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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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zurück an den Hörer und erkundigte sich, wer da sei. Ich sagte ihr, wer da sei, und was er wolle. Sie erklärte mir, ihr Mann sei in der Stadt, werde aber gleich zurückkommen, und ich solle zum Mittagessen vorbeischauen. Ich nahm dankend an, schmiß den Hörer in die Gabel und flüchtete nach draußen.

3
    Das Ehepaar Löff wohnt in Nieder-Eschbach. Ein Großstadt-Reihenhaus-Randgebiet.
    Die Nummern auf den hängenden Glasoder Plastiklaternen vor den Häusern sind das einzige, was die beigen, aneinandergereihten Schuhkartons mit Ziegeldach unterscheidet. Überall gepflegter, grüner, vier mal vier Meter großer Rasenteppich, eingerahmt von säuberlich angeordneten Blumensträuchern. Drumherum ein niedriger, dunkelbraun gebeizter Jägerzaun mit scharfen Spitzen, zu nichts anderem gut, als fallenden kleinen Kindern die Augen auszustechen. An langen Sommerabenden stinkt der Holzkohlengrill, und aufgeregte Familienväter hüpfen in dunkelblauen Trainingsanzügen, Wurst und Kotelett schwingend, durch den Garten. Langsam steuerte ich den Opel durch die ruhige Straße und hielt Ausschau nach Nummer vierunddreißig. Gußeisern gekringelt fand ich sie neben einer blau geriffelten Glastür. Ich parkte den Wagen und stieg aus. In der Ferne brummte ein Mofa. Aus den geöffneten Fenstern kam Geruch von halbgarem Essen auf die Straße. Hinter einem vergitterten Parterrefenster trällerte eine Frauenstimme. »Die Gedanken sind frei…«
    Ich stieß die Pforte auf, stolperte über einen blöde grinsenden Gartenzwerg und drückte auf die Klingel. Es machte hell Bimbam. Wenig später öffnete Frau Löff in buntgeblümter Küchenschürze die Tür.
    »Herr Kayankaya! Herein in die gute Stube, das Essen ist gleich fertig. Mein Mann sitzt im Wohnzimmer.«
    Für ihre sechzig Jahre war sie gut in Schuß. Ihr Mann dagegen führte, außer der Salatzucht, ein recht unausgefülltes Rentnerdasein. Am liebsten verbringt Theobald Löff seine Zeit damit, willigen Zuhörern Heldentaten aus vergangenen Polizeijahren zu schildern.
    Ich ging durch den niedrigen, hellbraun tapezierten Flur hindurch ins Wohnzimmer. Als das Ehepaar Löff vor Jahren hier eingezogen war, hatte es zuallererst den riesigen Fernseher in die Ecke gestellt und, von ihm ausgehend, den Rest des Raumes eingerichtet. Eine mit kaffeebraunem Cord bezogene Sitzgarnitur rankte sich um das Monstrum. Vereinzelte Sessel standen in Richtung Flimmerkasten. Selbst die Lampen waren so gedreht, daß sie, angeschaltet, ein angenehm gedämpftes Licht geben mußten. An den Wänden hingen Stiche von irgendwelchen Burgen und Teppiche mit ländlichen Motiven. Frau Löff häkelte sie an langen Winterabenden. So sahen sie jedenfalls aus. Auf zwei Teetischen lagen Gartenprospekte und Fernsehprogramme verstreut.
    Löff saß mit gefalteten Händen in seinem Sessel. Er sah hinaus auf ein Fleckchen Garten.
    Als ich eintrat, stand er auf und schlurfte in seinen Frotteepantoffeln auf mich zu.
    »Tag, Herr Kayankaya, freut mich, Sie mal wieder zu sehen.«
    Ich schüttelte sein dünnes Händchen. Löff hat dichtes, graues Haar, man meint im ersten Moment, das sonst zierlich-klapperige Männchen habe eine Fellmütze auf dem Kopf. Das Gesicht ist schmal und überzogen von kleinen Fältchen, wie ein eingetrockneter Apfel. Seine enorme Säbelnase ragt einem aufdringlich entgegen.
    »Tag, Herr Löff, wie gehts? Was macht die Salatzucht?« Er verzog den Mund, was den Apfeleindruck verstärkte.
    »Salaaat! Was für Kinder und Greise. Hab den ganzen grünen Plunder herausgerissen und auf den Kompost geschmissen, konnte das Zeug nicht mehr sehen. Ist doch nichts, erst ein halbes Jahr pflanzen und pflegen und dann ein halbes Jahr essen. Meine Frau wollte ihn einfrieren! Geht nicht, hab ich ihr gesagt; geht doch, hat sie gesagt. Allein der Gedanke, jeden Tag aufgetauten Salat kauen! Rausgerissen hab ich das ganze Feld!«
    Er schaute eine Weile trotzig auf seine Frotteepantoffeln.
    »Lassen wir das. Setzen Sie sich. Erzählen Sie, warum Sie hergekommen sind. Wohl kaum, um von meiner Frau warme Würstchen serviert zu bekommen!«
    Wir plumpsten in die braune Sitzgarnitur. Er verschränkte die Arme und schaute mich erwartungsvoll an.
    »Stimmt, nicht nur wegen der Würstchen. Ich wollte fragen, ob es nicht eine Abwechslung im Rentenalltag wäre, mal wieder ein bißchen Polizist zu spielen und mir zu helfen?«
    Ungeduldig sah er hoch zur Decke.
    »Sie wissen genau, was ich davon halte, machen Sie’s nicht so

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