Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
aus. Das ist das Jahr, in dem sie diesen Wein gemacht haben, ihr Geburtsjahr. Die betreffende Person zahlte dreihundertfünfundzwanzig Dollar in bar für den Wein und -« »War das, bevor oder nachdem Sie mit Starling gesprochen haben?« »Unmittelbar danach, ist keine Minute her -« »Sie weiß also nichts davon?« »Nein. Ich sollte -« »Wollen Sie ernsthaft behaupten, daß der Händler Sie wegen des Kaufs einer Flasche Wein angerufen hat?« »Jawohl, Sir. Sie hat hier Notizen hängen. Es gibt davon nur drei Flaschen an der Ostküste. Sie hat alle drei verzeichnet. Eigentlich bewundernswert, meinen Sie nicht auch?« »Wer hat sie gekauft - wie hat er ausgesehen?« »Männlicher Weißer, mittlere Größe, hat einen Bart. Er muß regelrecht vermummt gewesen sein.« »Hat die Weinhandlung eine Überwachungskamera?« »Ja, Sir, das war das erste, wonach ich gefragt habe. Ich habe gesagt, daß wir jemanden wegen des Bandes vorbeischicken. Das habe ich aber noch nicht in die Wege geleitet. Der Angestellte in der
Weinhandlung hatte zwar unser Rundschreiben nicht gelesen, aber den Verkauf dem Inhaber erzählt, weil das ein so ungewöhnliches Ereignis war. Der Inhaber rannte nach draußen und sah die betreffende Person - er nimmt jedenfalls an, daß sie es war - in einem alten Pick-up davonfahren. Grau mit einem auf der Ladefläche montierten Schraubstock. Falls es wirklich Lecter ist, glauben Sie, daß er den Wein Starling schicken wird? Wir sollten sie besser warnen.« »Nein«, sagte Krendler. »Sie erzählen ihr nichts.« »Soll ich es ans Schwarze Brett der VICAP und an die Lecter-Akte hängen?« »Nein«, sagte Krendler, fieberhaft nachdenkend. »Haben Sie eine Antwort von der Questura wegen des Computers von Lecter?« »Nein, Sir.« »Dann dürfen Sie es auf keinen Fall in die VICAP-Datenbank eingeben, solange wir nicht wissen, ob es dort nicht von Lecter gelesen wird. Er könnte über Pazzis Zugangscode verfügen. Oder Starling könnte es lesen und ihm wie schon in Florenz eine Nachricht zukommen lassen.« »Oh, richtig, ich begreife. Die Außenstelle Annapolis kann ja das Band organisieren.« »Am besten, Sie überlassen die Angelegenheit allein mir.« Pickford gab ihm die Adresse des Weinhändlers durch. »Überprüfen Sie aber auch weiterhin die Abonnements«, instruierte ihn Krendler. »Sie können Crawford über die Geschichte mit den Abonnements informieren, wenn er wieder an seinen Schreibtisch zurückkehrt. Er wird die Überwachung der Poststellen nach dem Zehnten des Monats organisieren.« Krendler rief Masons Nummer an und lief von seiner Wohnung in Georgetown los. Er trabte leicht und locker in Richtung Rock Creek Park. In der
heraufdämmernden Nacht waren nur sein weißes Nike-Stirnband, seine weißen Nike-Schuhe und der weiße Streifen an der Seite seines Nike-Trainingsanzugs zu sehen, so als gäbe es keinen Mann unter den Markennamen. Es war ein flotter halbstündiger Lauf. Er hörte das Knattern der Rotorblätter des Helikopters, gerade als er den Hubschrauberlandeplatz des nahegelegenen Zoos vor sich sah. Er tauchte unter den sich drehenden Rotorblättern hindurch und erreichte das Trittbrett, ohne sein Lauftempo zu verlangsamen. Das Abheben des Jet-Helikopters ließ ihn erschauern. Die Stadt und die erleuchteten Denkmäler fielen unter ihm zurück, als der
Hubschrauber ihn in die Höhen trug, die er seiner Meinung nach verdiente, nach Annapolis dem Band entgegen und zu Mason.

KAPITEL 76
    »Wirst du das verfickte Ding endlich fokussieren, Cordell?« In Masons tiefer Radiostimme mit ihren lippenlosen Konsonanten klangen die Worte eher nach »herhickte« und »hokussieren«. Krendler stand in dem abgedunkelten Teil des Raumes neben Masons Bett, um den von der Decke hängenden Bildschirm besser sehen zu können. In der Wärme von Masons Raum hatte er sich das Oberteil seines Yuppie-Trainingsanzugs auf die Taille
heruntergezogen, die Ärmel um die Hüfte geschlungen und stellte sein Princeton-T-Shirt zur Schau. Sein Stirnband und seine Schuhe schimmerten im Licht des Aquariums. In Margots Augen hatte Krendler die Schultern eines Huhns. Sie hatten kaum voneinander Notiz genommen, als er angekommen war. Die
Überwachungskamera der Weinhandlung verfügte weder über ein Bandzählwerk noch über einen Timer, und das Weihnachtsgeschäft war lebhaft. Cordell spulte durch eine Vielzahl von Einkäufen von Kunde zu Kunde. Mason überbrückte die Zeit damit, unausstehlich zu sein. »Was haben Sie eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher