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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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sie zu sehen. Nellie Daniels zur Freundin zu haben war sehr viel angenehmer als zur Feindin. Ich lächelte sie von der Seite an. »He, danke, dass du nicht sauer auf mich bist.« Sie gab mir einen Knuff. » Süüüße , ich habe dir doch gesagt, dass ich sooo froh bin, auf eine weitere Stalkerin gestoßen zu sein. Ich habe gestern Abend Michaels Exfreundin ausspioniert und konnte nicht aufhören zu kichern. Wir sind uns absolut ähnlich!« Ich betrachtete wehmütig ihre tadellos weiße, maßgeschneiderte Bluse und die superschicken Jeans mit der hohen Taille, und ich wusste, dass davon nicht die Rede sein konnte. Ich trug ein schäbiges altes Kleid, das Leonie vor drei Jahren verschmäht hatte, in meiner Strumpfhose war ein Loch. Trotzdem freute ich mich über ihre herzliche Begrüßung. Und, was am wichtigsten war: Sie ging nicht mit meinem Exfreund ins Bett.
    »Okay. Ich möchte, dass ihr eure Augen schließt und versucht, euch zu entspannen«, gurrte Stefania. »Lasst uns damit anfangen, Stück für Stück euren Körper durchzugähen. Beginnen wir mit dem Scheitel. Sind an eurem Kopf irgendwällche Muskeln verspannt? Lockert sie …«
    Nach dem Kurs mampfte ich eine vegane Quiche und beobachtete Nellie, die sich mit ein paar anderen Medientussis unterhielt. Nach außen hin war sie wie immer – beherrscht, souverän, total kontrolliert. Keiner bekam mit, dass sie in Wirklichkeit wie ein Welpe war; hysterisch überdreht, was ihren schicken Verlobten anbelangte, und eine genauso verrückte Stalkerin wie ich. Das Leben ist seltsam , dachte ich und versuchte, eine merkwürdig gummiartige Substanz in der Quiche zu identifizieren. Die Leute waren selten das, was sie nach außen hin zu sein schienen.
    »Ich begreife jetzt erst, dass viele Menschen nur eine Fassade aufsetzen«, hatte Mum neulich Abend nach einem Treffen der Anonymen Alkoholiker gesagt. »Mein ganzes Leben lang habe ich geglaubt zu wissen, was in den Köpfen der anderen vor sich geht, doch natürlich hatte ich keine Ahnung!« Da war was dran.
    Ich nahm mir ein kleines Stückchen Rohschokolade und steckte es in den Mund. Bäh! Stefania war eine Meisterin im Herstellen von Rohschokolade, aber das, was sie heute Abend anbot, schmeckte wie knusprige Scheiße. Noch während ich mich bemühte, das Zeug so unauffällig wie möglich wieder auszuspucken, tauchte sie mit verschränkten Armen vor mir auf. »Das ist keine gute Ämmpfällung für meine Kochkünste, Frances«, zischte sie. »Was tust du da?«
    Ich wischte mir die Lippen. »Ich spucke diese Schokolade aus. Hast du sie probiert? Sie schmeckt grauenhaft! Du bist doch sonst so brillant, was ist schiefgelaufen?«
    Sie nahm sich ein Stückchen und steckte es mit zornigem Gesicht in den Mund, dann griff sie nach einer Serviette und spuckte es blitzschnell wieder aus. »Zeus! Das ist ENTSÄTTZLICH !« Sie schnappte sich das Tablett und schob es unter die Batikbettdecke, die auf dem Tisch lag. »Ich muss mich bei dir entschuldigen! Und dir das Geld, das du dafür bezahlt hast, zurückgeben!«
    »Sei nicht albern. Das ist schon in Ordnung. Du hast vermutlich einfach einen schlechten Tag gehabt.« Ich zog meine verschossenen Lederstiefeletten an und nahm meinen Mantel. Stefania erwiderte nichts. Sie war rot geworden. »Ja, ich war ein bisschen abwässend heute«, gab sie mit seltsamem Gesichtsausdruck zu, der irgendwo zwischen verlegen, geheimnistuerisch und aufgeregt schwankte.
    Ich setzte mich wieder. »Ähm, was ist los, Stefania?«
    Sie riss sich zusammen, eine kaum merkbare Veränderung, die mich außen vor ließ. »Nichts. Ich war bloß abgelännkt, weil ich an deine acht Dates gedacht habe. Das ist alles.«
    »Unsinn.« Ich verschränkte die Arme. »Was ist los?«
    » NICHTS , Frances. Bis morgen.«
    »Fahren wir nicht zusammen nach Hause?«
    Sie errötete wieder, diesmal tiefer. Die Farbe schmeichelte ihrem Porzellanteint. »Nein, ich muss noch etwas erläddigen.«
    Ich wollte sie gerade weiter verhören, als Nellie auftauchte und aufgeregt strahlend nach meinem Arm fasste. » SÜÜÜSSE ! Wir müssen unbedingt reden! Ich muss dir etwas echt Tolles mitteilen!«
    Stefania zog sich vorsichtig zurück. Ich machte mir im Geiste eine Notiz, später, bei ihrer Rückkehr, nach ihr Ausschau zu halten. Sie hatte nie etwas am Abend vor.
    »Klingt interessant«, sagte ich zu Nellie.
    »Nun, Süüüße , jetzt kommt’s: Mein Michael arbeitet ebenfalls in der PR -Branche …« Meine Augenbrauen schossen in die Höhe.

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