Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
Ich hätte mindestens einen Riesen darauf gewettet, dass er bei einer Bank angestellt war. »… und er hat ein paar Klienten, die, sagen wir mal, äußerst interessant für dich sein könnten. Er hat mich vorhin angerufen und gefragt, was genau deine Aufgabe bei ITN ist, weil er das Projekt morgen deinem Boss anbieten möchte.«
»Erzähl weiter«, bat ich und versuchte, aufgeregt zu klingen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man mir ein »äußerst interessantes« Projekt anvertraute, war im Augenblick verschwindend gering.
Doch sobald Nellie zu sprechen anfing, wusste ich, dass ich es haben wollte. Ich wollte es nicht nur, ich wollte es unbedingt. Mit wachsender Aufregung und Verzweiflung hörte ich ihr zu, wusste, dass es um alles oder nichts ging, doch mir war klar, dass es schon einer höheren Fügung bedurfte, damit Hugh mir diese Chance gab.
Fünf Minuten später stand ich auf, um mich auf den Weg zu machen. Nellie schnappte mich und schloss mich in die Arme. »Ich wusste ,dass das genau dein Ding ist, Süüüße ! Als Dave mir erzählt hat, wie du dir bei deinen Storys immer die ganz gewöhnlichen Leute herauspickst … nun, da wusste ich, dass das einfach perfekt für dich wäre!«
Ich lächelte gerührt.
»Hör mal, Michael wird sein Angebot morgen ITN unterbreiten, und sollten sie halbwegs bei Verstand sein, werden sie Ja sagen. Dann müssen wir sie nur noch überzeugen, dass du für den Job genau die Richtige bist! Soll ich Michael bitten, ein gutes Wort für dich einzulegen?«
Ich schüttelte bedrückt den Kopf. »Nellie, ich möchte nicht lügen – das klingt, als wäre es mein absolutes Traumprojekt, aber ich bin mir sicher, dass Hugh mich um nichts auf der Welt da ranlassen wird. Im Moment bin ich bei ihm in Ungnade gefallen.« Nellies Strahlen erlosch. »Glaub mir, er wird diesen Job einem seiner Altgedienten geben. Aber vielen Dank, dass du an mich gedacht hast. Das war wirklich sehr nett von dir.«
»Ach, Fran … ich hoffe, du irrst dich. Nun, dann mache ich mich mal lieber auf den Weg. Ich war schon vor zehn Minuten mit Portia unten zu einer Flasche Wein verabredet.«
»Portia?«
»Ja, du weißt schon – die Blonde, die direkt neben Stefania sitzt? Sie ist die stellvertretende Leiterin für weltweite Medienarbeit bei Tower Media. Und die will ich unbedingt auf meiner Liste haben, Süüüße .«
Das war der Unterschied zwischen Nellie und mir, dachte ich später, als ich mir ein Resteessen aus Dosenmais und halb aufgetauten Rindfleisch-Burgern zusammenbastelte. Duke Ellington machte sich voller Genuss über seine Tesco-Feinschmecker-Kaninchenterrine her und warf ab und zu mitleidige Blicke auf meine Studentenmahlzeit. Ich glaubte an meine Karriere und in gewissem Maße auch an mich selbst, aber mir fehlte einfach Nellies Killerinstinkt. Ich war weitaus glücklicher, mein Abendessen zusammen mit meinem bösartigen Kater einzunehmen, als meine Kontakte bei einer teuren Flasche Wein in exklusiven Clubs in West London zu pflegen. Als ich im Dezember Hugh gebeten hatte, in die Politikredaktion wechseln zu dürfen, hatte er mir schlichtweg ins Gesicht gelacht, während Alex dazugestoßen war und binnen drei Wochen die Leitung der kompletten Wahl-Spezialsendung übertragen bekommen hatte.
»Ich bin ein Versager«, teilte ich Duke Ellington mit und fuhr meinen Computer hoch. Er bestätigte meine Worte mit einem zustimmenden Miauen. »Halt die Klappe!« Schon fing er an zu schnurren.
Du hast zwei neue Nachrichten , tauchte auf dem Bildschirm auf. Aufgeregt summend klickte ich darauf und stellte erfreut fest, dass eine davon von Freddy stammte. In den letzten Tagen waren unsere E-Mails köstlich amüsant gewesen. Der Kerl hatte es mir wirklich angetan; es machte mir Spaß, ihm zu mailen.
Hallihallo, Fran,
ich stimme dir zu: Auf dem Foto sehe ich aus wie ein Filmstar. Ja. Aber du hast das falsche Jahrzehnt erwischt – es sind doch eher die 1950er-Jahre, nicht wahr?
Wie dem auch sei, in ein paar Tagen mache ich mich auf den Weg zurück nach London, ich freue mich schon auf Sonntag. Hier ist das, was wir tun werden.
Wir werden uns meinen durchgeknallten, transsexuellen Lieblings-Folksänger im Roundhouse anschauen.
Anschließend werde ich dich mit Tapas in einer kleinen Bar am Mornington Crescent vollstopfen.
Danach werden wir in entgegengesetzte Richtungen nach Hause fahren, und ich werde wochenlang mein stummes Telefon anstarren und mich fragen, was schiefgelaufen ist. Oder wir steigen auf den
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