Happy End am Mittelmeer
erfahren wollte.
Bevor aber David ihr antworten konnte, meldete sich Cici vom Rücksitz aus lauthals zu Wort und bat um Aufmerksamkeit.
„Puh, die hat Hunger.“ Ayme nahm ein vorbereitetes Fläschchen aus der Wickeltasche, beugte sich damit nach hinten zur Rückbank und hielt es Cici an den Mund. Die Kleine nuckelte sofort begierig daran, nicht einmal die nicht angewärmte Milch schien sie zu stören, so hungrig war sie. „Apropos Hunger, wir haben bestimmt nichts für uns zu essen dabei, oder?“ Ayme blickte zu David.
„Ich glaube nicht.“
„Hm. Und beabsichtigen wir, das in naher Zukunft zu ändern?“
Er seufzte auf. „Ich denke, wir können einen Stopp einlegen, wenn wir etwas Vielversprechendes sehen.“
„Schön. Sie wollen ja sicher nicht, dass ich wie das Baby zu schreien anfange, oder?“, fragte sie scherzhaft, schaute wieder zu Cici und war die nächsten zehn Minuten damit beschäftigt, die Kleine zu füttern.
„Wir brauchen auch schnell eine richtige Babyschale“, bemerkte David mit einer Kopfbewegung nach hinten. „Wenn mich die Polizei anhält, werden sie uns dieses improvisierte Bettchen nicht durchgehen lassen und uns beide womöglich wegen akuter Kindesgefährdung verhaften.“
„Als ich klein war …“, erzählte Ayme, nachdem sie sich aufatmend vergewissert hatte, dass Cici satt und zufrieden wieder schlummerte, „… legte mein Vater mich in ein Wäschekörbchen, befestigte es auf dem Beifahrersitz neben sich und nahm mich mit auf seine tägliche Route durch Texas.“
„Das waren noch Zeiten, als man so etwas machen konnte.“ Er nickte bedauernd. „Diese Zeiten sind vorbei.“
„Leider.“
Fast hätte er gelächelt, als er sich vorstellte, wie sie als kleines Spätzchen über den Rand des Körbchens in die Welt hinausblickte. „Warum fuhr denn dein Vater so viel herum?“, fragte er nebenbei. „War er Handelsreisender?“
„Nein, er arbeitete für das Landwirtschaftsministerium. Dort betreute er das Ressort für Nutzpflanzen wie Baumwolle und Mais und beriet die Leute fachmännisch. Meine Mutter arbeitete damals als Schulsekretärin, deshalb kümmerte sich tagsüber meistens mein Vater um mich und meine Schwester. Als wir älter waren, spielten wir mit den vielen Tieren auf unserer Farm.“ Sie seufzte. „Ich mochte Tiere immer irgendwie lieber als Menschen.“
„Ach?“
„Na ja, als ich ein Kind war. Jetzt haben sich die Dinge geändert.“
Wieso hatte er das komische Gefühl, dass sie sich gar nicht so sehr verändert hatte? Bisher wusste er noch wenig von ihr, doch er hatte den Eindruck, dass sie viel und hart arbeitete und kaum etwas nur so zum Spaß tat. Jemand sollte ihr zeigen, wie sich das Leben leichter nehmen ließ.
Jemand. Nicht er, natürlich, aber jemand.
Sie hielten vor einem kleinen Kaufladen an, in dem es alles zu geben schien. David ging hinein und kam mit einer Tüte in der einen und einer Babyschale in der anderen Hand wieder heraus. Er befestigte die Babyschale auf der Rückbank, bettete behutsam die schlafende Cici um, und dann fuhren sie auch schon wieder los.
„In der Tüte sind übrigens Sandwichs“, sagte er und bedeutete Ayme, sich eins zu nehmen.
„Das ist aber hoffentlich nicht eins von diesen typisch britischen, oder?“ Argwöhnisch blickte sie ihn an. „Mit vegetarischer Paste oder so etwas Schrecklichem?“
Seine Mundwinkel zuckten. „Diese Hefe-Brotaufstriche isst man in Australien und Neuseeland. Ich komme aus Holland. Dort isst man Bücklinge!“
„Was ist ein Bückling?“
„Das ist ein geräucherter Hering.“
„Fisch?“ Sie packte das Sandwich aus. „Oh, nein! Wie das schon riecht!“
„Köstlich riecht das. Na los! Es wird Ihnen schon schmecken.“
Ayme hatte einen Bärenhunger, aß daher auch alles auf, aber mäkelte die ganze Zeit, während David sein Sandwich genussvoll verzehrte.
„Das war gut“, meinte er, als er fertig war. Aus irgendeinem Grund hatte Ayme ihn mit ihrem ständigen Meckern über das Essen in gute Stimmung versetzt. „Damit werden wir bis heute Abend durchhalten.“
Ayme rollte mehr scherzhaft als ernst mit den Augen und schlief, weil das Essen sie müde gemacht hatte, ein paar Minuten später ein.
Sie dabei einfach nur anzusehen ließ ihn lächeln. Er verbiss es sich und probierte stattdessen, einen mürrischen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Er würde sie nicht an sich herankommen lassen. Das schaffte er doch, oder?
Als er nicht widerstehen konnte, sie dennoch wieder
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