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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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sie gezögert, eine Zusage zu geben.
    Dank Angies Vorsorge war die Grippewelle bis auf wenige Ausnahmen, die glücklicherweise glimpflich verliefen, an Montedoro vorbeigegangen. Dafür waren zwei Kinder an Masern erkrankt, und Angie musste sie mehrmals täglich ärztlich versorgen. Da sie außerdem Sorge hatte, dass andere Kinder sich anstecken konnten, hielt sie es für wenig wahrscheinlich, dass sie an dem Fest teilnehmen konnte.
    Erfreulicherweise erholten sich ihre kleinen Patienten schneller als erwartet, und da auch keine weiteren Erkrankungen aufgetreten waren, standen für sie die Aussichten gut, an dem rauschenden Fest teilnehmen zu können.
    Vor allem freute sich Angie darauf, Heather endlich wiederzusehen, die inzwischen in die Firma ihres Mannes eingestiegen und deshalb häufig auf Reisen war.
    Die Martellis handelten mit Obst und Gemüse, das auf eigenen Ländereien rings um Palermo angebaut und von dort aus in alle Welt versandt wurde. Zu Angies großer Überraschung war Heather unter anderem auch für die Betreuung der Kunden in England zuständig. Diese Aufgabe hatte sie von Lorenzo übernommen, den Renato vorläufig nicht mehr nach London schicken wollte, weil sein jüngster Bruder bei seinem letzten Aufenthalt mit Alkohol am Steuer erwischt worden war und nach einem Polizisten geschlagen hatte. Es war nur Heather zu verdanken gewesen, dass er mit einer deftigen Geldstrafe davongekommen war.
    Doch nachdem Angie vormittags Radio gehört hatte, war ihr klar, dass sie unmöglich an der Geburtstagsfeier teilnehmen konnte. Enttäuscht griff sie zum Telefon und rief Baptista an.
    “Im Wetterbericht wurde starker Schneefall angekündigt”, erklärte sie den Grund ihrer Absage. “Ich habe Sorge, dass die Straßen tagelang unpassierbar sind und ich nicht nach Montedoro zurückkann. Und bevor ich meine Patienten im Stich lasse, beiße ich lieber in den sauren Apfel und bleibe hier.”
    “Dafür habe ich vollstes Verständnis”, erwiderte Baptista gerührt. “Und sobald das Wetter wieder besser ist, besuchst du mich. Dann haben wir auch mehr Zeit füreinander.”
    Angie wollte schon wieder auflegen, als sie eine männliche Stimme am anderen Ende hörte. “Bernardo möchte dich noch sprechen”, teilte Baptista ihr mit und verabschiedete sich.
    “Übertreibst du nicht ein bisschen, Angie?”, meldete sich Bernardo, ohne sie zu begrüßen. “Doktor Fortuno hat sich doch auch freigenommen, wann immer ihm der Sinn danach stand.”
    “Es dürfte ihn kaum jemand vermisst haben”, erwiderte Angie brüsk. “Er ist sicherlich ein sympathischer Kerl, aber als Arzt …”
    “Dass in seiner Praxis wenig Betrieb war, heißt doch noch lange nicht, dass er ein schlechter Arzt ist”, fiel Bernardo ihr ins Wort.
    “Wie erklärst du dir dann, dass mein Wartezimmer jeden Tag voll ist?”, fragte Angie. “Die Menschen sind nicht öfter oder seltener krank als früher”, reichte sie die Antwort gleich nach. “Zu Doktor Fortuno sind sie nur deshalb nicht gegangen, weil sie genau wussten, dass er ihnen nicht helfen konnte. Er hat sich also nicht freigenommen – er hatte schlichtweg nichts zu tun. Und dass sich das von mir nicht sagen lässt, wirst selbst du mitbekommen haben.”
    “Willst du damit sagen, dass du dir nicht einmal einen netten Abend machen kannst?”
    “Nicht wenn ein Unwetter angekündigt ist”, erwiderte sie spitz. “Zum Glück war ich ja darauf vorbereitet, dass das Leben hier oben im Winter kein Zuckerschlecken ist.”
    Bernardo hatte den Seitenhieb offensichtlich verstanden, denn er hatte es plötzlich sehr eilig, das Gespräch zu beenden.
    Wie angekündigt setzte kurz nach Einbruch der Dunkelheit das Unwetter ein. Binnen weniger Minuten sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt, und als Angie das dichte Schneetreiben sah, war ihr klar, dass Montedoro für einige Tage mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten sein würde.
    Doch obwohl sie offensichtlich die richtige Entscheidung getroffen hatte, fiel es ihr in dieser Nacht schwer, Schlaf zu finden. Denn insgeheim sah sie den kommenden Tagen mit Bangen entgegen.
    Woran weniger der Sturm als vielmehr die Gewissheit schuld war, dass die Einwohner von Montedoro ihr die Selbstlosigkeit kaum danken würden. Denn Angie war sich sicher, dass nicht einer von ihnen sie in den nächsten Tagen brauchen würde, weil alle es vorzogen, sich in ihren Häusern zu verkriechen. Und so würde sie die nächsten Tage untätig und allein in einem kleinen

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