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Happy birthday, Türke!

Happy birthday, Türke!

Titel: Happy birthday, Türke! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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warum?«
    »Vielleicht melde ich mich nochmal. Bis dahin, auf Wiederhören.«
    »Ja, tschüss.«
    Ich suchte Musik im Radio, wählte leise Klassik, knipste das Licht aus und legte mich ins Bett.

Dritter Tag

1
    Vier graue Betonpfeiler ragten sinnlos in den Himmel. Nur ein paar Vögel nutzten sie als Rastplatz. Irgendwann waren sie wohl in eine Brücke verplant gewesen. Die Brücke hatte man nicht gebaut.
    Ich zog mich aus dem Auto und ging zum rechten vorderen Pfeiler. Die roten Lackspuren von Vasif Ergüns Wagen konnte man noch jetzt sehen. Zwei Meter weiter zog sich der Graben entlang. Direkt hinter den Pfeilern standen die ersten Häuser von Kronberg. Davor lagen endlose Kartoffeläcker. Ich lief hundert Meter zu einem Bungalow und drückte auf die Klingel neben der Gartenpforte. Ein Vorhang bewegte sich. Wenig später ging die Haustür auf.
    »Was wünschen Sie?«
    »Mein Name ist Kayankaya, ich bin Privatdetektiv und würde Ihnen gerne eine Frage stellen.«
    Sie blieb unschlüssig stehen. Zum Einladen sah ich nicht aus. Mein Gesicht war immer noch dick geschwollen und zur Hälfte mit schwarzer Kruste überzogen. Außerdem tat mir der Brustkorb fürchterlich weh, aber das konnte sie nicht sehen.
    »Privatdetektiv?«
    Sie trug einen dunkelblauen Jogginganzug und war um die Vierzig.
    »Kommt nicht alle Tage vor, ich weiß.«
    Langsam klapperte sie mit ihren Clogs über die Steinplatten zu mir runter.
    Ich lächelte. Sicherlich sah es fürchterlich aus. Sie lehnte sich auf die Pforte.
    »Und die wäre?«
    »Was?«
    »Die Frage?«
    Das geschminkte Gesicht schaute mich mißtrauisch an.
    »Vor vier Jahren war hier ein Unfall, hundert Meter weiter, dort bei den Betonpfeilern, erinnern Sie sich?«
    »Wo der Türke gegengefahren ist?«
    »Genau. Waren Sie an dem Tag zufällig zuhause?«
    »Ja, war ich. Habe aber nichts gesehen. Ich war hinten im Garten.«
    »Kennen Sie jemand, der hier wohnt oder gewohnt hat, der den Unfall beobachten konnte?«
    »Nee, so was geht so schnell. Den Knall haben wir alle gehört, aber sonst… das heißt, warten Sie mal…«
    Sie legte die Finger über den Mund und dachte nach.
    »… da war jemand, und zwar die älteste Tochter von dem Hornen, das ist der Bauer da drüben.«
    Sie zeigte auf einen Hof gegenüber.
    »Aber die ist tot.«
    »Die ist tot?!«
    »Ja, ja, jetzt erinnere ich mich. Direkt nach dem Unfall ist ihr ein Dachziegel auf den Kopf gefallen. Sie hatte immer viel Pech.«
    »Aber den Unfall hatte sie gesehen?«
    »Ja, ja. Hatte sich sogar damit noch ziemlich wichtiggemacht.«
    »Wieso hat sie sich wichtiggemacht?«
    »Na ja, wichtiggemacht. Wie so Bauernmädchen eben sind. Nie passiert was im Ort, und wenn mal was los ist, wie so ein Autounfall direkt vor der Tür, wird ein Abenteuer draus gemacht.«
    »Was hat sie denn erzählt?«
    »Ach, Spinnerei. Es wäre kein Unfall gewesen. Ein Auto hätte das andere abgedrängt, oder so was. Vollkommener Blödsinn. Direkt danach war die Polizei da und hat alles ordnungsgemäß aufgenommen. Die hätten schon gemerkt, wenn was faul gewesen wäre.«
    »Das Mädchen ist gleich danach umgekommen?«
    »Am nächsten Abend. War schon tragisch.« Ich sah zu dem Hof hinüber.
    »Meinen Sie, Herr Hornen ist zuhause?«
    »Bestimmt.«
    »Ich werde mal zu ihm gehen. Vielen Dank für die Auskunft. Auf Wiedersehen.«
    »Wiedersehen.«
    Sie klapperte zurück in den Bungalow.
    Bauer Hornen hatte einen sauberen Hof. Keine Holzlatte, kein Strohhaufen, nicht mal Hundekacke lag auf den gefegten Steinen. Den Stall zierte ein neues Tor, und die Fensterläden waren frisch gestrichen. Über der Haustür hing was Schmiedeeisernes. Auf den Fensterbänken standen üppige Blumenkästen.
    Ich klopfte an die Tür. Ein Hund fing an zu bellen.
    »Wessen da?«
    Ich sagte laut meinen Spruch auf, und kurz danach stand der Bauer vor mir.
    »Herr Hornen?«
    »Mhmm.«
    »Ich habe eine Frage wegen Ihrer vor vier Jahren verstorbenen Tochter.«
    »Frache Se doch.«
    »Wie ist sie genau umgekommen?«
    »Zischel uffen Kopp.«
    »Wo?«
    »Lings runner, zwaa Häuser weider.«
    »Wann genau?«
    »Zwansischster Februar neunzehnhunnertneununsibzisch, sibbe Uhr awends.«
    »War sie sofort tot?«
    »Ja.«
    »Was hat der Arzt gesagt?«
    »Zischel uffen Kopp.«
    »Wie heißt der Arzt?«
    »Langner, lings nunner, dridde Schtraß rechts, zwaades Haus lings.«
    »Danke.«
    »Bidde.«
    Er zog die Tür zu.
    Ich ging hinter die Pfeiler zurück, holte meinen Opel und fuhr zu Doktor

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