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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Ahmed Hamul. Ich hab sie gestern abend noch gefunden. Leider war das schon alles. Ihr Meister hat mir sehr schnell klar gemacht, meine Person ist nicht erwünscht.«
    »Und? Warum hast du ihn nicht einfach zusammengeschlagen?«
    Sie grinste mit einem dunklen Stückchen Hühnerhaut zwischen den weißen Zahnreihen. Ich sagte es ihr, und sie hörte auf zu grinsen.
    »Er ist besser als all die Muskelhirne aus deinem Schuppen.«
    »Kann gut sein. Sitzt du deshalb hier herum?«
    »Mhm. Weißt du, wie dick die beiden im Stoffgeschäft drinhängen?«
    Einen Moment lang glitten ihre Augen zweifelnd an mir herunter. Mißtrauisch wie eine Katze, die fremden Besuch mustert.
    »Sie drückt, und er ist ein kleines Tier im Handel. Nichts Besonderes, soweit ich weiß. Ein Türke hing hier manchmal mit ihr rum, muß wohl dein Ahmed gewesen sein. Aber ich hab mit dem Geschäft nichts zu tun, da mußt du andere suchen.« Ich betrachtete die vollen, weichen Lippen, die dunklen Augen, die etwas zu stämmigen Schultern, die langen, starken Beine, die langsam auf und nieder wippten, die dunkelrot lackierten Fußnägel und ihre schmalen, leicht zerfurchten Hände - und dachte nichts.
    Eine Stimme brüllte »zahlen«. Rudi wackelte durch die Gegend. Es stank nach Huhn, immer noch. Ein kaputter Auspuff dröhnte durchs Fenster. Irgendwo blitzte es.
    »Ich will aber niemand anders suchen. Du bist privat hier?«
    Wenig später zahlten wir und gingen.

5
    Es war kurz vor fünf, als ich das Zimmer von Susanne Böhnisch Entlein verließ und mit weichen Knien und warmem Bauch die Treppe hinunter auf die Straße segelte. Ich wollte immer noch mit Hanna Hecht sprechen. Löff konnte warten. Ich lief zurück zum Auto und holte die Parabellum. Nochmal sollte mich der Schnurrbart nicht auf die Straße begleiten.
    Bei Hanna Hechts Wohnungstür angelangt, hing ich mit dem Ohr am Schlüsselloch, bis ich wußte, er ist da. Dann hämmerte ich gegen die Tür und brüllte: »Telegramm!« Die Parabellum lag kalt in meiner rechten Hand. Schnurrbart kam aus der Küche, polterte »gibt doch ’ne Klingel« und öffnete die Tür.
    Der magere Mann schaute im ersten Moment verblüfft, dann angewidert auf das Schießeisen. Mich schien er nicht zu bemerken. Früh genug sah ich, wie seine Hand zur Schulter schlich.
    »Pfoten weg von der Kanone. Diesmal ist mein Finger am Abzug. Dreh dich um und leg die Arme hinter den Kopf.«
    Er verzog das Gesicht, als hätte er sich mit saurer Milch bekleckert.
    »Das hast du im Fernsehen gelernt, nicht wahr, mein Freund?«
    Stimmt, dachte ich, sagte es aber nicht.
    »Keine langen Reden, es wird sich umgedreht und losmarschiert!«
    Er machte es wie befohlen. Ich bohrte ihm mein schwarzes Rohr ins Rückenmark, drückte ihn gegen die Wand und fummelte seine Kanone aus dem Schulterhalfter. »Ganz ruhig. Wir gehen jetzt durch die Tür da, und ich wünsch dir, deine Partnerin macht keine Dummheiten.«
    Er brummte irgendwas und ging los. Als wir das Zimmer mit den Pferdeplakaten betraten, stand Hanna Hecht hinter dem Kühlschrank. Ihre Hände umklammerten eine kleine, braune Automatic.
    »Schwester, leg das Gerät weg, ich hab so was auch.«
    Um dem Nachdruck zu verleihen, schwang ich die Parabellum für einen Moment durch die Luft. Es war ein Fehler. Der Schnurrbart schaltete schnell und rammte mir seinen Ellbogen in die Rippen. Hätte er meinen Magen getroffen, wäre ich wie ein nasser Sack aufs Linoleum geplumpst. Doch er traf nicht. Ich stolperte einen Schritt zurück, während er sich umdrehte. Dann holte ich aus und hackte ihm die Parabellum in die Fassade. Einen Moment stand er noch, schaute an mir vorbei ins Leere, dann schwammen seine Augen weg, und er rutschte krachend an einem Regal auf den Boden. Ich drehte mich zu Hanna Hecht. Immer noch hielt sie sich an der Automatic fest und schaute mit großen Augen und zitternden Lippen zu mir herüber.
    »Schwester, leg das Ding weg, oder ich baller deinem Freund das Hirn raus.«
    Langsam, wie unter Hypnose, ließ sie die Automatic los. Sie fiel auf den Boden.
    »In Ordnung. Es macht mir keinen Spaß, den wilden Mann zu spielen, aber anders kommt man mit dir nicht ins Gespräch.«
    Ich zeigte auf die Ikea-Küchensitzecke.
    »Setzen wir uns, und du erzählst mir ein bißchen von Ahmed Hamul.«
    Sie schob ihre flatternden Hände in die Jeans und lehnte sich an den Fensterrahmen.
    »Ich bleibe lieber stehn.«
    Ihre starre Grimasse bekam mit der Zeit einen dämlichen Zug.
    »Na gut.«
    Ich

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