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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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jeden wie auch immer gearteten sachdienlichen Hinweis zahlen zu wollen. Nicht nur für Hinweise, die zur Ergreifung und Verurteilung führen. Sie waren dazu verpflichtet, uns diese Informationen zugänglich zu machen. Haben Sie das in jedem Fall getan?« »Das kann man so nicht sagen, aber es gab niemals etwas, das es wert gewesen wäre, es Ihnen und Ihren Leuten zugänglich zu machen.« »Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie einige der Spuren auf eigene Faust verfolgt?« »Immer nur so weit, bis ich sicher war, daß sie im Sande verliefen. Und warum auch nicht - ihr Leute vom FBI habt uns zu keinem Zeitpunkt an irgend etwas teilhaben lassen. Wir hatten einen Tip aus Kreta, der sich als wertlos erwies, und einen aus Uruguay, der sich nicht überprüfen ließ. Ich will, daß Sie eines wissen, das Ganze hier hat nichts mit Rache zu tun, Miss Starling. Ich habe Dr. Lecter vergeben, so wie Gott der Herr den römischen Soldaten vergeben hat.« »Mr. Verger, Sie haben meiner Behörde gegenüber angedeutet, daß Sie über relevante Informationen verfügen.« »Werfen Sie einen Blick in die Schublade am Tischende.« Starling nahm aus ihrer Handtasche ein paar weiße Handschuhe und streifte sie über. In der Schublade lag ein großer Manila -Umschlag. Er war steif und schwer. Sie zog eine Röntgenaufnahme heraus und hielt sie gegen das helle Deckenlicht. Das Röntgenbild zeigte eine linke Hand, die verletzt zu sein schien. Sie zählte die Fin ger. Vier plus Daumen. »Schauen Sie sich die Mittelhandknochen an. Wissen Sie, wovon ich spreche?« »Ja.« »Zählen Sie die Knöchel.« Fünf Knöchel an der Zahl. »Zählt man den Daumen mit, hatte diese Person sechs Finger an der linken Hand. Wie Dr. Lecter.« »Wie Dr. Lecter.« Die Ecke der Röntgenaufnahme, die die Nummer und den Ort der Aufnahme hätte zeigen müssen, war mit der Schere abgeschnitten worden. »Woher stammt diese Aufnahme, Mr. Verger?« »Rio de Janeiro. Um mehr darüber zu erfahren, muß ich zahlen. Eine Menge Geld. Können Sie mir sagen, ob diese Röntgenaufnahme die Hand von Dr. Lecter zeigt? Ich muß das wissen, wenn ich dafür zahlen soll.« »Ich werde mein Bestes tun, Mr. Verger. Wir werden unser Bestes tun. Haben Sie noch den Umschlag, in dem die Aufnahme an Sie geschickt wurde?« »Margot verwahrt ihn in einer Klarsichthülle. Sie wird Ihnen den Umschlag aushändigen. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, Miss Starling, die Unterhaltung hat mich ziemlich müde gemacht. Ich glaube, es muß jemand nach mir sehen.« »Sie hören von uns, Mr. Verger.« Starling hatte kaum den Raum verlassen, als Mason Verger in eines der Röhrchen blies und fragte: »Cordell?« Der Pfleger kam aus dem Kinderzimmer herein und las ihm aus einer Akte vor, die die Aufschrift »Department of Child Welfare« der Stadt Baltimore trug. »Franklin, nicht wahr? Schicke Franklin herein«, sagte Mason und schaltete das Licht aus. Der kleine Junge stand allein unter dem hellen Licht über der Sitzgruppe und starrte in die Dunkelheit. Die sonore Stimme erklang: »Bist du Franklin?« »Franklin«, sagte der kleine Junge. »Wo wohnst du, Franklin?« »Bei Mama und Shirley und Stringbean.« »Ist Stringbean die ganze Zeit bei euch?« »Der drinnen und draußen.« »Sagtest du: >Der drinnen und draußenMama< ist nicht deine wirkliche Mama, oder, Franklin?« »Sie meine Pflegemama.« »Das ist nicht deine erste Pflegemutter, oder?« »Neiiin.« »Gefällt es dir bei euch zu Hause, Franklin?« Sein Gesicht begann zu strahlen. »Wir haben Kitty Cat. Mama macht Hamburger im Ofen.« »Wie lange wohnst du schon dort, in Mamas Haus?« »Weiß ich nicht.« »Hast du schon einmal dort deinen Geburtstag gefeiert?« »Ja, einmal. Shirley hat Kool-Aid gemacht.« »Magst du Kool-Aid?« »Erdbeer.« »Liebst du Mama und Shirley?« »Ja doch, und Kitty Cat.« »Willst du weiter dort wohnen? Fühlst du dich sicher dort, wenn du in dein Bettchen gehst?« »Jaaah. Ich schlafe mit Shirley in einem Zimmer. Shirley ist schon ein ganz großes Mädchen.« »Franklin, du kannst nicht länger bei Mama und Shirley und Kitty Cat wohnen bleiben. Du mußt dort weg.« »Wer sagt das?« »Die Regierung sagt das. Mama hat ihre Arbeit und ihre Erlaubnis verloren, Kinder in Pflege nehmen zu dürfen. Die Polizei hat eine Marihuana-Zigarette in eurem Haus gefunden. Wenn die Woche vorbei ist, wirst du Mama nicht wiedersehen. Auch Shirley und Kitty Cat kannst du dann nicht mehr sehen.« »Nein«, sagte

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