappen wir im dunkeln.« »Ich habe ihn mir immer als Schwulen vorgestellt.« »Und wie kommen Sie zu dieser Annahme, Mr. Krendler?« »All das geschmäcklerische Intellektuellengehabe. Kammermusik und Teekränzchen. Ich meine das nicht persönlich, wenn Sie ein Faible für solche Leute oder gar Freunde unter ihnen haben. Was ich Ihnen hauptsächlich klarmachen will, Starling: Ich will hier Kooperation sehen. Hier gibt es keine kleinen Lehnsgüter. Ich will Durchschläge von jedem 302er, will jede Stechkarte, jede Spur. Habe ich mich klar ausgedrückt, Starling?« »Ja, Sir.« An der Tür sagte er: »Vergessen Sie es nicht. Vielleicht verbindet sich hiermit ja die Chance, Ihre Situation zu verbessern. Ihre sogenannte Karriere könnte so ziemlich jede Hilfe vertragen, deren sie habhaft werden kann.« Die Dunkelkammer in spe war schon mit Ventilatoren ausgestattet. Starling schaute Krendler in die Augen, als sie sie einschaltete, um den Geruch seines Aftershaves und der Schuhwichse absaugen zu lassen. Krendler stieß die Vorhänge beiseite und verließ grußlos das Zimmer. Die Luft vor Starling flimmerte wie Hitzeschlieren auf dem Schießstand. In der Halle hörte Krendler Starlings Stimme hinter sich. »Ich begleite Sie nach draußen, Mr. Krendler.« Auf Krendler wartete ein Wagen mit Chauffeur. Er war immer noch auf der Ebene, wo ihm der Fahrdienst nur auf Abruf zur Verfügung stand und er sich mit einem Mercury Grand Marquis Sedan begnügen mußte. Draußen unter freiem Himmel, bevor er in den Wagen einsteigen konnte, sagte sie: »Auf ein Wort, Mr. Krendler.« Krendler drehte sich mit einem fragenden Blick nach ihr um. Könnte ja der Schimmer von etwas sein. Zornige Kapitulation womöglich? Er war sofort hellwach. »Wir sind hier draußen

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