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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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geschickt. Noonan griff nach der vor ihm liegenden Akte. »Würden Sie sich bitte für die Aufzeichnung identifizieren?« »Special Agent Clarice Starling. Gibt es denn eine Aufzeichnung, Direktor Noonan? Ich wäre froh, wenn es eine gäbe.« Als er nicht antwortete, sagte sie: »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meinerseits das Gespräch aufzeichne?« Sie zog einen kleinen, robusten Nagra -Taperecorder aus ihrer Handtasche. Krendler ergriff das Wort. »Normalerweise würde diese Art von
vorbereitendem Treffen im Büro des Inspector General im Justizministerium stattfinden. Wir machen es ausnahmsweise hier, weil es für alle Beteiligten wegen der heutigen Feierlichkeiten bequemer ist, aber die Regeln des IG behalten trotzdem ihre Gültigkeit. Die Angelegenheit bedarf eines gewissen diplomatischen Fingerspitzengefühls. Kein Tape.« »Die Vorwürfe, Mr. Krendler«, sagte Noonan. »Agent Starling, Sie sind der rechtswidrigen Weitergabe hochsensibler Daten an einen flüchtigen Verbrecher angeklagt«, sagte Krendler und hielt sein Gesicht sorgfältig unter Kontrolle. »Insbesondere werden Sie angeklagt, diese Anzeige hier in zwei italienischen Zeitungen aufgegeben zu haben, um den auf der Flucht befindlichen Hannibal Lecter davor zu warnen, daß seine Verhaftung unmittelbar bevorstand.« Der Federal Marshai brachte Starling eine verschmierte Seite von La Nazione. Sie hielt sie zum Fenster hin, um die eingekreiste Stelle zu lesen: A. A. Aaron Stelle dich bitte den örtlichen Behörden, die Feinde sind ganz, in deiner Nähe. Hannah. »Was sagen Sie dazu?« »Das stammt nicht von mir. Ich habe es noch nie zuvor gesehen.« »Wie erklären Sie sich den Umstand, daß der Brief das Codewort >Hannah< verwendet, das lediglich Dr. Lecter und dem Bureau bekannt ist? Das Codewort, das Lecter Sie gebeten hat zu benutzen.« »Ich habe keine Ahnung. Wer hat das entdeckt?« »Der Dokumentationsdienst in Langley stieß bei der Übersetzung von La Naziones
Berichterstattung über Lecter darauf.« »Wenn der Code innerhalb des Bureaus so geheim gehalten wird, wie hat ihn dann der Dokumentationsdienst in Langley in der Zeitung erkennen können? Der Dokumentationsdienst gehört zum CIA. Fragen wir ihn doch, wer seine Aufmerksamkeit auf >Hannah< gelenkt hat.« »Ich bin mir sicher, daß der Übersetzer mit der Lecter-Akte vertraut war.« »So vertraut? Das bezweifle ich. Fragen wir ihn doch, wer ihm nahelegte, danach Ausschau zu halten. Außerdem, wie hätte ich wissen sollen, daß Dr. Lecter in Florenz war?« »Sie waren doch diejenige, die auf die Computeranfrage der Questura von Florenz bezüglich der VICAP-Files von Lecter stießen«, sagte Krendler. »Die Anfrage ging ein paar Tage vor Pazzis Tod ein. Wir wissen nicht, wann Sie sie entdeckt haben. Warum sonst sollte die Questura in Florenz nach Lecter fragen?« »Aus welchem Grund hätte ich ihn warnen sollen? Direktor Noonan, warum ist diese Angelegenheit überhaupt Sache des IG? Ich bin jederzeit bereit, mich einem Lügendetektortest zu unterziehen. Rollen Sie ihn nur herein.« »Die Italiener haben auf diplomatischem Weg gegen den Versuch protestiert, einem gesuchten Verbrecher in ihrem Land eine Warnung zukommen zu lassen«, sagte Noonan. Er wies auf den rothaarigen Mann neben sich. »Darf ich vorstellen? Mr. Montenegro von der italienischen Botschaft.« 388
»Guten Morgen, Sir. Und wie haben es die Italiener
herausgefunden?« fragte Starling. »Nicht durch Langley, nehme ich an.« »Diplomatische Meinungsverschiedenheiten haben den Ball in unser Spielfeld befördert«, sagte Krendler, noch bevor Montenegro zu einer Antwort ansetzen konnte. »Wir wollen die Angelegenheit zur Zufriedenheit der italienischen Behörden aus der Welt schaffen, und zu meiner und des IG. Wir wollen einen sauberen Schnitt. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn sämtliche Fakten auf den Tisch kommen. Was ist das überhaupt zwischen Ihnen und Dr. Lecter, Miss Starling?« »Ich habe Dr. Lecter verschiedentlich auf Anweisung von Abteilungsleiter Jack Crawford befragt. Seit Dr. Lecters Flucht habe ich über den Zeitraum von sieben Jahren zwei Briefe von ihm bekommen. Sie haben sie beide«, sagte Starling. »Wir haben mehr«, sagte Krendler. »Das hier gelangte gestern in unsere Hände. Was Sie sonst noch von ihm bekommen haben, wissen wir nicht.« Er griff hinter sich, um eine mit vielen Briefmarken beklebte und von der Post ramponierte Pappschachtel hervorzuzaubern. Krendler tat so, als erfreute er sich an

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