Happy End am Mittelmeer
Schrank, räumte ein wenig auf. Als sie fertig war, sah sie nach Cici. Die Kleine schlief noch. Ayme lächelte. Sie sollte wirklich die Ruhe genießen und sich ein wenig hinlegen, wie David es vorgeschlagen hatte, überlegte sie, als ihr Blick auf das Fenster fiel.
Neugierig ging sie hin, spähte hinaus in die beginnende Dunkelheit und erblickte David unten vor dem Hotel. Er hielt sich mit einer Hand ein Handy ans Ohr und schien ein lebhaftes Telefonat zu führen. Immer wieder sah sie ihn mit der anderen Hand gestikulieren. Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, verzog er sich in eine Gasse neben dem Hotel. Mit wem er wohl redete? Hoffentlich mit jemandem, der Cicis Vater kannte.
Seltsam, dass dieser Unbekannte für sie immer nur ‚Cicis Vater‘ war und nicht ‚Darius, Prinz von Ambria‘ oder ‚der verschollene Königssohn‘. Lag es daran, weil sie tief im Innern sicher war, dass entweder Sam sie oder jemand Sam zum Narren gehalten hatte? Die Geschichte schien wenig stimmig. Aber vielleicht kam David hinter die Wahrheit.
Es war interessant, wie sehr sie ihm vertraute, und eigentlich wollte sie nicht analysieren, warum dem so war. Sie spürte, dass es etwas damit zu tun hatte, dass sie sich unbändig nach Sicherheit und Geborgenheit sehnte. Sie wollte, dass er ein guter Mensch war. Deshalb musste er ein guter Mensch sein. Ganz einfach.
Sie schaute zu Cici. Babys waren so süß, wenn sie schliefen. Allmählich kam sie auch mit der Babypflege besser klar. Zumindest hatte sie den Eindruck. Sie probierte, es David gleichzutun. Offenbar machten eine starke, ruhige Hand und eine sanfte Stimme doch etwas aus. Cici hatte, seit sie in London waren, kaum noch geschrien.
„Ich lerne schnell“, murmelte sie zu sich selbst. „Ich werde es überleben.“
Sie ging vom Fenster zum Bett, legte sich hin und schlief sofort ein.
7. KAPITEL
David hatte diverse Anrufe getätigt, aber jetzt sprach er wieder mit seinem Bruder. Monte konnte ihm einige Auskünfte zu seinen Anfragen geben. Aymes Familienverhältnisse waren genau überprüft. Sie hatte eine Adoptivschwester namens Sam, die als Jugendliche wegen kleinerer Vergehen verhaftet worden und vor Kurzem bei einem Verkehrsunfall gestorben war. Aber das war nicht alles. Die Eltern des Mädchens wurden ebenfalls bei diesem Unfall getötet.
„Das ist merkwürdig“, sagte David mehr zu sich selbst. „Warum hat sie mir das verschwiegen? Es muss doch furchtbar für sie gewesen sein.“
„Vertraue niemals einer Frau, David. Du bist doch nicht etwa in sie verliebt, oder?“
„Himmel, nein.“
„Vergiss es, es sollte nur ein Scherz sein. Aber anderes Thema: Es gibt nichts Neues über den Hochstapler, der in deinem Namen Liebe über das Land verteilt. Wenn ich etwas erfahre, werde ich es dich wissen lassen.“
„Danke!“
„Es gibt aber eine andere Neuigkeit: Unser Onkel Thaddeus ist gestorben.“
„Oh, nein.“ David war wirklich betrübt. Er war der Letzte der ‚alten Garde‘. „Ich hatte mich schon darauf gefreut, ihn eines Tages zu treffen und von ihm Geschichten über unsere Eltern und die alten Zeiten zu hören.“
„Ich auch. Es hat nicht sollen sein. Aber zu seiner Beerdigung müssen wir unbedingt. Wie es der Zufall will, findet die Trauerfeier während unseres Liga-Treffens statt, und zwar in Piasa, das liegt in der Nähe. Es wird ein großes Ereignis sein. Alle wichtigen Leute werden kommen. Es ist unsere Chance, vorzutreten und zur Befreiung unseres Landes das Zepter zu übernehmen. Denn wer zur richtigen Zeit das Kommando übernimmt, bestimmt über die Zukunft.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause. „Darius, ich brauche dich an meiner Seite.“
„Natürlich. Wenn du mich brauchst.“
Monte besprach mit ihm die Einzelheiten. „Die Stadt wird ein paar Tage in ambrischer Hand sein.“
„Unsere Tarnung wird auffliegen.“
„Ja.“
David lächelte. „Gott sei Dank.“
„Ja.“
Beide lachten.
„Vergiss nicht. Italien. Du musst einfach dabei sein!“
„Klar.“
Tief in Gedanken versunken und mit gemischten Gefühlen, beendete David die Verbindung. Er freute sich auf Italien. Er würde dort ganz bestimmt viel Spannendes und Wichtiges über seine Vergangenheit erfahren, und er hätte auch die Chance, den Grundstein für eine neue Zukunft zu legen. Doch auf dem Rückweg zum Hotel dachte er an Ayme und an das, was er über ihre Eltern gehört hatte.
Oben im zweiten Stock schlüpfte er leise ins Zimmer. Ayme und Cici schliefen beide
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