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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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weiß ich jetzt, woran ich bin. Leb wohl, Bernardo.”
    Es war weit nach Mitternacht, und die letzten Gäste hatten das Haus längst verlassen, als Angie auf die Terrasse ging. In der Gewissheit, dass sie nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen würde, versuchte sie sich das einzigartige Panorama einzuprägen, das sich vor ihr entfaltete.
    Unvermittelt tauchte Baptista aus der Dunkelheit auf und stellte sich zu Angie ans Geländer. “Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihnen zumute ist”, sagte sie mitfühlend. “Trotzdem sollten Sie nicht zu hart mit Bernardo ins Gericht gehen. Auch wenn er sich alle Mühe gibt, es nicht zu zeigen, wird er nie aufhören, Sie zu lieben.”
    “Warum will er mich dann unbedingt loswerden?”, fragte Angie verzweifelt.
    “Weil ihn das Leben verbittert und er verlernt hat, seine Gefühle offen zu zeigen. Wenn er es denn je gekonnt hat”, setzte sie traurig hinzu.
    “Er hat mir erzählt, wie er Teil Ihrer Familie geworden ist”, sagte Angie, weil sie ahnte, was Baptista bewegte.
    “Wenn er es denn geworden wäre!”, erhielt sie zur Antwort. “Für mich ist er mein Sohn, den ich genauso liebe wie Renato und Lorenzo. Doch Bernardo weist alle Gefühle, die wir ihm entgegenbringen, geradezu ängstlich zurück. Und als würde er damit Verrat an seiner Mutter begehen, weigert er sich hartnäckig, den Namen seines Vaters zu benutzen oder den Anteil des Erbes anzutreten, der ihm zusteht. Es fiel ihm ja schon schwer, die Verwaltung der Güter zu übernehmen, die ihm gehören könnten. Lieber verzichtet er auf ein beträchtliches Vermögen und lebt in bescheidenen Verhältnissen.”
    “Und warum tut er das?”, erkundigte sich Angie ratlos. “Dass er seiner Mutter gegenüber loyal bleiben will, verstehe ich ja, aber das allein kann doch sein Verhalten nicht erklären.”
    “Irgendetwas treibt ihn an, von dem niemand etwas weiß”, erwiderte Baptista, “und das ihn geradezu menschenscheu werden lässt. Sie sind die Erste, die ihm wirklich nahegekommen ist, und wenn er sich Ihnen nicht anvertraut, wird es niemand schaffen, ihn aus seiner Einsamkeit zu befreien.”
    “Ich wünsche mir nichts mehr, als an seiner Seite zu sein”, sagte Angie mit großem Ernst. “Doch er traut mir das Leben in den Bergen nicht zu, ohne mir auch nur die Chance zu geben, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.”
    “Darauf kannst du warten, bis du alt und grau bist.” Angies Erklärung hatte Baptista so sehr befremdet, dass sie sie unwillkürlich duzte. “Ich wundere mich allerdings, dass du dir vorschreiben lässt, was du zu tun und zu lassen hast. Warum machst du nicht einfach, was du für richtig hältst, und beweist ihm auch ohne seine ausdrückliche Aufforderung, wie sehr er sich in dir irrt?”
    “Nichts würde ich lieber tun”, gestand Angie rundheraus. “Wenn ich nur wüsste, wie!”
    “Daran soll es nicht scheitern”, erwiderte Baptista lächelnd. “Ich hätte da schon eine Idee.”

6. KAPITEL
    M ontedoro war in dichten Nebel gehüllt, und die wenigen Einwohner, die den Winter über in der Höhe ausharrten, hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen, um der Kälte zu entfliehen.
    Doch kaum hatten Arbeiter damit begonnen, den Lastwagen abzuladen, den sie mühsam durch die engen Gassen zum Haus von Dr. Fortuno gesteuert hatten, bildete sich eine Menschentraube und musterte argwöhnisch die zierliche junge Frau, die den Möbelträgern Anweisungen gab.
    “Wer ist das denn?”, raunte jemand misstrauisch.
    “Unsere neue Ärztin”, erhielt er zur Antwort.
    “Machst du Witze? Die ist doch nicht älter als meine Tochter.”
    “Was will sie denn mit dem ganzen modernen Krimskrams?”, fragte ein anderer mit Blick auf die medizinischen Geräte, die in die Praxis getragen wurden. “Doktor Fortuno ist doch auch ohne so etwas ausgekommen.”
    “Der hat seit seinem Studium ja auch kein einziges Fachbuch mehr angerührt”, wurde ihm erklärt.
    “Ist seine Nachfolgerin denn verheiratet?”, erkundigte sich ein Dritter mit Blick auf das große Bett aus Nussbaumholz.
    “Nicht dass ich wüsste”, lautete die Antwort.
    Nachdem der Laster wieder gefahren war, trat Angie auf die Menge zu. “Vielleicht erinnert sich der eine oder andere von Ihnen noch an mich”, erklärte sie in fließendem Italienisch. “Im vergangenen Sommer war ich schon einmal hier. Ich bin Doktor Fortunos Nachfolgerin und möchte Sie einladen, sich die neue Praxis anzusehen.”
    Ein Blick in die Mienen der Menschen ließ Angie

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