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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Unfallver…«
    »Moment, ich muß den Kram auch aufschreiben.«
    Den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, schrieb ich ins Notizbuch. Die Muschel roch nach verschwitzten Händen.
    »Weiter.«
    »Der Unfallverlauf ist nur ungenau festgehalten. Raus kommt jedenfalls, Albert Schönbaum hat durch überhöhte Fahrgeschwindigkeit und mangelhaften Fahrzeugzustand den Unfall verschuldet. Wie es genau dazu gekommen ist, läßt sich der Akte nicht entnehmen.«
    »Ach was! Da steht wirklich drin, der andere war schuld? Gibts doch nicht. Wer hat denn den Unfall aufgenommen?«
    Löff machte eine Pause. Ich hörte Papier knistern.
    »Passen Sie auf, jetzt kommts!«
    Ich argwöhnte, der Alte wolle sich wichtig machen.
    »Kommt was?«
    »Auf Streife waren Harry Eiler und Georg Hosch. Sie kümmerten sich um den Unfall. Georg Hosch hat das Protokoll aufgesetzt, und Roland Futt war diensthabender Vorgesetzter. Er unterschrieb das Ganze.«
    Ich preßte den Hörer ans Ohr.
    »Ach… nee…!«
    »Tja, iss’n Ding. Ob Sie das nun als Zufall betrachten wollen oder lieber bißchen drin rumwühlen, ist Ihre Sache. Ich persönlich glaube, da besteht keinerlei Zusammenhang zum Mord, um den Sie sich zu kümmern haben. Ich weiß, Sie mögen Futt nicht, aber verbeißen Sie sich nicht in eine verwegene Theorie. Es könnte Ihnen schlecht bekommen. Futt ist inzwischen angesehener Kripokommissar.«
    Im Augenblick hatte ich überhaupt keine Theorie, weder eine verwegene noch eine andere.
    »Ja… ja, was gibts zu dem zweiten Unfall?«
    »Ich sag’s Ihnen nochmal, laufen Sie nicht ins offene Messer. Es gibt manchmal solche Zufälle.« Wieder eine Pause.
    »Es kommt noch dicker. Das Datum des zweiten Unfalls haben sie. Er ereignete sich auf der B vierzehn, Frankfurt Richtung Kronberg, kurz vor Kronberg, bei Kilometerstein sechsunddreißig. Nach dem Protokoll ist Vasif Ergün gegen einen Betonpfeiler gefahren. Das Auto hat sich überschlagen, ist explodiert und anschließend in einen Graben gestürzt. Ärztliche Hilfe kam zu spät.«
    »Was Sie nicht sagen. Wer ist hier der Protokollant?«
    »Streife waren Erwin Schöller und Harry Eiler. Harry Eiler hat das Protokoll geschrieben.«
    »Bißchen viel Zufälle. Meinen Sie nicht auch?«
    »Denken Sie, was Sie wollen, Herr Kayankaya. Nur, seien Sie vorsichtig.«
    »Wer ist Erwin Schöller?«
    »Dachte ich mir, daß Sie das wissen wollen. Erwin Schöller war bis neunzehnhunderteinundachtzig normale Streife in Frankfurt und hat sich dann nach Pfungstadt versetzen lassen.«
    »Adresse hat er?«
    »Pfungstadt, Ladenstraße drei, Telefonnummer fünfundneunzig zehn dreiunddreißig.«
    Ich schrieb das auf. Die Gedanken schossen mir kreuz und quer durchs Gehirn.
    Bisher hatte ich wirklich nicht gewußt, wo ich weitermachen mußte. Jetzt wußte ich nicht, wo anfangen.
    »Hatten die vier, Futt, Eiler, Schöller und Hosch, früher schon einmal etwas miteinander zu tun gehabt?«
    »Futt war neunzehnhundertfünfundsiebzig Ausbilder von Harry Eiler und Georg Hosch. Futt ist dann zum Rauschgiftdezernat gegangen und hat sich später Hosch als festen Mitarbeiter geholt.«
    »Wird immer schöner. Der Zufall will es, und die drei kommen überhaupt nicht mehr voneinander los! So ’n kleiner Verein ist die Polizei doch nicht, die müssen doch nicht ständig übereinander stolpern. Schicksal in allen Ehren, Herr Löff, aber…«
    »Ich weiß, was Sie sagen wollen, Herr Kayankaya. Aber lassen Sie sich von einem erfahrenen Polizisten sagen, wenn da was faul gewesen wäre, man hätte es herausgefunden. Auch bei der Polizei mag es die eine oder andere nicht ganz saubere Sache geben, aber keine wirklichen Schweinereien. Sie müssen mir glauben, ich kenne den Laden besser.«
    Ich las mir meine Notizen durch. Futts Karriere war musterhaft.
    »Beim ersten Unfall war Futt diensthabender Vorgesetzter und gleichzeitig im Rauschgiftdezernat. Was hatte er da auf der Wache zu suchen?«
    Löff bemühte sich um einen anderen Ausdruck für Zufall. Er fand ihn nicht.
    »Keine Ahnung. Vielleicht zu Besuch.«
    »Klar, vielleicht war er hinterm Bahnhof spazieren und mußte plötzlich auf die Toilette: Dann ging er auf die Wache pinkeln, und weil er schon mal da war, hat er sämtliche Protokolle unterschrieben. Tschuldigung, Herr Löff, aber ich dachte, die Polizei hielte was auf Disziplin und Ordnung.«
    »Auf jeden Fall hatte Futt durch seinen Dienstgrad die Berechtigung zu unterschreiben.«
    »Da bin ich beruhigt.«
    Löff konnte mir nicht

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