Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
dem Duft, der der Schachtel entströmte. Er wies mit dem Finger auf den Adreßaufkleber, wobei er sich keine große Mühe gab, ihn Starling zu zeigen. »An Sie in Arlington adressiert, Special Agent Starling. Mr. Montenegro, hätten Sie bitte die Freundlichkeit, uns zu erläutern, mit was für Gegenständen wir es hier zu tun haben?« Der italienische Diplomat ging die in Seidenpapier eingeschlagenen Artikel durch, seine Manschettenknöpfe blitzten auf. »Ja, das hier sind Lotionen, sapone di mandorle, die berühmte Mandelseife der Santa Maria Novella in Florenz, der Farmacia dort, und einige Parfüms. Die Art von Dingen, die sich Menschen schenken, die einander in Liebe zugetan sind.« »Die sind doch hoffentlich auf Reiz- und Giftstoffe hin untersucht worden, Clint?« fragte Noonan Starlings ehemaligen Vorgesetzten. Pearsall sah irgendwie beschämt aus. »Ja«, sagte er. »Es geht keine Gefahr von ihnen aus.« »Ein Liebespräsent«, sagte Krendler mit einiger Befriedigung in der Stimme. »Und hier haben wir den dazugehörigen Liebesbrief.« Er entfaltete das Pergament, das der Schachtel beigelegt war, und hielt es hoch. Man sah das Bild von Starlings Gesicht aus der Boulevardpresse mit dem geflügelten Körper einer Löwin. Er wendete das Blatt, um Dr. Lecters gestochen scharfe Handschrift zu lesen: »Haben Sie jemals darüber nachgedacht, Clarice, warum die Philister Sie nicht verstehen? Sie sind die Antwort auf Samsons Rätsel: Sie sind der Honig in der Löwin.« »Il miele dentro la leonessa, wie schön«, sagte Montenegro und prägte es sich für den eigenen Gebrauch zu einem späteren Zeitpunkt ein. »Es ist was!« fragte Krendler. Der Italiener winkte ab, wohl wissend, daß Krendler niemals die Schönheit der Sprachmelodie in Lecters Metapher begreifen noch deren taktile Anspielung irgendwo anders fühlen würde. »Der Inspector General wünscht die Angelegenheit wegen der internationalen Folgen von hier ab zu übernehmen«, sagte Krendler. »Worauf es hinauslaufen wird, auf eine disziplinarrechtliche Anzeige oder eine Strafanzeige, hängt ganz davon ab, was wir im Zuge der Untersuchung noch zutage fördern werden. Sollte es zu einer Strafanzeige kommen, Special Agent Starling, wird die Angelegenheit der >Abteilung zur Bekämpfung der Korruption in öffentlichen Ämtern« im Justizministerium übergeben. Die übernehmen dann alles Weitere vor Gericht. Sie werden rechtzeitig informiert, um sich vorbereiten zu können. Direktor Noonan ...« Noonan holte tief Luft und schwang die Axt. »Clarice Starling, hiermit suspendiere ich Sie für die Zeit, bis in dieser Angelegenheit entschieden worden ist, vom Dienst. Sie werden Ihre Waffen und Ihren Dienstausweis aushändigen. Ihr Zugang zu allen staatlichen Einrichtungen, ausgenommen den öffentlich zugänglichen, ist hiermit widerrufen. Sie werden aus dem Gebäude eskortiert. Bitte übergeben Sie Waffen und Dienstausweis an Special Agent Pearsall. Wenn ich Sie bitten dürfte?« Während sie auf den Tisch zuging, sah Starling die Männer einen Augenblick lang wie Pappfiguren in einem Schießwettbewerb. Sie hätte die vier töten können, bevor einer von ihnen seine Hand an der Waffe hatte. Der Moment verstrich. Sie zog ihre .45er aus dem Holster und schaute Krendler ruhig in die Augen, als sie das Magazin in ihre Hand gleiten ließ, es auf den Tisch legte und die Patrone aus der Pistolenkammer springen ließ. Krendler fing die Patrone in der Luft auf und drückte sie, bis seine Knöchel weiß wurden. Als nächstes waren ihre Marke und ihr Dienstausweis dran. »Haben Sie nicht noch eine Zweitwaffe?« fragte Krendler. »Und ein Schrotgewehr?« »Starling?« half Noonan nach. »Eingeschlossen in meinem Wagen.« »Andere Ausrüstungsgegenstände?« »Ein Helm und eine kugelsichere Weste.« »Mr. Marshai, Sie werden besagte Gegenstände an sich nehmen, nachdem Sie Miss Starling zu ihrem Fahrzeug begleitet haben«, sagte Krendler. »Sind Sie im Besitz eines abhörsicheren Handys?« »Ja.« Krendler hob gegenüber Noonan die Augenbrauen. »Geben Sie es zurück«, sagte Noonan. »Ich möchte etwas sagen. Ich denke, ich habe ein Recht darauf.« Noonan schaute auf seine Uhr. »Schießen Sie los.« »Das ist ein abgekartetes Spiel. Ich glaube, Mason Verger versucht aus persönlicher Rachsucht, Dr. Lecter auf eigene Faust zur Strecke zu bringen. Ich glaube, daß er ihn in Florenz nur um Haaresbreite verfehlt hat. Ich glaube, daß Mr. Krendler mit Verger unter einer Decke steckt

Weitere Kostenlose Bücher