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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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durch den Waschraum und überprüfte sein Äußeres im Spiegel auf Ausbeulungen. Dann ohne Hast zurück durch die Schwingtüren, das Namensschildchen bewußt auf den Kopf gedreht, den Mundschutz auf und die Brille über den Augen. Die beidäugigen Linsen waren hochgeklappt. Puls zweiundsiebzig. Ein paarmal ein schroffer Gruß an andere Ärzte. Mit dem Fahrstuhl hinunter. Nach unten, nach unten. Immer noch den Mundschutz auf. Auf das Klemmbrett schauen, das er sich wahllos gegriffen hatte. Eintretende Besucher mochten es etwas seltsam finden, daß er seine Gesichtsmaske aufbehielt, bis er die Stufen hinunter und weg war von den Überwachungskameras. Passanten auf der Straße fragten sich vielleicht, warum ein Doktor einen so
heruntergekommenen alten Pick-up fuhr. Im Operationstrakt fand ein Anästhesist, nachdem er mehrmals ungeduldig an die Tür der Apotheke geklopft hatte, den noch immer bewußtlosen Apotheker. Es dauerte weitere fünfzehn Minuten, bevor das Fehlen der Arzneimittel festgestellt wurde. Als Dr. Silverman wieder zu sich kam, lag er mit heruntergelassenen Hosen neben der Toilette zusammengesackt auf dem Boden. Er wußte nicht, wie er in das Zimmer gekommen war, und hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Er dachte zunächst, daß er einen Filmriß gehabt hatte, möglicherweise einen kleinen Schlaganfall, der durch eine Überanstrengung beim Stuhlgang verursacht worden war. Er wagte es, aus Angst, ein Blutgerinnsel herbeizuführen, kaum, sich zu bewegen, und erleichterte sich auf dem Fußboden, bis er endlich in der Lage war, seine Hand auf den Gang hinauszustrecken. Eine Untersuchung ergab, daß er eine leichte Gehirnerschütterung hatte. Dr. Lecter hielt noch zweimal an, bevor er sich auf den Weg nach Hause machte. Er legte einen Zwischenstopp bei einer Poststelle in einem der Vororte von Baltimore ein, um ein Paket abzuholen, das er per Internet von einer Firma für Trauerkleidung bestellt hatte. Es war ein hinten geteilter Smoking mit fixiertem Hemd und Krawatte. Alles, was er jetzt noch benötigte, war der Wein, etwas wahrhaft, wahrhaft Festliches. Dafür mußte er nach Annapolis fahren. Es wäre schön gewesen, wenn er den Jaguar für die Fahrt gehabt hätte.

KAPITEL 75
    Krendler war gerade auf dem Weg hinaus in die Kälte zum Joggen, als Eric Pickford ihn in seiner Wohnung in Georgetown anrief. Er mußte den Reißverschluß seines Trainingsanzugs öffnen, um nicht zu überhitzen. »Eric, gehen Sie in die Cafeteria, und rufen Sie mich von dem öffentlichen Münzfernsprecher dort an.« »Wie bitte, Mr. Krendler?« »Tun Sie, was ich Ihnen sage.« Krendler streifte das Stirnband und die Handschuhe ab und warf sie auf das Klavier in seinem Wohnzimmer. Mit einem Finger trommelte er den Rhythmus der Titelmelodie von »Dragnet«, bis die Unterhaltung weitergehen konnte. »Starling ist Technikfreak, Eric. Wir wissen nicht, ob oder wie sie ihre Telefonapparate aufgerüstet hat. Wir bleiben mit den Regierungsgeschichten auf der sicheren Seite.« »Jawohl, Sir. Starling hat mich angerufen, Mr. Krendler. Sie wollte ihre Pflanze und ihr Zeug haben - diesen dümmlichen Wettervogel, der aus einem Glas trinkt. Aber sie hat mir auch etwas erklärt, was wirklich funktioniert. Sie sagte, wir sollten bei verdächtigen Zeitschriftenabonnements die letzte Ziffer der Postleitzahl weglassen, wenn die Differenz drei oder weniger beträgt. Sie sagte, daß Dr. Lecter unter Umständen mehrere Poststellen benutzt, die nicht weit voneinander entfernt liegen.« »Und?« »Ich habe auf diese Weise einen Treffer gelandet. Das Journal of
Neurophysiology’s geht zu einer Postleitzahl, und Physia Scripta und ICARUS gehen zu einer anderen. Sie liegen ungefähr zehn Meilen auseinander. Die Abonnements laufen unter verschiedenen Namen und wurden per Geldanweisung bezahlt.« »Was ist ICARUS?« »Es ist das internationale Fachorgan für Studien zum Sonnensystem. Er war vor zwanzig Jahren ein Abonnent der ersten Stunde. Die Poststellen liegen in Baltimore. Normalerweise stellen sie die Zeitschriften um den Zehnten eines Monats herum zu. Ich hab’ aber noch was, ist vor einer Minute reingekommen, den Verkauf einer Flasche Chateau, wie heißt das, Yuckum?« »Yeah, es wird wie EEE-Kim ausgesprochen. Was ist damit?« »Ein unglaublich nobler Weinhändler in Annapolis. Ich hab’ den Kauf in den Computer eingegeben, und er schlug in die Liste der exponierten Daten ein, die Starling angelegt hat. Das Programm warf Starlings Geburtsjahr

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