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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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vertrat eine Bandbreite an Meinungen und Auffassungen, die von kindlich bis penetrant reichten. Sie konnte ihm den Kontext bieten. Margots Ausbildung war ebenso umfassend wie bodenständig und vom Verstand bestimmt. Aber das Bodenständige ruhte auf ihrer Mentalität, wie die Erde für diejenigen, die sie für eine Scheibe halten, auf einer Schildkröte ruht. Margot Verger ließ Barney für seinen Witz über das Pinkeln im Sitzen bezahlen. Sie glaubte, daß ihre Beinmuskeln stärker waren als Barneys, was sich auch bewahrheitete. Sie gab vor, bei kleineren Gewichten
Schwierigkeiten zu haben, verlockte ihn zu einer Wette an der Beinpresse und gewann ihre hundert Dollar zurück. Darüber hinaus nutzte sie ihren Gewichtsvorteil - sie war leichter - und schlug ihn bei den einarmigen Pull-ups. Aber sie setzte nur auf ihren rechten Arm, da der linke aufgrund einer Verletzung aus Kindertagen, die Mason ihr während eines Streits zugefügt hatte, deutlich schwächer war. Abends, wenn Barneys Schicht bei Mason vorbei war, trainierten sie manchmal zusammen, beobachteten sich gegenseitig beim Bankdrücken. Sie waren mit Ernst bei der Sache, bis auf ihr Atmen war es ruhig im Raum. Und wenn Margot ihre Sporttasche packte und in Richtung der Familienwohnräume verschwand, die für die Bediensteten off limits waren, wünschten sie sich lediglich gute Nacht. An diesem Abend kam sie mit Tränen in den Augen direkt aus Masons Raum ins Fitneßstudio. »Hey, hey«, sagte Barney. »Alles in Ordnung?« »Der übliche Familienscheiß, wenn du weißt, was ich meine. Es geht schon wieder«, sagte Margot. Sie trainierte wie eine Besessene, viel zuviel Gewicht, viel zu viele Wiederholungen. Einmal ging Barney zu ihr hinüber, nahm ihr eine Hantel ab und schüttelte den Kopf. »Sie werden sich noch eine Zerrung holen.« Sie verausgabte sich noch immer auf dem Fahrrad, als er Schluß machte und unter der dampfend heißen Dusche des Studios stand und das Wasser den langen Tag abwaschen ließ. Es war eine Gemeinschaftsdusche mit vier Duschköpfen über Kopfhöhe und ein paar extra Duschköpfen in Hüft - und Oberschenkelhöhe. Barney liebte es, zwei Duschen gleichzeitig aufzudrehen und beide Wasserstrahle auf seinen großen Körper zu richten. Im Handumdrehen war Barney in dichte Dampfschwaden gehüllt, die bis auf das prasselnde Wasser auf seinem Kopf alles um ihn herum ausschlössen. Barney liebte es, unter der Dusche seinen Gedanken nachzuhängen: Wolken aus Dampf. Die Wolken. Aristophanes. Dr. Lecter, der über die Eidechse sprach, die auf Sokrates pißte. Er begriff mit einemmal, daß ihn so jemand wie Doemling, bevor er dem unbarmherzigen Hammer von Dr. Lecters Logik ausgesetzt war, ohne weiteres hätte herumschubsen können. Als er eine weitere Dusche angehen hörte, achtete er zunächst nicht darauf und schrubbte sich weiter ab. Auch die anderen Angestellten benutzten das Fitneßstudio, allerdings in der Regel frühmorgens oder am späten Nachmittag. Es entsprach der männlichen Etikette, anderen Duschenden in der Gemeinschaftsdusche eines Fitneßstudios keine Beachtung zu schenken, aber er fragte sich doch, wer das wohl war. Er hoffte, nicht Cordell, der ihm unheimlich war. Es wäre ungewöhnlich gewesen, wenn jemand anders so spät noch duschte. Wer, zum Teufel, war das? Barney drehte sich um und ließ das Wasser auf Nacken und Schulterblätter trommeln. Wolken aus Dampf, Bruchstücke der Person neben ihm tauchten aus den Schwaden wie Fragmente eines Freskos auf einer gekachelten Wand auf. Da eine massige Schulter, dort ein Bein. Eine wohlgeformte Hand, die einen muskulösen Hals und Schultern schrubbte, korallenfarbene Fingernägel. Das war Margots Hand. Das dort waren lackierte Fußnägel. Da war Margots Bein. Barney hielt seinen Kopf wieder unter den pulsierenden Wasserstrahl und holte tief Luft. Nebenan wusch sich die Gestalt weiter routiniert ab. Jetzt war das Haar dran. Das war Margots Waschbrettbauch. Auf ihren kleinen Brüsten, die auf einer mächtigen Brustmuskulatur ruhten, reckten sich die Brustwarzen dem herabströmenden Wasser entgegen. Das war Margots Scham, scharf konturiert am Übergang von Körper und Oberschenkel. Und das da mußte Margots Pussy sein, eingerahmt von blondem, an den Kanten ausrasiertem Pelz. Barney holte so tief Luft, wie er konnte, und hielt den Atem an ... er spürte, wie sich ein Problem bei ihm anbahnte. Sie glänzte wie ein Pferd, und die Muskeln traten durch das harte Training besonders deutlich

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