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Happy End am Mittelmeer

Happy End am Mittelmeer

Titel: Happy End am Mittelmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raye Morgan
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wonach es aussah. Wie sollte es das auch sein? So etwas tat er nicht. Seine übertriebene Reaktion auf ihren Körper war allein durch die äußeren Umstände bedingt – die leise Furcht, die Erinnerungen an seine eigene tragische Vergangenheit. Kaum ungewöhnlich. Nichts Alarmierendes.
    Sie war nur ein Mädchen.
    Erleichtert und entschlossen ging David gewohnt souverän zurück ins Gästezimmer. Zum Glück war Ayme bereits angezogen und reisefertig, und als er ihr in die Augen schaute, fiel ihm nichts Besonderes auf – kein Bedauern, kein Groll, keine Gefühle, die ihm Unbehagen bereiteten.
    „Kommen Sie. Wir müssen hier weg.“ Er schulterte seine Reisetasche und griff sich das Baby. „Ich nehme Cici. Sie tragen das Gepäck, okay?“
    David lief am Aufzug vorbei zum Treppenhaus. Es war ein langer, langer Abstieg, aber schließlich erreichten sie das Erdgeschoss, gingen zum Parkhaus und dort bis zu einem schnittigen Sportwagen. Er ließ Ayme mit dem Baby einige Meter entfernt warten und bereitete die Abfahrt vor.
    Er hatte alles richtig gemacht. Er hatte das Nummernschild ausgetauscht, unter der Motorhaube und unter dem Wagen nach Sprengstoff gesucht. Dennoch zuckte er zusammen, als er den Motor mit der Fernbedienung startete, und empfand große Erleichterung, als es nicht ‚Boom‘ machte.
    Ein neuer Tag, ein weiterer, riskanter Schritt, dachte David, als er Ayme ins Auto half, für Cici eine Kissenburg auf dem Rücksitz baute und nach und nach alle Baby-Utensilien verstaute.
    Und nun das nächste Dilemma – sollte er in eine Großstadt fahren, wo sie in der Menge untertauchen konnten, oder in eine ländliche Gegend, wo niemand auch nur auf den Gedanken käme, sich mit ihnen zu befassen? Ausnahmsweise entschied er sich für das Land.
    Aber bis dorthin war es noch ein weiter Weg. Zuerst fuhr David nicht in die Richtung, in die er eigentlich wollte, sondern in die entgegengesetzte. Nach einer Stunde erreichten sie den Rand eines Naturparks, wo er parkte, ausstieg und Ayme samt Cici mit all ihren Habseligkeiten schnell aus dem Wagen komplimentierte. Anschließend stoppte er ein vorbeifahrendes Taxi, dirigierte den Fahrer in eine vollkommen andere Richtung und ließ ihn an einer Tankstelle halten, wo er eines seiner anderen Autos hatte bereitstellen lassen. Dieses Modell war klein, kastenförmig, gänzlich unauffällig und somit das genaue Gegenteil zu seinen sonstigen Wagen.
    Ayme bemühte sich, weiterhin eine freundliche Miene zu wahren. Sie wollte nicht meckern. Aber als sie sich in das kleine, enge Gefährt quetschte, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen: „Der Sportwagen gefiel mir besser.“
    „Mir auch, glauben Sie mir. Das ist mein Inkognito-Auto.“
    Er warf ihr lächelnd einen Seitenblick zu, der Humor und echte Wärme ausstrahlte und ein gewisses Prickeln in ihr auslöste. Es war gut zu wissen, dass er auch dazu fähig war. Sie hatte schon befürchtet, er wäre nur mürrisch und wenig freudvoll.
    Gern hätte sie ein wenig zusammen mit ihm gescherzt, aber sie traute sich nicht, noch nicht. Wenn er recht hatte, flohen sie hier vor einer Gefahr. Nicht gerade die Zeit für sorglose Heiterkeit.
    Gefahr. Ayme blickte durch das Fenster auf die vorbeiziehenden Häuser. Sie wünschte, sie wüsste etwas mehr über diese Gefahr. Wer war dieser Mensch, und warum verfolgte er David?
    Kurz dachte sie wieder an die Geschehnisse vorhin im Gästezimmer. Die Art und Weise, wie ihr Körper auf einige heiße Blicke dieses Mannes reagiert hatte, war die einzige Gefahr, die ihr im Moment zu schaffen machte. Eine eindeutige und unmittelbare Gefahr. Das stellte er für ein Mädchen wie sie dar.
    Frau , korrigierte sie sich selbst. Du bist eine Frau. Also verhalte dich auch so!
    „Entspannen Sie sich doch“, sagte er wieder zu ihr gewandt. „Es dauert noch ein paar Stunden, bis wir am Ziel sind.“
    „Ich bin entspannt. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.“
    „Warum versuchen Sie nicht, ein bisschen zu schlafen, solange Cici schlummert?“
    Es war ein vernünftiger Vorschlag, aber sie war in keiner vernünftigen Stimmung. Obwohl sie die Müdigkeit in den Knochen spürte, hatte sie noch zu viel Adrenalin in sich, um jetzt zu schlafen. „Aber dann kann ich kein Sightseeing mehr machen“, gab sie ihm zur Antwort. „Ich möchte doch etwas von der Landschaft mitbekommen.“
    Er blickte im Vorbeifahren auf die tristen Häuser. „Hier gibt es gerade kaum Landschaft zu sehen. Mehr Industriebrachen.“
    Nickend

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