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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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ist das?« »Ich kann ein guter Freund sein, Barney. Komm doch morgen rüber ins Haus. Judy kocht, ich koche.« »Yeah, aber vielleicht kochst du keinen Deut besser als ich.« »Stell mich auf die Probe«, sagte Margot.

KAPITEL 62
    Dr. Lecter hielt eine Flasche Chateau Petrus gegen das Licht. Er hatte sie am Tag zuvor aufrecht hingestellt, für den Fall, daß sich Ablagerungen gebildet haben sollten. Er schaute auf die Uhr und beschloß, daß es an der Zeit war, den Wein zu öffnen. Dr. Lecter betrachtete dies als ein ernsthaftes Risiko, ein größeres, als er eigentlich bereit war, einzugehen. Er wollte nichts überstürzen. Er wollte sich an der Farbe des Weines in einer kristallenen Karaffe erfreuen. Was, wenn er den Korken zu früh gezogen hatte und dann beschloß, daß nichts von seinem heiligen Atem beim Dekantieren verloren gehen durfte? Im Licht zeigte sich eine kleine Ablagerung. Er zog den Korken so vorsichtig, als hätte er einen Schädel zu öffnen, und legte den Wein in eine Ausgußvorrichtung, die von einer Kurbel und einer Schraube reguliert wurde und die Flasche im Minutentakt schwenkte. Sollte doch die salzige Luft einen Teil der Arbeit übernehmen. Danach würde er sich entscheiden. Er entfachte ein Feuer aus grobfaseriger Holzkohle und genehmigte sich einen Drink, Lillet mit einer Scheibe Orange über Eis, während er über den fond nachdachte, an dem er schon seit Tagen arbeitete. Dr. Lecter wandelte bei der Zubereitung der Brühe auf den inspirierenden Spuren von Alexander Dumas. Es war keine drei Tage her, kurz nach seiner Rückkehr aus dem Hirschjagd-Revier, als er dem Suppentopf eine fette Krähe hinzugegeben hatte, die sich gerade mit Wacholderbeeren vollgestopft hatte. Kleine schwarze Federn schwammen auf dem sanft schaukelnden Wasser der Bucht. Die Schwungfedern hatte er aufgehoben, um daraus Plektra für sein Cembalo zu machen. Nun zerdrückte Dr. Lecter Wacholderbeeren und begann, Schalotten in einer kupfernen Kasserolle glasig werden zu lassen. Mit einem sauberen Chirurgenknoten band er einen wollenen Faden um ein frisches Bouquet garni und schöpfte in der Kasserolle Brühe darüber. Das Filet, das Dr. Lecter aus dem irdenen Topf hob, war von der Marinade ganz dunkel und tropfte. Er tupfte es trocken und bog das spitz zulaufende Ende auf sich selbst zurück und band es zusammen, um die Dicke des Fleisches über die Länge hin konstant zu halten. Das Feuer hatte genau die richtige Hitze - glühend heiß in der Mitte und an den Rändern glimmend. Das Filet zischte bei der Berührung mit dem Eisen auf, und blauer Rauch wirbelte über dem Garten, als bewegte er sich zu der Musik aus Dr. Lecters Lautsprechern. Er spielte Henrys VIII. bewegende Komposition »If True Love Reigned«. Spät in der Nacht, die Lippen rot von dem Chateau Petrus, ein kleines Kristallglas mit honigfarbenem Chateau d’Yquem auf der Ablage für die Kerzen, spielt Dr. Lecter Bach. Vor seinem inneren Auge läuft Starling durch das Laub. Das Hochwild schreckt vor ihr auf und jagt den Berghang hinter Dr. Lecter hinauf, der still auf dem Hügel sitzt. Laufen, immer nur laufen, er ist inzwischen bei der »Variation Zwei« der Goldberg-Variationen, das Kerzenlicht umspielt seine sich bewegenden Hände - ein Stich in der Musik, ein Blitz aus blutigem Schnee und dreckigen Zähnen, diesmal kaum mehr als ein Blitz, der mit einem klaren Ton verschwindet, einem kräftigen thock, einem Armbrustbolzen, der durch einen Schädel fährt -, und wir haben wieder die schönen Wälder vor uns und das Fließen der Musik und Starling, wie sie, in das bestäubte Licht getaucht, dem Blick entschwindet. Ihr Pferdeschwanz wippt wie der Wedel eines Weißwedelhirsches auf und nieder. Ohne weitere Unterbrechung spielt er den Satz bis zum Ende durch, und die süße Stille danach war genauso reich wie das Bouquet des Chateau d’Yquem. Dr. Lecter hob sein Glas gegen die Kerze. Sie
schimmerte dahinter wie Licht auf dem Wasser, und der Wein hatte die Farbe der Wintersonne auf Clarice Starlings Haut. Ihr Geburtstag nahte, fiel dem Doktor ein. Er fragte sich, ob wohl noch eine Flasche Chateau d’Yquem aus ihrem Geburtsjahr existierte. Vielleicht war ein Geschenk für Clarice Starling angebracht, die in drei Wochen genauso lange gelebt haben würde wie Jesus Christus.

KAPITEL 63
    In dem Augenblick, als Dr. Lecter sein Glas gegen die Kerze hob, hielt A. Benning, die Überstunden im DNA-Labor machte, ihr letztes Gel gegen das Licht und schaute auf die

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