Happy birthday, Türke!
auf dem abgezogenen Bett aus und holte Notizblock und Stift aus der Tasche. Es war mühselig. In der einen Hand die Kanone, in der anderen den Kugelschreiber. Viele Buchstaben waren unsauber ausgeschnitten, und ich mußte mehrere Möglichkeiten aufschreiben. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ich alle Lücken als Buchstaben definiert in meinem Block stehen hatte. Das sah so aus:
WLNEITFMRUCKWRDTLENIOLOUDLINEOTSNMENILAHADNEBIILERTSJERTSIEBILDABRE
Im Moment konnte ich damit nichts anfangen. Der Brief an mich war jedenfalls nicht mit diesen Buchstaben geklebt worden. Ich faltete die Zeitungen zusammen und steckte sie in meine Jackettasche.
»Schwester, ich bin sicher, du weißt, wer den Deal mit Ahmed gemacht hat, und willst dafür kassieren. Aufpassen, könnte dir genauso gehen wie ihm.«
Ihre Augenlider hingen müde über den Pupillen.
»Nich ’ne blasse Ahnung, von was du redest, du Wichser.«
»In Ordnung. Mach, was du willst, viel kannst du nicht mehr verlieren.«
Es war zwecklos. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Der, der deinen geklebten Brief bekommt, wird sich melden. Ich schreib dir meine Adresse auf, vielleicht kannst du meine Hilfe gebrauchen.«
Ich kritzelte die Telefonnummer auf die Tapete über dem Bett. So konnte sie sie nicht sofort zerreißen.
»Zeitverschwendung!«
»Kann sein. Zeitverschwendung wird auch alles sein, was ich demnächst mache. Ich sollte hier sitzen bleiben und warten, bis du auspackst.«
»Mach, is mir scheißegal, Wichser.«
»Krieg ich auch anders raus. Spätestens, wenn du draufgehst, werde ich es wissen. Mörder erpressen ist ’ne Nummer zu groß für ’ne kleine Nutte und ihren Zuhälter. Ist nicht gerade der wildeste Hengst.«
Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz vor sechs. Ich mußte Löff anrufen.
»Wenn du merkst, dir wächst da was über den Kopf, melde dich. Ist das letzte, was ich dir sage.«
Ich steckte die Parabellum in die Hosentasche und ging an ihr vorbei zur Wohnungstür. Ein kurzer Blick in die Küche, der Kellner schlief immer noch.
»Schönen Gruß an deinen Freund, wenn er aufwacht. Bis dann.«
Ich zog die Tür langsam zu. Hanna Hecht sagte nichts mehr.
»Pünktlichkeit ist eine unerläßliche Voraussetzung, um als Kriminalbeamter erfolgreich arbeiten zu können. Lassen Sie sich das gesagt sein.«
Am liebsten hätte ich aufgelegt.
»Hören Sie, Herr Löff, es war wichtig. Ich erkläre das später. Erzählen Sie, was Sie auf der Polizeiwache rausgekriegt haben, ich muß es dringend wissen.«
»Ich dachte, Sie wollten rauskommen, damit wir das zusammen durchgehen?«
»Hab jetzt keine Zeit. Können wir morgen machen.«
»Wichtig in diesem Beruf ist gründliche Kenntnis der vorliegenden Tatsachen. Unbedachte Eile schadet nur und führt zu voreiligen Schlüssen!«
»In Ordnung, Herr Löff. Wollen Sie mir nun erzählen, was in den Akten steht, oder nicht?«
Er machte eine Pause. Ich bekam Angst, er würde auf meinem Besuch bestehen.
»Warten Sie.«
Er ließ sich Zeit. Die Akten lagen sicher direkt neben dem Telefon. Ein aufgeregter Mann mit ledernem Köfferchen klopfte an die Zelle und ließ seine Hand durch die Luft flattern. Nach seiner Meinung hatte ich genug telefoniert. Löff kam nicht. Ich verfluchte ihn.
Der Mann schob die Zellentür auf.
»Gehört Ihnen das Telefon?«
»Hauen Sie ab, Mann.«
»Wie bitte?!«
»Wie bitte?«
Löff und der Mann gleichzeitig.
»Herr Löff, es tut mir leid, hier stört jemand.«
»Suchen Sie sich ’ne andere Zelle, gibt doch genug!« Der Mann knallte die Tür zu und schwang die Faust.
»Hätten sich mal ein bißchen beeilen können.«
»Ich habe auch noch was anderes zu tun, Herr Kayankaya, als Ihre Arbeit zu machen.« Das war gelogen.
»Okay, was steht in den Akten?«
»Ich habe nur etwas über die Unfälle gefunden. Dem Rauschgiftdezernat sind Ihre beiden Kandidaten nicht bekannt.«
»Noch nicht einmal die Namen? Mit wem haben Sie da gesprochen, war das so ein verkatert aussehender Brillenträger?«
»Georg Hosch, wenn Sie den meinen.«
»Mein ich wahrscheinlich. Na gut, was gibts über die Unfälle?«
»Der erste Unfall war am neunzehnten Februar neunzehnhundertneunundsiebzig, Niddastraße, Ecke Ludwigstraße. Beteiligte waren Vasif Ergün und ein gewisser Albert Schönbaum.«
»Hat der eine Adresse?«
»Warten Sie es doch ab! Albert Schönbaum wohnte damals Schumannstraße dreiundzwanzig; Telefonnummer ist einundsiebzig achtundfünfzig vierzig. Der
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