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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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einer der Chirurgie vorbehaltenen Krankenhausapotheke nahe dem Waschraum aufbewahrt. Sie enthält eine Reihe von Präparaten, die in der Krankenhausapotheke ein Stockwerk tiefer nicht zu finden sind, insbesondere die sehr starken Sedativa und die exotischen, sedierenden Hypnotika, die eine Operation am offenen Herzen oder Gehirn bei einem wachen und ansprechbaren Patienten erlauben. Die Apotheke ist den ganzen Tag über besetzt, und die Schränke dort sind nicht verschlossen, solange sich der Apotheker im Raum aufhält. Tritt während einer Herzoperation ein Notfall ein, gibt es nicht die Zeit, lange nach dem Schlüssel zu suchen. Dr. Lecter, der seinen Mundschutz trug, stieß die Schwingtüren zu den Operationssälen auf. Um Fröhlichkeit bemüht, hatte man die Chirurgie mit einer Reihe leuchtender Farbkombinationen gestrichen, die sogar von Sterbenden als aufreizend empfunden wurden. Vor Dr. Lecter trugen sich ein paar Arzte an der Anmeldung in eine Anwesenheitsliste ein und gingen weiter zum Waschraum. Dr. Lecter nahm das Klemmbrett mit der Liste in die Hand und tat so, als trüge er sich ein. Der an der Wand aushängende Zeitplan zeigte die Entfernung eines Hirntumors, der ersten dieses Tages, in Operationssaal B, Beginn in zwanzig Minuten, an. Im Waschraum zog Dr. Lecter seine Handschuhe aus und steckte sie in seine Tasche. Dann wusch er sich sorgfältig die Hände bis zu den Ellbogen, trocknete sie ab, puderte sie und streifte neue Handschuhe über. Raus in die Vorhalle jetzt. Die Apotheke sollte die nächste Tür auf der rechten Seite sein. Nein. Eine rotgelb gestrichene Tür mit der Aufschrift NOTSTROMAGGREGATE und vor ihm die Flügeltüren zum Operationssaal B. Eine Schwester blieb neben ihm stehen. »Guten Morgen, Doktor.« Dr. Lecter hustete hinter seinem Mundschutz und murmelte: »Guten Morgen.« Vor sich hin brummend, machte er kehrt und ging, als ob er dort etwas vergessen hätte, zum Waschraum zurück. Die Schwester schaute ihm einen Moment lang nach und ging dann in den Operationssaal. Dr. Lecter streifte die Handschuhe ab und warf sie in den Abfalleimer. Niemand achtete auf ihn. Er nahm sich ein weiteres Paar. Sein Körper war im Waschraum, tatsächlich aber raste er durch die Vorhalle seines Gedächtnispalasts an der Büste von Plinius vorbei die Treppe zum Architektursaal hoch. In der hell erleuchteten Räumlichkeit, die von Christopher Wrens Modell der St. Paul Cathedral beherrscht wurde, warteten die Baupläne des Krankenhauses, an ein Zeichenbrett geheftet, auf ihn. Die Grundrisse der Operationssäle des Maryland Misericordia Hospital aus dem Grundbuchamt. Da war er. Dort war die Apotheke. Nein. Die Pläne waren falsch. Es mußte Baumaßnahmen gegeben haben, nachdem die Pläne abgelegt worden waren. Die Generatoren waren spiegelverkehrt auf der anderen Seite des Ganges, hin zum Operationssaal A, zu erkennen. Vielleicht hatte jemand die Aufkleber vertauscht. So mußte es sein. Er konnte es sich nicht leisten herumzuschnüffeln. Dr. Lecter kam aus dem Waschraum und wandte sich nach links zum Operationssaal A den Gang hinunter. Das Schild besagte MRI, Magnetresonanzbildgebung. Weitergehen. Die nächste Tür - die Apotheke. Sie hatten den auf dem Plan eingezeichneten Raum in ein MRI-Labor und einen Raum zur Unterbringung der Arzneimittel aufgeteilt. Die schwere Tür zur Apotheke stand offen und war mit einem Anschlag festgeklemmt. Dr. Lecter duckte sich schnell in den Raum, löste die Arretierung und zog die Tür hinter sich zu. Ein dicklicher Apotheker kauerte auf dem Boden und war gerade dabei, etwas in ein unteres Regal einzuräumen. »Kann ich Ihnen helfen, Doktor?« »Ja, bitte.« Der junge Mann war im Aufstehen begriffen, kam aber nicht mehr dazu. Ein dumpfer Schlag mit dem Totschläger, und der Apotheker ließ einen Wind abgehen, als er auf dem Boden zusammenbrach. Dr. Lecter hob das Vorderteil seines OP-Kittels hoch und stopfte es hinter die Gartenschürze, die er darunter trug. Er bewegte sich schnell an den Regalen entlang auf und nieder, las buchstäblich mit Lichtgeschwindigkeit die Etiketten ab: Ambien, Amorbarbital, Amytal, Chloralhydrat, Dalmane, Dalmadorn, Haidon.
Dutzendweise ließ er Röhrchen in seinen Taschen verschwinden. Dann stand er vor dem Kühlschrank, las und entnahm: Midazolam, Noctec, Scopolamin, Pentothal, Quazepam, Solzidem. In weniger als vierzig Sekunden war Dr. Lecter wieder zurück auf dem Gang und zog die Tür der Apotheke hinter sich ins Schloß. Er ging erneut

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