Happy End am Mittelmeer
hatte einen kleinen Vorrat süßer Strampelanzüge in der Tasche gefunden, die sie nicht eingepackt hatte und an die sie sich nicht erinnerte, und so hatte sie die Kleine zum Morgenspaziergang richtig hübsch anziehen können.
„Das ist das, was Spaß macht, ihnen niedliche Mützchen und so anzuziehen“, sagte sie zu David und strahlte ihn an.
Er mochte ihr Lächeln. Ja, er merkte immer deutlicher, dass ihm sehr viel an dieser jungen Frau gefiel. Zu viel, genau genommen. Aber er würde nicht an diesem Morgen darüber nachdenken. Er würde das Wetter genießen, die Landschaft – und Ayme.
Sie sahen Schiffe in den Hafen hinein- und wieder hinausfahren, Fischer mit einem guten Fang wiederkehren. Sie lauschten den Möwen, nahmen die Meeresgerüche auf und atmeten die salzige Luft. Dann war es Zeit für den Rückweg, und sie gingen langsam zum Hotel. David verspürte eine seltsame, ihm ungewohnte Zufriedenheit. Cici gab einen glucksenden Laut von sich, und sie lachten beide über sie. Er lächelte. Was für ein süßes Kind.
Aber wessen Kind?
Konnte er wirklich Cicis Vater sein? Er hatte sich den Kopf zermartert, um sich zu erinnern, mit wem er vor einem Jahr ausgegangen war. Dass er solche Schwierigkeiten damit hatte, war wohl typisch für seinen Lebensstil, fürchtete er. Und es bedeutete, dass er sich mit Frauen getroffen hatte, die ihm nichts bedeuteten. Und das war nichts, worauf er stolz sein konnte.
Im Grunde seines Herzens war er sich sicher, dass er nicht der Vater des Babys sein konnte. Und doch nagte noch ein Zweifel in ihm. Einer von der Sorte, die einen mitten in der Nacht aufwachen und an die Decke starren ließen und sich langsam im Kopf breit machten. Tagsüber trat er in den Hintergrund. Aber gänzlich ließ er sich nicht vertreiben.
Während er noch darüber nachdachte, zeigte Ayme plötzlich ganz aufgeregt auf einen Mann, der gerade um die nächste Ecke ging.
„Schau! Da ist der Mann aus dem Supermarkt von gestern.“
Er blickte in die Richtung, aber der Mann war verschwunden.
„Welcher Mann?“
„Der weißhaarige, hast du ihn nicht gesehen?“
„Nein.“
„Ich bin ihm doch noch das Geld schuldig. Vielleicht sehen wir ihn ja ein zweites Mal, dann winken wir ihm, und ich zahle es ihm zurück.“
Der Zwischenfall versetzte David in den Alarmzustand. In der Stimmung, in der er war, dachte er sofort, jemanden zweimal auf einer Reise zu sehen war einmal zu viel. Er fluchte leise. „Wir müssen gehen.“
„Gehen?“ Ayme sah ihn an. „Wohin gehen? Warum?“
Es war sinnlos, es ihr zu erklären. Sie würde nur noch mehr Fragen stellen. Außerdem hatten sie keine Zeit. „Komm, beeil dich. Wir müssen los.“
„Okay, aber sag mir, warum.“
Darauf antwortete er nicht, sagte stattdessen: „Ich wollte warten, bis es dunkel ist. Im Dunkeln geht alles leichter.“
„Oder schwerer.“
„Stimmt.“ Er lächelte sie kurz an. „Lass uns packen und von hier verschwinden.“
Ayme lief schneller, ihr Herz war in Aufruhr. „David, sag mir, was wir planen.“
„Vor deinem weißhaarigen Mann zu fliehen.“
„Was? Warum? Er war sehr nett.“
„Die meisten Killer sind Pfundskerle, mit denen du Bowling spielen kannst“, stieß er hervor. „Du kannst es nachlesen. Es gibt Statistiken dazu.“
Kopfschüttelnd schaute sie ihn an. Er nahm ihr Anliegen nicht ernst, und das machte sie allmählich wütend. Sie wirbelte zu ihm herum, stellte sich ihm in den Weg und stemmte die Hände in die Hüften. „Weißt du was? Wenn du mir das alles hier nicht erklärst, gehe ich keinen Schritt mehr weiter. Ich kann nichts ohne Grund tun. Ich denke systematisch, logisch, und ich muss wirklich wissen, warum ich etwas tue.“
Er schien verärgert, aber versuchte geduldig zu sein. „Ich werde es dir erklären, versprochen. Gib mir nur mehr Zeit.“
Sie riss die Hände in die Höhe. „Was weiß ich, wir könnten auf dem Weg sein, eine Bank auszurauben oder einen Süßwarenladen auszuräumen oder einen berühmten Eishockey-Star entführen oder …?“
„Nichts von alledem, Ayme, aber wir haben keine Zeit dafür. Wir sprechen darüber, sobald wir unterwegs sind.“
Sie seufzte. Sie wusste, sie würde ihre Stellung nicht behaupten können. Noch nicht. „Na gut“, lenkte sie ein und stürmte mit ihm zur Treppe.
Es gelang ihnen, noch einen Platz auf dem Autozug durch den Eurotunnel zu bekommen, und sie schafften es in Rekordzeit, den Zug zu erwischen. Wenig später fuhren sie schon mit ihrem Wagen
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