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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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gesagt, als Sie in dem Aufzug in der Weinhandlung eingelaufen sind und ihren Blechstern gezückt haben, Krendler? Daß Sie gerade an der Behinderten-Olympiade teilnehmen?« Mason zeigte zunehmend weniger Respekt, seitdem Krendler seine Schecks eingelöst hatte. Aber Krendler war nicht zu beleidigen, wenn seine Interessen auf dem Spiel standen. »Ich sagte, ich sei undercover. Wie sieht die Überwachung von Starling aus?« »Erzähl es ihm, Margot.« Mason schien sich seinen Atem für Wichtigeres aufsparen zu wollen. »Wir haben zwölf unserer Sicherheitsleute aus Chicago eingeflogen. Sie sind in Washington. Drei Teams. Ein Mitglied in jedem Team stammt aus Illinois. Falls die Polizei sie bei dem Versuch erwischt, Lecter aufzugreifen, werden sie einfach sagen, daß sie ihn erkannt hätten und es sich um eine vorläufige Festnahme durch Bürger handle, bla bla bla. Das Team, das ihn erwischt, übergibt ihn Carlo. Sie kehren nach Chicago zurück, und das ist auch schon alles, was sie wissen.« Das Band lief. »Einen Augenblick - Cordell, spul es dreißig Sekunden zurück«, sagte Mason. »Schaut euch das an.« Die
Überwachungskamera filmte den Bereich zwischen Eingangstür und Kasse. In dem stummen, verschwommenen Bilderreigen der Videokamera kam ein Mann zur Tür herein. Er trug eine Kappe mit spitzem Schild, ein Lumberjack und Fäustlinge. Er hatte einen Vollbart und eine Sonnenbrille auf der Nase. Er drehte sich mit dem Rücken zur Kamera und schloß bedächtig die Tür hinter sich. Es dauerte einen Augenblick, bis der Kunde dem Angestellten erklärt hatte, was er wollte. Dann folgte er dem Mann aus dem Bild zu den Weinregalen nach. Drei schier endlos lange Minuten verstrichen. Schließlich kamen beide wieder ins Blickfeld der Kamera. Der Angestellte wischte den Staub von der Flasche und umwickelte sie mit Verpackungsmaterial, bevor er sie in eine Tüte tat. Der Kunde zog seinen rechten Handschuh aus und bezahlte bar. Man konnte sehen, wie der Mund des Angestellten ein »Danke schön« in den Rücken des Mannes murmelte, als dieser die Weinhandlung verließ. Ein paar Sekunden vergingen. Der Angestellte rief jemandem außerhalb der Kamera etwas zu. Ein schwergewichtiger Mann kam ins Bild gerannt und hastete zur Tür hinaus. »Das ist der Inhaber, der Kerl, der den Pick-up gesehen hat«, sagte Krendler. »Cordell, kannst du das Stück herauskopieren und den Kopf des Kunden vergrößern?« »Eine Sekunde, Mr. Verger. Er wird allerdings etwas verschwommen sein.« »Tu es ganz einfach.« »Er hat den linken Handschuh anbehalten«, sagte Mason. »Vielleicht haben Sie mich mit dem Röntgenbild, das ich gekauft habe, doch beschissen.« »Sagte nicht Pazzi, daß er seine Hand hat operieren lassen? Daß der Extrafinger entfernt wurde?« fragte Krendler. »Pazzi könnte seinen Finger auch in Lecters Arsch gehabt haben, was weiß ich, wem ich hier trauen kann. Du hast ihn doch mit eigenen Augen gesehen, Margot, was denkst du? War das Lecter?« »Es ist immerhin achtzehn Jahre her«, sagte Margot. »Ich hatte nur drei Sitzungen bei ihm, und er stand immer hinter seinem Schreibtisch, als ich hereinkam. Er ging nicht im Raum herum. Er war die Ruhe selbst. Ich erinnere mich mehr an seine Stimme als an alles andere.« Cordells Stimme kam krächzend über die Gegensprechanlage. »Mr. Verger, Carlo ist da.« Carlo roch nach Schweinen und mehr. Den Hut vor der Brust, trat er in den Raum. Der ranzige Geruch von Wildschweinwurst, der seinem Kopf entströmte, ließ Krendler geräuschvoll durch die Nase ausatmen. Als Zeichen des Respekts ließ der sardische Kidnapper den Hirschzahn, auf dem er kaute, in seiner Backentasche verschwinden. »Carlo, schau dir das an. Cordell, spul zurück und laß ihn wieder zur Tür hereinkommen.« »Das ist der stronzo, der Hurensohn«, sagte Carlo. Die Person auf dem Bildschirm hatte keine vier Schritte getan. »Der Bart ist neu, aber so bewegt er sich.« »Du hast seine Hände in Firenze gesehen, Carlo?« »Si.« »Fünf oder sechs Finger an der Linken?« »... fünf.« »Du zögerst?« »Nur weil ich darüber nachdenken mußte, was cinque auf englisch heißt. Es sind fünf, da bin ich mir ganz sicher.« Masons Kiefer mit den entblößten Zähnen klappte nach unten, was bei ihm so etwas wie ein Lächeln bedeuten sollte. »I love it. Er trägt den Fäustling, um die sechs Finger in seiner Beschreibung vorzutäuschen«, sagte er. Vielleicht war der Carlo entströmende Geruch über die Wasserpumpe in das

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