Happy End auf Sizilianisch
herauszufinden, bin ich hergekommen. Mit dir hat das nicht das Geringste zu tun. Deshalb möchte ich dich bitten, mich nicht länger von der Arbeit abzuhalten.”
Bernardo sah sie eine ganze Weile lang ungläubig an, bevor er sich schließlich umwandte und wortlos das Haus verließ.
Der Auftakt verlief alles andere als vielversprechend.
Das schlechte Wetter war dabei noch das geringste Problem, und die Aussicht, einen Monat lang die Sonne nicht zu sehen, bedrückte Angie deutlich weniger als die Tatsache, dass Bernardo in einem Punkt recht behalten hatte. Die Skepsis der Dorbewohner ihr gegenüber war größer, als sie angenommen hatte.
Die Einzigen, die vom ersten Tag an zu ihr gehalten hatten, waren die Nonnen. Doch Ende Januar, eine Woche nach ihrer Ankunft, kam ihr der Zufall zu Hilfe, und zwar in Form eines Anrufes von Heather, die ihr erzählte, in Palermo sei eine Grippeepidemie ausgebrochen.
Noch waren Montedoro und die umliegenden Dörfer verschont geblieben, und damit es so blieb, traf Angie umgehend die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen.
Nachdem sich alle Nonnen und sogar der Pfarrer hatten impfen lassen, veranlasste die Oberin, dass alle Schüler der Klosterschule einen Brief mit nach Hause bekamen, in dem die Eltern aufgefordert wurden, sich und ihre Kinder gegen die Grippeepidemie zu schützen und in Angies Praxis zu kommen.
Die Resonanz auf den Brief war gut, doch insbesondere die Männer weigerten sich hartnäckig, der Aufforderung nachzukommen. Angie brauchte nicht lange zu überlegen, bis ihr eine Lösung für das Problem einfiel.
“
Buona notte, dottore”
, begrüßte Stella den späten Gast, nachdem sie eine Zeit lang gebraucht hatte, Angie zu erkennen, die in eine dicke Winterjacke eingepackt war und die Kapuze tief in die Stirn gezogen hatte. “Signore Tornese isst gerade zu Abend. Er wird sich freuen, Sie zu sehen.”
Angie war sich da weniger sicher, doch als Stella sie ins Esszimmer führte, schlug sie die Kapuze zurück und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, damit Bernardo auf den ersten Blick erkennen konnte, wie wenig ihr das unwirtliche Klima ausmachte.
“Guten Abend, Signore Tornese”, begrüßte sie ihn betont distanziert und reichte ihm die Hand.
“Guten Abend,
dottore”
, erwiderte Bernardo höflich, ohne seine Überraschung zu verbergen.
In diesem Moment kam Stella mit einer Tasse Kaffee in der Hand aus der Küche und reichte sie Angie. “Etwas Warmes kann sicherlich nicht schaden. Ich hoffe, die Kälte setzt Ihnen nicht allzu sehr zu.”
“Ich komme bestens damit zurecht”, antwortete Angie strahlend und klopfte sich auf die Oberschenkel. “Soll ich Ihnen sagen, warum? Weil ich Funktionsunterwäsche trage.”
Stella brach in lautes Lachen aus.
“Sie sollten es unbedingt einmal ausprobieren”, versicherte Angie ihr. “Und Sie selbstverständlich auch, Signore. Es gibt nichts Besseres gegen Kälte.”
“Vielen Dank für den Tipp”, erwiderte Bernardo pikiert. “Ich nehme allerdings nicht an, dass du deswegen hergekommen bist.”
“Stimmt”, erwiderte Angie mit einem provozierenden Augenaufschlag. “Von Heather weiß ich, dass in Palermo eine schwere Grippeepidemie ausgebrochen ist, und um zu verhindern …”
“Grippeepidemie”, sagte Bernardo abfällig. “Wenn ich das schon höre.”
“Deine Bemerkung zeugt von großer Unkenntnis”, entgegnete Angie. “Ich spreche nicht von einem Schnupfen, sondern von einer Virusgrippe, die im schlimmsten Fall tödlich verlaufen kann. Deshalb halte ich es für dringend geboten, dass sich alle Bewohner von Montedoro impfen lassen. Und weil sich immer noch viele uneinsichtig zeigen, wollte ich dich bitten, ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen.”
“Wie bitte?”, fragte Bernardo ungläubig.
“Du genießt allergrößten Respekt im Ort, vor allem bei den Männern. Wenn du dich impfen lässt, trauen sich die anderen vielleicht auch. Es scheint tatsächlich erwachsene Männer zu geben, die sich vor einer winzigen Nadel fürchten. Unglaublich, findest du nicht?”
“Du kannst jetzt gehen”, forderte Bernardo Stella auf.
“Das war überaus klug von dir”, machte sich Angie über ihn lustig, nachdem seine Haushälterin gegangen war.
“Bitte, Angie …”
“Willst du mich nicht weiter
dottore
nennen?”, fiel sie ihm ins Wort. “Das klingt doch gleich viel respektvoller.”
“Dass ich nicht lache.”
“Dir bricht schon kein Zacken aus der Krone”, zog Angie ihn auf. “Die anderen
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