Happy End am Mittelmeer
wartet. Aber ich habe das Geld. Wenn Sie mit mir in unser Hotel kommen wollen …“
Schon als sie es aussprach, erkannte sie, dass dies keine gute Idee war. Eigentlich wollten sie sich verstecken und keine Fremden einladen. Im Nachsatz sagte sie deshalb: „Bitte geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Adresse, damit ich es Ihnen zurückzahlen kann.“
Er winkte ab. „Vergessen Sie es, meine Liebe. Das ist kein Problem.“ Er nickte und wandte sich zum Gehen. „Ich wünsche Ihnen eine gute Weiterreise zum Festland.“
„Vielen Dank.“
Sie lächelte, aber als er in der Menge auf der Straße verschwand, verging ihr das Lächeln. Woher wusste er, dass sie zum Festland wollten? Sie wusste es ja selbst kaum. Allerdings war diese Küstenstadt schon so eine Art Startpunkt für Reisen über den Kanal. Vielleicht sollte sie seine Worte nicht so ernst nehmen.
Und doch gaben sie ihr zu denken.
„Ich vermute, wir fahren zum Festland?“, fragte sie, als sie wieder zurück im Hotelzimmer war und das Milchpulver auf den Tisch stellte.
„Ja, morgen geht es über den Kanal.“ David warf ihr einen kurzen Blick zu, um sicher zu sein, dass sie bei ihrem Ausflug in ein öffentliches Gemeinschaftsbad keine bleibenden Schäden davongetragen hatte, und weil sie ruhig und freundlich aussah, schloss er daraus, dass alles in Ordnung war.
„Fahren wir nach Frankreich?“, fragte sie hoffnungsvoll. Frankreich! Paris! Wie gern würde sie sich das alles ansehen.
Er lächelte rätselhaft und antwortete ausweichend. „Eventuell.“
„Eventuell auch nicht“, mokierte sie sich und verzog das Gesicht.
Seine Mundwinkel zuckten.
„Ich hätte das Milchpulver fast nicht bekommen“, erzählte sie, als sie damit begann, das Fläschchen für Cici vorzubereiten. Sie berichtete von der Kassiererin und dem netten weißhaarigen Mann.
In Davids Kopf schrillten die Alarmglocken, aber er beruhigte sich schnell. Schließlich war sie eine sehr attraktive Frau. Jeder wahre Gentleman hätte ihr in so einem Fall seine Hilfe angeboten. Er hätte es auch. Mehr hatte das sicher nicht zu bedeuten.
Dennoch war er auf der Hut.
„Was sagte der Mann genau?“, hakte er nach.
Sie betonte noch einmal, wie nett er gewesen war, erzählte ihm aber alles, woran sie sich erinnern konnte, und dabei fiel ihm nichts Ungewöhnliches auf.
„Zeig ihn mir, wenn du ihn wiedersiehst“, ergänzte er noch. Flüchtig überlegte er auch, das Hotel zu wechseln. Aber weil er das selbst für leicht paranoid hielt, entschied er sich dagegen. „Am besten, du legst dich erst mal ins Bett“, sagte er stattdessen zu ihr und verzog amüsiert den Mund, als er ihr erschrockenes Gesicht sah. Er hatte gewusst, dass sie so reagieren würde. „Ich möchte, dass du ein wenig schläfst. Ich werde eine Weile nicht da sein, und sollte Cici wach werden, wenn ich zurückkomme, kümmere ich mich sie. Es könnte sein, dass wir zu einer ungewöhnlichen Zeit aufbrechen müssen. Deshalb genieße die Ruhe, solange sie währt.“
Sie schaute ihn an. Er sah so gut aus wie immer, aber seine Augen wirkten müde. „Und was ist mit dir? Du bist gefahren, du brauchst auch Schlaf.“
Er schenkte ihr ein langes Lächeln, das er nur bei besonderen Gelegenheiten verteilte. „Ich schlafe nie.“
Sie lachte, hingerissen von seinem Charme. „Ich bitte dich. Bist du Supermann?“
„Nicht ganz. Aber fast“, kommentierte er, und weil sie nach wie vor regungslos vor ihm stand, fügt er noch hinzu: „Ayme, tu, was ich dir gesagt habe. Wir haben keine Zeit für lange Diskussionen.“
„Aye, aye, Sir!“ Sie setzte sich auf die Bettkante.
„So ist’s recht.“ Er nickte anerkennend. „Sieh es wie eine militärische Operation an. Ich bin der vorgesetzte Offizier, und du folgst meinen Befehlen.“
Theatralisch verdrehte sie die Augen. „So weit kommt’s noch!“
„Gewiss.“ Kopfschüttelnd wandte er sich ab. „Ich muss telefonieren.“
„Kannst du das nicht hier machen? Hast du kein Handy?“
„Doch. Das will ich nur nicht für diesen Anruf nutzen. Ich komme wieder.“
„Hm.“ Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sie mithörte. Aber sie hatte keine Lust, nachzufragen. Es war alles etwas verwirrend. Augenblicke lang schien er sich für sie zu erwärmen, und sie spürte dieses gewisse Prickeln zwischen ihnen. Und Sekunden später war es wie weggewischt. Wenn sie nur wüsste, wie sie diesen speziellen Moment ausdehnen könnte.
Sie erhob sich vom Bett und hängte die Kleidung in den
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