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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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weiß nicht, wie Sie vorher aussahen, aber…« Im Spiegel sah ich aufgedunsenen rosa-braunen Matsch.
    Der linke Schneidezahn war abgebrochen und ein Auge völlig zugeschwollen.
    »Sie haben Glück gehabt, daß Sie mich noch anrufen konnten. Roch übrigens fürchterlich. Die paar Minuten in Ihrem Büro haben mir gereicht. Aber wer hat Sie nur so schlimm zugerichtet?«
    Ich ließ kaltes Wasser übers Gesicht laufen. Das tat gut.
    »Als Notarzt kommt man mit so was öfter in Berührung, aber Sie sind schon verdammt übel zugerichtet. Kompliment.«
    »Danke.«
    »Sie sind Privatdetektiv, habe ich gelesen. Ist scheinbar ein anstrengender Job.«
    »Mhm, heut war er anstrengend.«
    Er setzte sich an den Schreibtisch und begann zu tippen. Ich hatte das Gefühl, die Schreibmaschine stehe auf meinem Schädel.
    »Sagen Sie bitte… solange ich hier bin, würde es Ihnen etwas ausmachen, nicht auf der Maschine herumzuhämmern?«
    Er lächelte.
    »Geben Sie zu, Sie sind anständig demoliert.«
    »Ach Gott, tippen Sie Ihren Kram zu Ende.« Ich hangelte mich zurück ins Bett.
    »Haben Sie eine Zigarette für mich?«
    »Als Arzt…«
    »Haben Sie eine oder nicht?« Er lächelte wieder.
    »Warten Sie, in Ihren Kleidern waren welche.«
    Er ging in die Ecke, wo meine Hose und mein Jackett hingen. Er zog die Packung raus und warf sie mir zu.
    »Danke. Feuer?«
    Er holte Streichhölzer. Ich zündete mir eine Zigarette an. Im ersten Moment glaubte ich, erneut in Ohnmacht zu fallen; aber dann wurde es angenehm. Ich bekam Hunger und Durst.
    »’n Schluck Bier oder ’n belegtes Brötchen gibts hier nicht?«
    »Gibts alles. Sie werden sich aber sofort wieder übergeben.«
    »Werden wir sehn.«
    Er ging hinaus. Ich erreichte meine Kleider und begann mich anzuziehen. Es war anstrengend, ging aber besser als ich dachte. Die Tür öffnete sich, und der Arzt kam zurück.
    »Schinken, Leberwurst und Käse - alles, was das Herz begehrt…«
    Er stockte einen Moment und sah sich um.
    »Na, was soll ich denn dazu sagen?«
    »Was Sie wollen.«
    »Ist mir alles egal, Sie müssen mir nur unterschreiben, daß Sie auf eigene Verantwortung gehandelt haben.«
    »Unterschreib ich Ihnen.«
    »Wenn ich Ihnen einen Tip geben darf, legen Sie sich für zwei, drei Tage ins Bett, das wird das beste sein.«
    »Mach ich. Ab übermorgen.«
    Ich schleppte mich zum Schreibtisch und nahm mir ein Käsebrötchen. Mir wurde nicht übel.
    »Bier gibts nicht?«
    »Doch, eins, und das ist für mich.«
    »Mhmm.«
    Ich kaute auf dem Brötchen herum und tastete meinen Bauch ab.
    »Schlimmere Verletzungen habe ich nicht?«
    »Eine Rippe könnte angebrochen sein, aber das merken Sie dann. Auf jeden Fall werden Sie sich in den nächsten Tagen nochmal bei mir melden müssen.«
    »Wo muß ich was unterschreiben?«
    Er schob mir ein vorgedrucktes Papier hin. Ich unterschrieb und nahm mir ein Schinkenbrötchen.
    »Na dann, bis demnächst.« Er tippte sich an die Stirn.
    »Kommen Sie übermorgen vorbei!«
    »Mach ich.«
    »Und schonen Sie sich. Noch so ein Abenteuer, und Sie kommen das nächste Mal nicht so davon.«
    »Werd ich mir merken. Schönen Abend noch.«
    »Sie auch. Bushaltestelle ist übrigens um die Ecke. Wir sind im Westend. Ich weiß nicht, wo Sie hinwollen.«
    »Aber ich. Danke.«

8
    »Bei Schöller.«
    »Guten Abend, Herr Schöller. Hier spricht Kemal Kayankaya. Ich arbeite im Auftrag der Staatsanwaltschaft und muß einen Fall recherchieren, bei dem Sie vor längerer Zeit mittelbar beteiligt waren.«
    Das Sprechen machte Mühe. Außerdem glitt meine Zunge immer wieder über den abgebrochenen Zahn. Auf das rechte Auge preßte ich einen nassen Waschlappen.
    »Sie sind doch Erwin Schöller, nicht wahr?«
    »Bin ich.«
    »Können Sie sich an den fünfundzwanzigsten April neunzehnhundertachtzig erinnern?«
    »Wenn Sie mich so fragen, nein. Was soll denn da gewesen sein?«
    »Sie waren auf Streife mit einem gewissen Harry Eiler. Im Lauf des Tages hatten Sie einen Unfall in der Nähe von Kronberg aufgenommen. Sagt Ihnen das was?«
    Eine Weile blieb es still.
    »Ja, ja… doch, das sagt mir was.«
    »Dann versuchen Sie sich, so gut es geht, daran zu erinnern. Erzählen Sie mir, wie Sie den Unfall gefunden haben und alles weitere.«
    Er räusperte sich und ließ sich Zeit.
    »Tja… Sie arbeiten für die Staatsanwaltschaft?«
    »Richtig.«
    »Na ja, wissen Sie… ich kann Ihnen da nichts Genaues sagen… ich war nämlich gar nicht dabei…«
    »Was soll das heißen?«
    »Hören

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