Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
muss dich wiedersehen. Bitte sag mir, dass du dasselbe empfindest.«
Ich hätte mich auf ihn stürzen und an ihn schmiegen sollen. Oder wenigstens etwas sagen sollen. Doch ausnahmsweise einmal brachte ich kein Wort heraus. Ich konnte einfach nicht glauben, dass das passierte: Männer wie Michael sagten ganz einfach nicht solche Dinge zu mir. Ich blickte zu ihm auf und krauste nur die Nase. Nicht einmal ein Lächeln brachte ich zustande. Geschah das hier wirklich? Erlebte ich einen romantischen Augenblick mit diesem wundervollen Mann?
Michael lachte leise. »Gut«, sagte er. »Das dachte ich mir.«
Dann glitten seine Hände unter mein Haar, und er küsste mich. Sanft, zögernd zunächst, dann zog er mich näher an sich und küsste mich innig. Dieser liebenswerte, aufregende, schöne Mann. Als sein warmer Atem über meinen Nacken glitt und er mich direkt oberhalb des Kragens meiner fürchterlichen Skijacke küsste, war ich mir sicher, dass dies der beste Augenblick meines Lebens war. Ich schlang meine Arme um seine Taille und schwankte leicht vor Lust, Erregung und Pejes-Bier.
Ein paar Minuten später ließen wir voneinander ab und kicherten schüchtern. »Du Mistkerl«, sagte ich mit einem unkontrollierbaren Grinsen. »Wie konntest du es wagen, mich den ganzen Tag über warten zu lassen?«
»Das Gleiche gilt für dich«, erwiderte er. »Wie konntest du es wagen, einfach in mein Leben zu platzen, meinen Stuhl zu schrotten und mir meinen Job zu vermiesen? Du mit deiner unmöglichen Frisur und der seltsamen Jacke.«
Ich boxte ihm auf den Arm wie ein alberner Teenager, und er schnappte mich wieder und umarmte mich so fest, dass ich keine Luft bekam. So blieben wir Ewigkeiten dort stehen, Michael, mein Barry-Manilow-Haar streichelnd, und ich, manisch in seine Armbeuge lächelnd. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals so glücklich und … nun, erleichtert gefühlt hatte. Da war er! Da war er ! Einsatz Geigen! Einsatz pummelige Cherubim mit Pfeil und Bogen! Jetzt!
Wir kehrten zum Wagen zurück und stiegen ein. Michael drehte die altmodische Heizung auf volle Kraft und stellte wieder Radio Blue Sky ein, dabei erzählte er mir, wie er sich einer Leibesvisitation auf Drogen hatte unterziehen müssen, als er die albanische Grenze überquert hatte. »Haben sie dir auch in den Hintern geguckt?«, fragte ich mit weit aufgerissenen Augen.
Michael nahm eine Decke von der Rückbank und zog mich auf seinen Schoß. »Ja. Mittenrein. Mit Lampen und allem Drum und Dran. Nein, du sonderbare Frau, sie haben mir nicht in den Hintern geguckt.« Er küsste mich wieder.
Wir redeten die ganze Nacht. Seltsam, da hatte ich den Großteil des Tages damit verbracht, ihn mir nackt vorzustellen und mit Leonie per SMS über die Größe seines Gemächts zu spekulieren, und jetzt dachte ich kein einziges Mal an Sex. Es gab viel zu viel zu sagen; viel zu viel zum Nachdenken; viel zu viel zum Lachen.
Irgendwann mussten wir eingedöst sein, denn ich wachte auf, weil eine Hupe losging. Auch Michael wurde wach. Seine Haare standen in Büscheln von seinem Kopf ab, er hatte die Arme um mich geschlungen, und seine Augen strahlten. »Fran, du drückst mit dem Hintern auf die Hupe.« Er gähnte und zog mich an sich. Wir küssten uns wieder und schliefen kurz danach ein.
Als es hell wurde, wachten wir richtig auf. Keiner von uns bewegte sich. Mir war bitterkalt, alles tat mir weh, ich starb vor Hunger – und dabei war ich definitiv so glücklich wie noch nie zuvor im Leben. »Michael«, fing ich an, »ich fliege heute Nachmittag nach Hause. Ich muss zurück. Ich …« Ich verstummte, hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
»Ich glaube, es wäre sinnlos, dir vorzuschlagen, in Mitrovica bei mir und Ejona zu leben«, sagte er und betrachtete nervös mein Gesicht. Seine Nase war leicht verkrümmt nach meinem Angriff von gestern. Ich war mir völlig sicher, dass ich mich in ihn verliebt hatte.
»Oh. Ich … du hast recht, Duke Ellington ist nicht gerade scharf aufs Fliegen«, sagte ich.
Er küsste mich wieder. »Zum Teufel mit dem Kater. Ich hasse ihn jetzt schon. Sieh mal, Fran, ich bin hier bis Juni vertraglich gebunden. Wirst du auf mich warten? Bitte? Ich muss wissen, was zwischen uns sein wird. Irgendwie habe ich das Gefühl … ich weiß auch nicht, du bist die Antwort auf alles. Ich weiß, dass ich viel verlange, wenn ich dich bitte zu warten, aber verdammt noch mal, ich tu’s trotzdem.«
»Ja, natürlich werde ich auf dich warten«, hörte ich
Weitere Kostenlose Bücher