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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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»Vielen Dank, Sir. Ihre Anteilnahme ehrt mich.« Die Verfolger von der Presse warteten bereits in einem Wagen vor der Ausfahrt der Tiefgarage auf sie. Starling drehte den Mustang auf, um sie abzuhängen, und fing sich drei Blocks vom J. Edgar Hoover Building die Straße hinunter einen Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit ein. Die Fotografen schössen Bilder, während der Streifenpolizist das Ticket ausstellte. Direktor Noonan saß an seinem Schreibtisch, als das Meeting vorüber war, und rieb sich die Druckstellen, die die Brille auf seinem Nasenrücken hinterlassen hatte. Daß sie Starling losgeworden waren, störte ihn nicht sonderlich - er glaubte sowieso, daß Frauen etwas Emotionales an sich hatten, das nicht zum Bureau paßte. Aber es schmerzte ihn, mit ansehen zu müssen, wie Jack Crawford heruntergeputzt wurde. Jack war einer der Ihren, einer der Boys gewesen. Möglicherweise war Jack, was das Starling-Mädchen anging, auf einem Auge blind, so etwas kam mitunter vor - Jacks Frau war tot, und überhaupt. Noonan selbst hatte einmal eine Woche lang seinen Blick nicht von einer bildhübschen Stenotypistin lassen können, hatte sie loswerden müssen, bevor sie ernsthafte Schwierigkeiten machte. Noonan setzte seine Brille wieder auf und nahm den Aufzug in die Bibliothek hinunter. Er fand Jack Crawford in einem Sessel im Lesesaal sitzend, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Noonan dachte zunächst, er schliefe. Crawfords Gesicht sah grau und eingefallen aus, und er schwitzte. Er öffnete die Augen und schnappte nach Luft. »Jack?« Noonan klopfte ihm auf die Schulter, berührte sein mit kaltem Schweiß bedecktes Gesicht. Noonans Stimme gellte laut in der Bibliothek: »Hey, Aufsicht, rufen Sie einen Krankenwagen!« Man brachte Crawford zunächst auf die Krankenstation des FBI. Von dort wurde er auf die Herz-Intensivstation des Jefferson Memorial Hospital verlegt.

KAPITEL 73
    Krendler hätte sich keine bessere Presse wünschen können. Der neunzigste Geburtstag des FBI war für die Presseleute mit einer Tour in das neue Krisenzentrum verbunden. Die Fernsehnachrichten nutzten die Gunst der Stunde und den freien Zugang zum J. Edgar Hoover Building. C-SPAN brachte die Bemerkungen des ehemaligen Präsidenten Bush zusammen mit denen des Direktors live in voller Länge, CNN sendete Ausschnitte der Reden während der laufenden Berichterstattung, und die großen
Nachrichtenstationen brachten Kurzberichte in den
Abendnachrichten. Als die Würdenträger vom Podium stiegen, kam Krendlers großer Augenblick. Unser junger Freund mit dem Messerhaarschnitt, der nahe der Bühne stand, gab das Stichwort. »Mr. Krendler, entspricht es der Wahrheit, daß Special Agent Clarice Starling die Untersuchung des Falles Hannibal Lecter entzogen wurde?« »Ich denke, es ist noch verfrüht und wäre unfair gegenüber der Agentin, das zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu kommentieren. Was ich bestätigen kann, ist, daß das Büro des Inspector General sich der Sache Lecter angenommen hat. Es wurde gegen niemanden Anzeige erstattet.« CNN bekam auch Wind von der Geschichte. »Mr. Krendler, wie aus italienischen
Nachrichtenquellen zu erfahren ist, soll Dr. Lecter von staatlicher Seite aus eine Warnung erhalten haben. Steht die Suspendierung von Special Agent Starling damit in Zusammenhang? Ist das der Grund, warum anstatt der Dienstaufsichtsbehörde das Büro des Inspector General involviert ist?« »Ich kann und will ausländische Presseberichte nicht kommentieren, Jeff. Ich kann nur sagen: Unser Büro untersucht Anschuldigungen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht bewiesen sind. Wir haben unseren eigenen Beamten gegenüber genauso eine Verantwortung zu tragen wie gegenüber unseren Freunden in Übersee«, sagte Krendler und stieß dabei den Finger in die Luft wie Kennedy. »Der Fall Hannibal Lecter ist in guten Händen, nicht nur in den Händen von Paul Krendler, sondern auch in denen von Experten aus allen Bereichen des FBI und des Justizministeriums. Wir haben ein Projekt initiiert, über das wir, sobald es Früchte getragen hat, die Öffentlichkeit unterrichten werden.« Der deutsche Lobbyist, Dr. Lecters Vermieter, hatte sein Haus mit einem riesigen Grundig
Fernsehgerät ausgestattet und versucht, es in das Dekor einzubeziehen, indem er eine seiner kleineren Bronzen von Leda und dem Schwan auf das ultramoderne Gehäuse gestellt hatte. Dr. Lecter schaute einen Film mit dem Titel »Eine kurze Geschichte der Zeit«, über den großen

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