Happy End am Mittelmeer
fest. Er schloss die Tür, machte nur eine Lampe in der Ecke neben der Kommode an, zog seinen Pullover über den Kopf, knöpfte sein Hemd auf, aber behielt es ebenso an wie seine Jeans und ging zu dem Bett, das er sich mit Ayme teilen wollte.
Er schaute zu ihr hinunter und ließ seinen Blick über ihr hübsches Gesicht, ihre bezaubernde entblößte Schulter, die Konturen ihrer Beine unter dem Laken gleiten. Sie gefiel ihm, kein Zweifel. Abwartend stand er da, als ihn ein plötzliches Begehren überkam. Damit hatte er gerechnet. Zu seiner Überraschung aber spürte er noch ein anderes Gefühl, ein Ziehen in der Brust, eine ungewohnt intensive Wärme. Er brauchte einen Moment, bis er begriff, was es war, und als es ihm klar wurde, schloss er die Augen und fluchte leise.
Alles in ihm wollte sie beschützen. Alle seine Instinkte wollten dafür sorgen, dass niemand ihr wehtun konnte.
Woher kam das? Er glaubte nicht, jemals zuvor so etwas empfunden zu haben. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er damit verbracht, sich selbst zu schützen, um andere hatte er sich nicht kümmern können. Was nichts anderes bedeutete, als dass er ein selbstsüchtiger, egozentrischer Idiot war. Und er konnte das akzeptieren. Also woher war dieser neue, verrückte Drang zu hegen und zu pflegen gekommen?
Vielleicht lag es auch nur an dem Baby. Vielleicht verwischte es die emotionalen Grenzen auf eine instinktive Weise, die er nicht kontrollieren konnte. Er wusste, dass er aufpassen musste. Es konnte ihn unnötig in Schwierigkeiten bringen.
Wahrscheinlich aber hatte es eher damit zu tun, was er gerade über das Schicksal von Aymes Eltern erfahren hatte. Aber es könnte auch sein, dass es nur an seiner verdammten Müdigkeit lag. Eventuell. Er wusste, er brauchte Schlaf. Und direkt vor ihm war ein Bett. Zu dumm, dass schon jemand darin lag.
Ayme hatte schon der Gedanke schockiert, auf diese Weise mit ihm zusammen zu schlafen. Irgendwie hasste er es, sie in dieser Situation so plötzlich damit zu überraschen, ohne dass sie sich wappnen konnte. Aber er war kein Sexmonster. Im Moment war er nur ein müder Mann. Und das Bett war einfach zu verlockend, um es sich entgehen zu lassen. Seufzend suchte er sich sein freies Schlafplätzchen.
Ayme drehte sich halb und hielt den Atem an.
Da war ein Mann in ihrem Bett!
Zum Glück war es David. Genau das hatte sie befürchtet. Konnte sie es wirklich zulassen? Musste sie sich nicht dagegen auflehnen?
Er trug noch seine Jeans, aber sein Oberkörper war nackt. Doch er schlief fest und überhaupt nicht bedrohlich. Sie entspannte sich, stützte sich auf einen Ellbogen, um ihn auf eine ihr bisher nicht mögliche Art anzusehen.
Als sie sagte, nie ernsthaft einen Freund gehabt zu haben, hatte sie die Wahrheit gesagt. Auf dem College gab es zwar einige Männer, mit denen sie ‚Dates‘ gehabt hatte, aber irgendwie war nie mehr daraus geworden. Die meisten, mit denen sie sich traf, hatten sie entweder enttäuscht oder genervt.
David hatte sie bisher nicht genervt. Aber er versuchte auch nicht, bei ihr zu landen. Doch anhaltendes Desinteresse konnte auch nervig sein. Als ihr das klar wurde, verzog sie den Mund.
Du bist aber auch nie zufrieden, schalt sie sich selbst und lachte über das paradoxe Ja und Nein.
Zweifellos zählte David zu den attraktivsten Männern, denen sie je so nah gewesen war. Seine Gesichtszüge waren zugleich markant und harmonisch, und sein Kinn war mit dunklen Bartstoppeln überzogen, die seine Männlichkeit noch betonten.
Aber das war noch nicht alles. Er hatte einen Körperbau, der jedes Frauenherz ein bisschen schneller schlagen ließ – irgendwas zwischen einem griechischen Gott und einem Olympiaschwimmer. Seine gebräunte Haut war glatt und schimmerte golden im Schein der kleinen Lampe. Seine Jeans gehörte zur teureren Sorte, und seinem Hemd sah man nicht an, was es tagsüber hatte mitmachen müssen. Seine Hände wirkten stark und dennoch zärtlich. Sie neigte sich etwas näher, roch seinen gepflegten, männlichen Duft und spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, als sie plötzlich eine Sehnsucht überkam, die sie nicht verstand. Sie war versucht, sich über ihn zu beugen und mit ihren Lippen seine Haut zu berühren. Sie beugte sich etwas näher und stellte sich träumerisch vor, wie sie seinen Bauchnabel mit ihrer Zunge berührte, ihre Hand über seine prächtigen Muskeln strich.
Schließlich glitt ihr Blick wieder zu seinem Gesicht, und sie bemerkte, dass er seine
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