Hannibal
mit Rot, Blau und Gelb gepunkteten Elektrophoreselinien. Das Sample waren Mundschleimhautpartikel von der Zahnbürste aus dem Palazzo Capponi, die in einer Kuriertasche des diplomatischen Dienstes aus Italien eingeflogen worden war. » Ummmm umm umm umm«, brummte sie vor sich hin und wählte Starlings Telefonnummer in Quantico. Eric Pickford nahm ab. »Hi, könnte ich bitte mit Clarice Starling sprechen?« »Sie hat für heute Schluß gemacht, und ich bin zuständig, wie kann ich Ihnen helfen?« »Haben Sie ihre BeeperNummer?« »Sie ist auf der anderen Leitung. Was haben Sie denn?« »Würden Sie ihr bitte ausrichten, daß Benning vom DNA -Labor angerufen hat. Sagen Sie ihr bitte, daß die Zahnbürste und der Pfeil ein Treffer sind. Es handelt sich in beiden Fällen um Dr. Lecter. Und bitten Sie sie, mich zurückzurufen.« »Geben Sie mir bitte Ihre Durchwahl. Sicher, ich werde es ihr sagen. Danke.« Starling war nicht auf der anderen Leitung. Pickford rief Paul Krendler zu Hause an. Als Starling A. Benning im Labor nicht zurückrief, war die Technikerin ein wenig enttäuscht. A. Benning hatte bei dem Job einige Überstunden gemacht. Sie ging nach Hause, lange bevor Pickford Starling überhaupt erst zu Hause anrief. Mason wußte es eine Stunde vor Starling. Er sprach kurz mit Paul Krendler. Er nahm sich Zeit und ließ seine Atemzüge kommen. Er war ganz klar im Kopf. »Es ist Zeit, Starling herauszuschießen, bevor das FBI auf die Idee kommt, aktiv zu werden und sie als Köder ins Spiel zu bringen. Heute ist Freitag. Sie haben das ganze Wochenende. Leiten Sie die entsprechenden Dinge in die Wege, Krendler. Geben Sie den Spaghettifressern einen Tip wegen der Anzeige, und sorgen Sie dafür, daß sie fliegt. Es ist Zeit, daß sie geht. Und, Krendler?« »Ich wünschte, wir könnten etwas -« »Tun Sie es ganz einfach, und wenn Sie die nächste Ansichtskarte von den Cayman Islands bekommen, wird eine ganz neue Zahl unter der Briefmarke stehen.« »In Ordnung, ich werde -«, sagte Krendler und hörte das Freizeichen. Das kurze Gespräch war wider Erwarten sehr ermüdend für Mason. Als letztes, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel, zitierte er Cordell zu sich und sagte zu ihm: »Laß die Schweine kommen.«
KAPITEL 64
Es ist weitaus anstrengender, ein halbwildes Schwein gegen seinen Willen irgendwohin zu bewegen, als einen Menschen zu kidnappen. Schweine sind schwieriger in Schach zu halten als Menschen, und die großen sind stärker als ein Mann und lassen sich auch nicht durch ein Gewehr einschüchtern. Außerdem gilt es die Hauer im Auge zu behalten, sofern man an Bauch und Beinen unversehrt bleiben möchte. Mit Hauern bewehrte Schweine schlitzen instinktiv den Bauch auf, wenn sie mit einer aufrechtgehenden Spezies wie dem Menschen oder Bären kämpfen. Von Natur aus zerfetzen sie nicht die Achillessehne, können dieses Verhalten aber schnell erlernen. Wenn man ein Tier am Leben erhalten will, darf man es nicht mit Elektroschocks traktieren, da Schweine zum Herzinfarkt neigen. Carlo Deogracias, der Schweinemeister, hatte die Geduld eines Krokodils. Er hatte mit der Sedierung von Tieren experimentiert und benutzte dasselbe Azepromazin, das für den Einsatz gegen Dr. Lecter vorgesehen war. Nun wußte er genau, wieviel notwendig war, um ein hundert Kilo schweres Wildschwein ruhigzustellen, und kannte das Dosierungsintervall, das es über vierzehn Stunden hinweg sediert hielt, ohne Folgewirkungen zu zeitigen. Da die Verger-Firma in großem Umfang Tiere im- und exportierte und ein wohlgelittener Partner des Department of Agriculture in Sachen Tierzuchtprogramme war, wurde Masons Schweinen die Einreise leichtgemacht. Der tierärztliche Fragebogen 17-129 wurde, wie erforderlich, zusammen mit den tierärztlichen eidlichen Erklärungen aus Sardinien und 39,50 Dollar
Verbraucherabgabe für fünfzig Ampullen mit tiefgefrorenem Samen, die Carlo mitbringen wollte, zum »Animal and Plant Health Inspection Service« in Riverdale, Maryland, gefaxt. Die Einfuhrgenehmigungen für Schweine und Samen kamen per Fax zusammen mit der Verzichterklärung auf die ansonsten übliche Key-West-Quarantäne für Schweine und einer Bestätigung, daß ein Inspektor direkt an Bord des Flugzeugs die Schweine am BaltimoreWashington International Airport freigeben würde. Carlo und seine Helfer, die Brüder Piero und Tommaso Falcione, bauten die Transportkisten zusammen. Es waren ausgezeichnete Kisten mit Schiebetüren an beiden Enden, mit Sand
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