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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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mehr weiterhelfen. Ich mußte mit anderen Leuten telefonieren. Er brummelte beleidigt und wollte mich nur ungern vom Telefon entlassen. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Das besänftigte ihn, und ich legte auf.

7
    Als ich die Treppe zum Büro hochstieg, klingelte das Telefon. Ich sprang die letzten Stufen, schloß hastig die Tür auf und riß den Hörer von der Gabel. »Kayankaya am Apparat.«
    Er oder sie legte auf. Eine Weile lauschte ich auf das Knacken in der Leitung.
    Das Büro war von dem heißen Tag mit faulig riechender Wärme aufgeladen. Ich zog den Rolladen hoch, öffnete das Fenster und setzte mich mit einer Flasche Bier an den Schreibtisch. Ich nahm einen langen, kühlen Schluck und dachte an Susanne Böhnisch. Im Moment mußte sie wieder zahlenden Herren am Hosenlatz zupfen.
    Die Flasche war schnell alle, und ich öffnete eine neue. Ich war schon dabei, mir zu sagen, der heutige Tag wäre erfolgreich genug gewesen, und ich könnte mir einen Abend vor dem Fernseher gönnen, als das Telefon erneut klingelte. Diesmal blieb der Anrufer dran. Es war Ilter Hamul.
    Sie wollte wissen, ob ihr Bruder bei mir sei.
    »Ist er nicht. Warum?«
    »Er ist, wie gewöhnlich, um sechs von der Arbeit nachhause gekommen, aber als er erfahren hat, daß Sie heute morgen mit meiner Mutter gesprochen haben, ist er ohne ein Wort wieder gegangen.«
    »Regen Sie sich nicht auf, Frau Hamul. Vielleicht trinkt er nur irgendwo ein Bier. Hier ist er jedenfalls nicht. Warum sollte er auch.«
    Ich überlegte, ob ich Ilter Hamul auf Ahmeds Drogenhandel und ihre fixende Schwester ansprechen sollte. Könnte sie mir etwas Neues erzählen? Ich glaubte nicht und ließ es. Außerdem hatte ich Angst, ihr als erster die Tatsache vor Augen zu zerren.
    »Ist sonst alles soweit in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja, ja. Nur… eine Rechnung ist angekommen, für Ahmed. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll.«
    »Was für eine Rechnung?«
    »Eine unbezahlte Rate, oder so… für ein Haus. Aber das kann nicht sein, wir wollten uns kein Haus kaufen… da ist was falsch. Ganz bestimmt.«
    »Der Absender, wer hat die Rechnung geschickt?«
    »Die Stadt heißt Lüneburg. Aber es ist keine richtige Rechnung, eher ein Brief. Der Mann schreibt, er will Ahmed an die zweite Rate für das Haus erinnern. Ich verstehe das nicht.«
    »Frau Hamul, ich komme morgen vorbei, und dann schauen wir uns das zusammen an, in Ordnung? Solange lassen Sie den Brief liegen und machen sich keine Sorgen.«
    »Ich werde es versuchen.«
    Wir verabschiedeten uns. Ich trank und rauchte, schoß Ringe in die Luft und ließ meine Gedanken wegschwimmen. Das Bier legte einen Schleier über meine Augen. Ich schob die Beine auf den Tisch und rutschte in eine bequeme Lage. Das Bier lief und lief wie in einen trockenen Schwamm. Dann fiel die Flasche auf den Boden, und ich schloß die Augen. Ich war angetrunken und müde. Es war wohlig warm.
    Gerade als der Schatten langsam auch über mein Gehirn zog, schrillte die Türklingel.
    »Scheiße.«
    Ich rappelte mich hoch, schlurfte zur Tür und drückte die Klinke herunter. Erst sah ich tranig in die Mündung. Dann war ich mit einem Schlag hellwach. Zwei Monster standen vor mir. Beide im Overall und mit dicken Fallschirmspringerstiefeln. Auf den Köpfen Gasmasken und darüber Gummistrümpfe. Der eine zielte mit einer mittelgroßen Gaskanone auf meine Stirn. Der andere hatte die Finger am Abzug einer kleineren Pistole. Sie standen vor mir und sagten nichts.
    Langsam hob ich die Arme und machte einen Schritt rückwärts ins Zimmer. Der Schweiß brach mir aus allen Poren. Die Knie zitterten leicht gegeneinander. Ich machte den Mund auf, kriegte aber keinen Ton heraus.
    Die zwei standen immer noch reglos vor mir.
    Ich merkte, wie meine Muskeln die Starre nicht mehr ertrugen, sich verkrampften und zu zucken anfingen. Etwa eine Minute standen wir uns so gegenüber, dann begann sich der mit der Gaskanone zu bewegen.
    Er machte drei kurze Schritte auf mich zu und bedeutete mir mit dem schwarzen Rohr, weiter zurück zu gehen. Ich ging vorsichtig in die hinterste Ecke, ohne eine verdächtige Bewegung zu riskieren. Der eine hielt die ganze Zeit das Rohr auf mich, während der andere Tür und Fenster schloß. Er ließ auch die Rolläden herunter. Nun befanden wir uns im Dämmerlicht.
    Ich hatte das Bedürfnis zu schreien, aber im Haus war sowieso niemand mehr. Ich überlegte, was ich die beiden fragen könnte. Mir fiel nichts ein. Wer sie waren, würden

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