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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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allein lassen«, erklärte ich. »Außerdem musste ich Dave versprechen, nicht auf eigene Faust loszuziehen. Morgen werde ich ganz schön zu Kreuze kriechen müssen.«
    Michael kam näher und stand nun direkt vor mir. Mein Magen schlug wilde Purzelbäume. »Sag ihm einfach, dass du hier nicht in Gefahr bist. Ich habe dich gebeten, bei mir zu bleiben, weil ich dich mag, nicht weil ich dich umbringen möchte. Komm schon. Lass uns ein bisschen durch die Gegend gondeln«, sagte er. Ich gab einen seltsamen Laut von mir, eine Mischung aus »oh« und »ja« und folgte ihm zu seinem Jeep.
    Er wendete und fuhr los, schraubte sich einen Hügel außerhalb der Stadt hinauf.
    Ich fragte mich, wie viel er wohl getrunken haben mochte, dann beschloss ich, dass mir das egal war. Vermutlich wegen meiner plötzlichen Sprachlosigkeit stellte er einen kosovarischen Radiosender ein, aus dem ziemlich überraschend in blechernem Surround-Ton Duke Ellington dröhnte. Der Hügel schien endlos zu sein, die Straße war schmaler geworden und heimtückisch. Mit jemand anderem als Michael wäre mir mulmig geworden, doch mit ihm in seinem stinkenden alten Jeep und Duke Ellington im Radio fühlte ich mich total sicher. Und aufregend lebendig.
    »Ich habe einen Kater, der Duke Ellington heißt«, erzählte ich. Beim Gedanken an meinen grimmigen grauen Stubentiger musste ich lächeln. Ich stellte mir Michael und ihn zusammen vor und wusste, dass sie miteinander klarkommen würden.
    »Das ist ein guter Name für eine Katze«, befand er. »Der Hund von meiner Mutter heißt Alan. Als ich klein war, hatten wir einen Hund namens Trumpet, und der war ziemlich cool.«
    »Schau auf die verdammte Straße!«, schrie ich, als wir uns einer Haarnadelkurve näherten. Tief unter uns glitzerten die Lichter von Mitrovica. »Mein Gott!« Wir schossen um die Kurve – gerade so eben –, dann lief die Straße aus und endete, typisch Kosovo, vor einem halb fertigen Haus.
    Michael hielt an. »Raus aus meinem Wagen! Du machst mich noch wahnsinnig. Los, raus!« Er lachte.
    »Na schön. Ist sowieso ’ne Scheißkarre«, sagte ich und kletterte dramatisch aus dem Jeep. Er hatte einen Hund, der Trumpet hieß! Und einen namens Alan! Er war tatsächlich perfekt! Ich knallte die Tür hinter mir zu und entfernte mich Richtung Abhang vom Wagen, mein Herz wummerte wie Techno-Sound aus den Neunzigern. Reiß dich zusammen ,flehte ich mich selbst an. Ich stand da, starrte auf die Stadt, heftig zitternd, obwohl mir trotz der Temperaturen unter null nicht kalt war.
    Schließlich drehte ich mich um. Michael kam auf mich zu. Er sagte nichts. Als er bei mir ankam, verzog er die Lippen zu einem kleinen Lächeln. Ich hatte noch nie jemanden so unbedingt küssen wollen wie in diesem Augenblick Michael Slater. Ich war hin und weg. Völlig machtlos.
    Hätten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang über den toskanischen Hügeln gehabt, ich in einem flatterigen Sommerkleidchen, er in einem Leinenanzug, hätte es sich angefühlt wie in einem Film. Doch wir standen in einer eiskalten Winternacht neben einer verlassenen Baustelle oberhalb einer äußerst gefährlichen Stadt im Kosovo, sodass das Ganze eher an eine Szene aus einer osteuropäischen Low-Budget-Seifenoper erinnerte.
    Ich wusste nicht, wie alt Michael war oder wie er seinen Tee mochte, ich trug eine grauenhafte Skijacke und war sturzbetrunken – doch dieser Augenblick fühlte sich so an, als wäre es der eine. Der Moment, auf den ich so geduldig gewartet hatte, seit ich ein kleines Mädchen war. Ich hatte so lange so hart gearbeitet, kam ganz gut mit meinem Singledasein zurecht, doch all die Dinge, die ich mir bezüglich meiner Unabhängigkeit eingeredet hatte, verschwanden ruck, zuck in der kalten Nacht. Im Augenblick war Michael der einzige Mensch auf der Welt, der für mich zählte.
    »Tja, Fran. Ich denke, die Umstände sind ein bisschen vertrackt. Hab ich recht?«, fragte er.
    »Ach. Ähm, nun, vielleicht. In der Tat. Ja. Die Umstände«, sagte ich mit klappernden Zähnen. Ich zitterte heftig. Michael nahm seine Mütze ab und setzte sie mir auf. Er ließ seine Hände rechts und links an meinem Kopf, über den Ohren, und sah mich lächelnd an. »Du bist schon etwas verrückt, Fran. Aber du bist so … Du bringst mich dazu, mich wieder lebendig zu fühlen«, erklärte er und wirkte plötzlich hilflos. »Ich war so verwirrt hier, irgendwie von der Rolle, und du – du hast mich dazu gebracht, mich daran zu erinnern, wer ich bin. Ich

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