Happy birthday, Türke!
spannend.«
Ich erzählte ihm die Geschichte von Anfang an. Von Ilter Hamuls Besuch, dem Drohbrief, Ahmed Hamuls Dealer-Job, dem kleinen, schnellen Fiat, Hanna Hecht, Mutter Ergüns Erzählungen, Vater Ergün und seinen Unfällen, bis zu meinem Besuch heute morgen im Rauschgiftdezernat.
Löff hörte aufmerksam zu. Ich merkte, er begann sich wohlzufühlen.
»Tja, das war alles bisher«, schloß ich und wartete auf Fragen.
Ganz Polizeikommissar, kratzte er sich am Kopf, stand langsam auf, holte sich Pfeife und Tabak, begann zu stopfen und zog die kleinen Apfelfältchen zu dicken, nachdenklichen Stirnrunzeln zusammen. Ich hätte ihm wahrscheinlich keinen größeren Gefallen tun können.
Sherlock Löff zündete sich die Pfeife an und ließ den Rauch bedächtig aus den Nasenlöchern rieseln.
»Wer bearbeitet den Fall?«
»Ach ja, hab ich vergessen, Schlachtermeister Futt und irgendein winselndes Dingsbums, zittert ständig um seinen Rockzipfel herum.«
»Harry Eiler heißt das Dingsbums. Futts Schatten, schon in der Zeit, als er noch beim Rauschgiftdezernat gearbeitet hat. Eigentlich ist er normale Streife, zu mehr hats nicht gelangt. Trotzdem holt Futt ihn immer wieder als Mitarbeiter oder Gehilfen, warum, weiß ich nicht. Er wird seine Gründe haben. Futt ist zwar ein unsympathischer Mensch, aber ein guter Polizist.«
»Ich dachte, das eine sei Voraussetzung fürs andere?«
Löff konnte darauf nichts mehr erwidern. Seine Frau kam herein und zwitscherte, die Würstchen seien fertig.
Das Eßzimmer der Löffs ist wie aus PVC gegossen. Als wäre es für suhlende Kinder eingerichtet worden. An den hellgelben Wänden hängen in Plastik eingeschweißte Rezeptplakate. Eßtisch und Stühle sind grellorange, und der Boden ist mit dunkelgrünem Linoleum überzogen. Unter den Tellern lagen abwaschbare Plastikdeckchen. Ein Gulli fehlte. Nach der Mahlzeit hätte man mit einem Gartenschlauch sauberspritzen können.
Frau Löff schaufelte Würste, Kartoffelbrei und Sauerkraut auf meinen Teller. Ich rupfte zwei Bierflaschen den Deckel ab.
Der selbstgemachte Brei bestand zu großen Teilen aus halbgaren Kartoffelbrocken. Dafür war er selbstgemacht.
»Man merkt sofort den Unterschied zum Kartoffelbrei aus der Tüte.«
Frau Löff bedankte sich.
Nachdem wir alles mögliche über Wetter, Preise und Sonderangebote weggeplaudert und ein paarmal über unseren neuen Kanzler gelacht hatten, fragte Löff: »Also gut, das vorhin war die Geschichte, und wie soll ich Ihnen nun helfen?«
»Ach, Theo, laß das doch, bis wir mit dem Essen fertig sind. Herr Kayankaya muß doch auch mal Pause machen, nicht wahr?«
Sie tätschelte mir die Schulter.
»Ist schon in Ordnung, Frau Löff, ich muß möglichst schnell wieder los«, dann zu Löff, »ich brauche ein paar Schriftstücke, an die ich nicht rankomme, das ist alles. Sie können das, jeder kennt Sie noch. Es sind die Akten über die beiden Unfälle von Vasif Ergün und falls vorhanden, über Ahmed und Vasif im Drogendezernat. Am besten wäre es, Sie könnten von allem eine Fotokopie besorgen. Wenn Sie überhaupt wollen?«
»Natürlich will ich! Auf welchen Wachen wurden die Unfälle aufgenommen?«
»Der erste muß im Februar neunzehnhundertneunundsiebzig passiert sein, direkt hinterm Bahnhof. In der Nähe ist auch die Wache.«
»Ja, ich weiß«, zischte er. Er wurde fast böse.
»Der zweite, der tödliche Unfall, war am fünfundzwanzigsten April neunzehnhundertachtzig auf dem Weg nach Kronberg. Wo genau, das weiß ich nicht, aber…«
»Das werde ich schon herausfinden!«
Mich begann der Eifer des Polizei-Opas zu nerven.
»Na gut, bis wann könnten Sie die Kopien haben?«
»Kommen Sie so um fünf Uhr heute abend vorbei.«
»In Ordnung.«
Während des Nachtischs erzählte Theobald Löff, wie er neunzehnhundertsiebenunddreißig, als junger Polizist, einen jüdischen Eierdieb auf frischer Tat ertappt hatte: »Ich mußte ihn festnehmen, das war meine Arbeit. Aber wissen Sie, Herr Kayankaya, da ich gehört hatte, wie man mit den Juden im Lager umspringt, hab ich ihm die Eier gelassen. Sie denken jetzt vielleicht, ›na und‹, aber was meinen Sie, was ich für ein Risiko eingegangen bin? Aber davon haben Sie ja keine Vorstellung. Heute sind andere Zeiten. Sehen Sie, sogar mit einem Türken, ha, ha, ha«, er klatschte seine verschrumpelte Rentnerhand auf meine Schenkel, »… sitze ich an einem Tisch.«
Seine Frau erläuterte noch die Vorzüge eines eigenen Gartens. Danach bedankte
Weitere Kostenlose Bücher