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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Akzent gewesen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Die Stimme, wie war die?«
    »Wie so ’ne Stimme halt is.«
    »Tief? Hoch? Verschnupft? Irgendwas besonderes?«
    »Eyh, ich hab ’nen halben Satz mit dem gewechselt, ob er Kopfschmerzen oder Fußpilz hat, hab ich dabei nicht rausgekriegt.«
    »Ahmed hat deutsch mit ihm gesprochen?«
    »Der hat die ganze Zeit nur ›ja‹ gesagt.«
    »Wann war der Anruf?«
    »Kurz bevor Ahmed gegangen is.«
    Ich kratzte mir einen Fingernagel voll Schmalz aus dem Ohr, zerrieb es langsam in der Hand und wartete auf zündende Ideen. Hanna Hecht knabberte an ihren Fingern und betrachtete mich wie einen Staubsaugervertreter.
    Irgendwie mußte es einen Zusammenhang geben. Irgendwo mußte der Mensch sitzen, der Ahmed Hamul den Stoff geliefert hatte, und der mich mit einem Fiat zu Matsch fahren wollte oder wenigstens so getan hatte.
    Wahrscheinlich war es derselbe, der Ahmed Hamul umgebracht hatte.
    »Besitzt du irgendeine Tageszeitung?«
    »Hast du vor, länger hier zu bleiben?«
    »Solange, bis mir keine Fragen mehr einfallen. Hast du irgendeine Tageszeitung?«
    »Nee.«
    Ich hob die Parabellum über die Tischkante.
    »Laß uns nach nebenan gehen, vielleicht findet sich da was.«
    »Was willste denn mit ’ner verdammten Tageszeitung?«
    »Wissen, wie die Eintracht gespielt hat. Auf gehts!« Widerwillig kam sie durch die Küche und ging vor mir her durch Tür und Flur ins andere Zimmer. Schnurrbart schlief immer noch selig.
    Das Arbeitszimmer von Hanna Hecht bestand aus zwei mal zwei Meter Bett mit einer himmelblau glänzenden Decke, einem Kleiderschrank und vielen kleinen Kästen mit noch mehr Schubladen. Auf einem weißen Plastiktisch lagen abgegriffene Pornobände. Ich nahm einen und blätterte drin.
    »Kann der Kunde sich aus dem Katalog ’ne Übung aussuchen?«
    »Er kann sich auch einen runterholen, wenn er will.« Ich legte das Buch zurück auf den Tisch.
    »Also gut, wenn Zeitungen hier sind, gib sie mir.«
    »Sind aber keine da.«
    Ich zog die Tür vom Kleiderschrank auf und begann, ihre Klamotten durch das Zimmer zu schmeißen. Hanna Hecht wurde weiß. Ihre Augen funkelten mich an; eine Katze, bereit zum Sprung.
    Nach einer Weile zog ich den letzten Strumpf raus, und der Schrank war leer. Der Boden sah aus wie ein Wühltisch bei Herde.
    »Scheint nichts drin zu sein, was?« Hanna Hecht sagte nichts.
    Ich begann, die Schubladen aus den Holzkästen auf den Boden zu schütten. Lippenstifte, Haarklammern, Tampons, Briefe, Nähzeug, alles mögliche purzelte durcheinander. Nichts von Interesse.
    Eigentlich konnten die zerschnittenen Tageszeitungen nicht hier sein. Aber vielleicht was anderes. Irgendwas, das mich weiterbrachte. Sie kenne keinen Geschäftspartner von Ahmed Hamul, das glaubte ich Hanna Hecht nicht, und ich hoffte, etwas zu finden, das mir recht gab.
    Schublade auf Schublade verteilte sich über den weinroten Fusselteppich. Danach nahm ich mir einen Stapel Briefe und schaute die Poststempel an. Alle älteren Datums. Die meisten Absender stammten aus der Kleinstadt Ommersbach. Wahrscheinlich der Geburtsort Hanna Hechts. Überbleibsel aus einer Zeit, in der sie noch Pickelprobleme mit Jugendfreundinnen besprochen hatte.
    Ich kam mir vor wie ein Leichenfledderer. Ich legte die Briefe beiseite.
    »Immer noch nichts.«
    Sie öffnete den Mund, bis sie sehr ruhig und beherrscht sagte: »Wenn sich eine Möglichkeit bietet, dir den Schwanz abzuschneiden, dann schneid ich ihn dir ab!« Ich glaubte ihr.
    In der Küche bewegte sich etwas. Ich nahm die Parabellum und Hanna Hecht und ging hinüber zum Kellner. Ich zog ihm noch mal die Kanone über das Ohr, und wir gingen zurück. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, war es ihr egal, wie oft ich auf ihrem langen Freund rumklopfte.
    Ich nahm das himmelblaue Bettzeug und schmiß es zu dem anderen Kram auf den Boden. Es reichte ihr immer noch nicht. Sie blieb eisern und stumm. Da ich nicht die Mauern einreißen konnte, nahm ich mir den Papierkorb vor. Zerrissenes Papier schaute heraus. Das hatte ich schon bemerkt.
    Ich drehte ihn um. Zigarettenkippen, Pariser, eine leere Colabüchse, eine Illustrierte für Sommerstrickmoden, rausgekämmte Haarbüschel und mittendrin ein Haufen zerfledderter Tageszeitungen. Sie waren größtenteils zerschnitten. Ich blies die Asche ab und stand mit dem bedruckten Papier in der Hand auf.
    »Fräulein, da hat wer was vergessen.«
    Für heute hatte sie beschlossen, den Mund zu zu lassen.
    Ich breitete die Tageszeitungen

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