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Happy End auf Sizilianisch

Happy End auf Sizilianisch

Titel: Happy End auf Sizilianisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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Dorbewohner wissen durchaus, wie man sich einer Dame gegenüber zu benehmen hat.”
    “Wenn du als Dame behandelt werden willst, solltest du vielleicht nicht aller Welt erzählen, welche Unterwäsche du trägst”, entgegnete Bernardo gereizt.
    “Solange es ausschließlich berufliche Gründe hat, spricht doch wohl nichts dagegen”, wandte Angie ein. “Zumal es nichts Unerotischeres gibt als rote Funktionswäsche. Oder findest du das etwa sexy?”, fragte sie und öffnete ihr Hemd.
    Bernardo hoffte inständig, dass Angie ihm nicht anmerken würde, was ihr Übermut in ihm auslöste. Denn er hätte kaum heftiger reagieren können, wenn sie unter ihrem dicken Flanellhemd statt des hochgeschlossenen langärmeligen Pullis einen knappen schwarzen Seiden-BH getragen hätte.
    Ihr Blick tat ein Übriges, denn ihrer Unschuldsmiene war deutlich anzusehen, dass ihre Hintergedanken keinesfalls so harmlos waren, wie sie Bernardo glauben machen wollte.
    “Willst du mir nicht endlich sagen, warum du gekommen bist?” Mühsam hatte er die Sprache wiedergefunden.
    “Das habe ich doch schon”, erwiderte Angie, während sie das Hemd wieder zuknöpfte. “Du hast mehrfach betont, dass du dich für die Menschen im Ort verantwortlich fühlst, und ich gebe dir die Gelegenheit, deinen Worten Taten folgen zu lassen.”
    “Also schön”, stimmte er widerwillig zu. “Am besten bringen wir es gleich hinter uns. Umso eher kannst du wieder gehen.”
    “Damit das Ganze die gewünschte Wirkung hat, müsstest du dich schon in meine Praxis bequemen”, wandte Angie ein. “Sagen wir morgen gegen elf? Um diese Zeit sind die Straßen am vollsten, und die Nachricht, dass du zur Ärztin gehst, verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Wenn ich dich dann noch eine Weile im Wartezimmer sitzen lasse, kannst du allen erzählen, dass du dich impfen lassen willst.”
    “Sonst noch was?”, fragte Bernardo ungehalten.
    “Für heute wäre das alles.”
    “Dann spricht ja nichts dagegen, dass du jetzt gehst.”
    “Nicht bevor du mir dein Wort gegeben hast, dass du morgen kommst.”
    “Du hast mein Wort. Bis morgen um elf,
dottore.”

7. KAPITEL
    D ie Aktion hatte genau den Erfolg, den Angie sich davon versprochen hatte. Sobald die Männer des Ortes gesehen hatten, dass Bernardo zur Ärztin ging, um sich impfen zu lassen, folgten sie seinem Beispiel.
    Von diesem Tag an war das Eis zwischen den Alteingesessenen und der ledigen Ausländerin, die Hosen trug und auch sonst aus ihren neumodischen Ideen keinen Hehl machte, geschmolzen.
    Nachdem ihr neues Auto – ein Geländewagen, mit dem sie auch die abgelegensten Ecken erreichen konnte – geliefert worden war, begann Angie damit, die Dörfer und Höfe der Umgebung aufzusuchen. Sehr schnell wurde ihr klar, dass Dr. Fortuno ein noch schlechterer Arzt gewesen sein musste, als sie bislang angenommen hatte, denn der Gesundheitszustand der meisten Menschen war bedenklich, woran die teils bittere Armut, in der sie lebten, sicherlich die Hauptschuld trug.
    Über Mangel an Arbeit konnte sich Angie folglich ebenso wenig beklagen wie über den Mangel an Zustimmung seitens ihrer Patienten. Der Einzige, der seine abwehrende Haltung absolut nicht aufgeben wollte, war Bernardo, der weiterhin der Meinung zu sein schien, dass sie die falsche Frau am falschen Ort war.
    Dass sie auf dem richtigen Weg war, wurde ihr jedoch bestätigt, als sie wegen einer schweren Erkältung, die sie sich bei ihren Besuchen im Umland zugezogen hatte, drei Tage das Bett hüten musste. Zu ihrer großen Freude erhielt sie viel Besuch, und die Nonnen sowie die Frau des Bürgermeisters überraschten sie mit selbst gebackenem Kuchen.
    Bernardo hingegen rief nicht einmal an, um sich nach ihr zu erkundigen, sondern ließ über Stella, die sie eines Morgens besuchte, Grüße ausrichten.
    “Bitte sagen Sie ihm, dass ich mich überaus geschmeichelt fühle”, gab Angie Stella enttäuscht mit auf den Weg, als sie sich verabschiedete.
    “Das tue ich gern”, erwiderte Stella. “Er meldet sich jeden Abend, um sich nach Ihnen zu erkundigen.”
    “Ist er verreist?”, fragte Angie überrascht. Doch die Enttäuschung darüber, dass er sie nicht selbst anrief, überwog die Neugier bei Weitem.
    “Er ist in Palermo, um den Geburtstag von Signora Martelli vorzubereiten.”
    Angie wusste nicht nur vom dem großen Fest, das Baptista zu Ehren geplant war – sie war sogar herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Doch so gern sie der Einladung gefolgt wäre, hatte

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