Happy End am Mittelmeer
Kämpfte gegen einen anderen Wunsch an. Er wollte, dass sie alles bekam, was sie sich im Leben wünschte, und er wollte, dass sie es jetzt sofort bekam. Er wollte sie beschützen und für sie da sein und sie gleichzeitig frei fliegen lassen.
Aber vor allem wollte er sie küssen. Er rückte näher, ließ den Blick über ihre wunderschönen Lippen gleiten. Er konnte sie schon schmecken …
Halt. Leise fluchend riss er sich zusammen. Einer von ihnen beiden musste vernünftig sein. Tief durchatmend nahm er seine Hand von ihrem Gesicht und sah weg. Was zum Teufel machte er hier?
„Du willst Fakten, Ayme? Okay. Ich habe davon gehört, dass ich verfolgt werde. Ich denke mir das schließlich nicht alles nur aus.“ Ein morgendlicher Anruf bei Monte hatte ihm diese Information gebracht. „Ich denke, dein weißhaariger Mann könnte einer der Verfolger sein.“
„Oh.“
„Momentan versuche ich, uns an einen Ort zu bringen, bei dem wir vor den Bösen sicher sind, weil sie ihn nicht kennen. Deswegen fahren wir nach Norden in eine ländliche Gegend Hollands. Meine Schwester lebt dort. Wenn nichts schiefgeht und wir es bis dahin schaffen, werden wir eine Weile bei ihr bleiben.“
Ayme seufzte. Das war alles, was sie wollte, ein kleines Zeichen, dass er ihr vertraute, wenigstens ein kleines. „Danke“, sagte sie ernst und lächelnd: „Das klingt nett. Ich mag Schwestern.“
Er sah ihre Augen aufleuchten. Unablässig fühlte er sich jetzt versucht, sie zu küssen. Jedes Mal, wenn er sie ansah, hatte er das Gefühl, ihren Körper an seinem zu spüren, und all seine männlichen Instinkte erwachten. Er musste einen Weg finden, seine Lust zu drosseln. Die ganze Geschichte mit der sexuellen Anziehung komplizierte sein Leben nur, dem musste er entgegenwirken.
„Ich bin sicher, sie wird dich auch mögen“, stieß er schroff hervor.
Ayme nickte glücklich. „Okay, dann fahr weiter.“
Und das tat er.
Aber David wusste genau, dass die Information, die er ihr gegeben hatte, ihr nicht reichen würde. Es lag in der Natur des Menschen. War man einmal auf den Geschmack gekommen, wollte man mehr. Kaum eine halbe Stunde später fragte Ayme weiter.
„Wer genau sind diese Leute, die dich verfolgen?“
Er zuckte die Achseln. „Ich vermute, es sind Agenten der derzeitigen Machthaber Ambrias. Aber sicher weiß ich das nicht.“
„Weil sie wissen, dass du gegen sie arbeitest?“
Er nickte nur.
Nachdenklich runzelte sie die Stirn und biss sich auf die Lippe. „Wir müssen sie irgendwie benennen. Wir brauchen einen Namen. ‚Die Bösen‘, das ist zu allgemein.“
„Meinst du?“
„Ja.“ Sie dachte noch ein, zwei Minuten nach. „Ich habe eine Idee. Lass sie uns die ‚Lauerer‘ nennen.“
Er zuckte amüsiert die Achseln. „Klingt ganz gut.“
Ayme lächelte sichtlich zufrieden.
Und sie war auch zufrieden mit Holland.
„Es ist so schön hier“, meinte sie, nachdem sie sich im Vorbeifahren einige Zeit die Landschaft angeschaut hatte. „Wie im Märchen. Alles ist so nett und sauber. Und hier bist du aufgewachsen?“
„Ja.“
„Machte dich das zu einem netten Menschen?“
Er lächelt sie an. „Gut zu wissen, dass du es bemerkt hast.“
Sie lächelte zurück. Dieses Prickeln war da, und sie sahen beide schnell wieder weg. Aber Ayme war warm bis in die Zehenspitzen, und sie schwebte auf einer Wolke.
Am späten Nachmittag hatten sie das Dorf Twee Beren erreicht, wo Davids Schwester lebte.
„Nur kurz zur Info, Ayme“, teilte David mit, als er in eine der winzigen Gassen steuerte. „Wenn alles wie geplant läuft, werden wir den Weg zum Haus meiner Schwester auf dem Heuwagen eines Bauern fortsetzen.“
„Oh, interessant“, meinte Ayme, dabei war sie eher bestürzt.
„Ich dachte, es würde dir gefallen. Ich hoffe, Cici verträgt das Heu.“
„Das Heu?“ Ayme blinzelte. „Was für Heu?“
Er sah sie verwirrt an. „Du weißt doch, was ein Heuwagen ist, oder? Ein Leiterwagen voller Heu, getrocknetes Gras.“
„Hm, ich denke. Ich glaube, als ich ein kleines Mädchen war, bin ich mit meinem Vater mal auf so einem Wagen zu einer Farm gefahren.“
„Na, siehst du. Dann kennst du das ja.“
„Hm.“
„Die Sache ist die, ich bin sicher, dass die Leute, die uns verfolgen …“
„Die ‚Lauerer‘, meinst du …“
Er nickte und lächelte leicht. „Die Lauerer kennen das Kennzeichen unseres Autos, deshalb müssen wir es irgendwo in der Stadt unauffällig stehen lassen. Anschließend steigen wir auf
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