sollte er eine Trennung vorschlagen, wenn er unsere Beziehung für intakt hielte?« Ich sank zurück in die Kissen. »Ich verstehe es einfach nicht. Ich dachte, er würde mir einen Heiratsantrag machen!«
Leonie drückte meine Hand. »Das dachten wir alle, Franny. Vielleicht hat er einfach Panik vor der Verantwortung gekriegt. Vergiss nicht, dass Männer schnell den Schwanz einziehen, wenn es darum geht.« Ich versuchte, den Tränenstrom mit meiner schmuddeligen Bettdecke einzudämmen. Leonie reichte mir ein Taschentuch. »Du musst stark bleiben. Tritt während der drei Monate auf keinen Fall mit ihm in Kontakt, und wenn er mit sich ins Reine gekommen ist, könnt ihr zwei hoffentlich noch einmal von vorn anfangen. Okay?«
Ich weinte nur noch ungestümer.
Kapitel sechs
März 2008
Gesendet: Montag, 1. März 2008, 14:02:56 + 0200
Von: Slater, Michael [
[email protected]]
An: O’Callaghan, Frances [
[email protected]]
Betreff: ALLES KLAR!
Franny! Die Sache ist geklärt: Ich komme nach England! Ich bringe die Dinge für ITN hier innerhalb der nächsten zwei Wochen zu Ende und bin am 28. wieder in London! Am 30. fange ich beim Independent an. Sie wollten mich schon früher, aber das war nicht machbar.
Ich muss los. Irgendein Möchtegern-Journalist hat mich zum Mittagessen eingeladen, um seine Karriere anzukurbeln. Gähn. Kann es kaum erwarten, dich zu sehen.
Kuss,
Michael
»Ich weiß nicht recht, Franny«, sagte Dave zweifelnd. Er lümmelte, alle viere von sich gestreckt, auf meinem Sofa, Duke Ellington unschuldig schnurrend auf seinem Schoß, während Leonie das nächste Outfit vom Bügel nahm. Sie blickte über die Schulter, eine prächtige Erscheinung in ihrem alten Vintage-Teekleid und mit dem feuerroten Haar, das ihr wie ein Wasserfall auf den Rücken fiel. Nachdem sie mich begutachtet hatte, pflichtete sie Dave bei und warf mir die andere Kombination zu.
Ich verspürte einen leichten Stich der Eifersucht. Leonie würde nie einen Notfall-Gin-Donnerstag einberufen müssen, um über ihr Outfit zu beratschlagen, wenn ihr Geliebter aus dem Kosovo zurückkehren würde. Sie würde einfach irgendeinen brillanten Mischmasch zusammenwürfeln (der an mir aussehen würde, als hätte ich ihn aus der Lumpensammlung gefischt), und ihr Geliebter würde in qualvoller Begierde vor ihr auf die Knie fallen. Sosehr ich Leonie auch liebte, im Grunde wünschte ich mir, sie wäre nicht fast eins achtzig groß, eine umwerfende, äußerst sexy Erscheinung und dazu extrem cool.
Doch Michael kam zu mir zurück, nicht zu Leonie. Ich verspürte, wie mir vor Stolz und Aufregung die Brust schwoll. »Nicht hingucken, Dave«, rief ich und sprang in die Küche, um mich umzuziehen. Bis zu Michaels Rückkehr nach London blieben nur noch zwei Tage, und ich war das reinste Nervenbündel, aufgekratzt vor erwartungsvoller Vorfreude und völlig überdreht.
»Jetzt mach dir mal keine Sorgen, Franny. Wir finden schon noch das perfekte Outfit für dich!«, versicherte mir Leonie.
Ich spähte um die Ecke des Küchenschranks und stellte fest, dass Dave und sie verzweifelte Blicke tauschten.
»Hört auf damit!«, brüllte ich und schlängelte mich in eine zerrissene Strumpfhose. »Ihr seid zwei Vollidioten, die keine Ahnung haben, wie schwer es ist, mit achtundzwanzig Jahren zum ersten Mal verliebt zu sein! Ich brauche eure Unterstützung, nicht eure Verachtung!«
Dave streichelte Duke Ellington und nahm einen Schluck aus seiner Guinness-Dose. »Du hast recht, Fran«, lenkte er ein.
»Bist du sicher, dass du dich verliebt hast?«, fragte Leonie, die ihren Gin vor den Klamotten in Sicherheit brachte, die ich zurück ins Wohnzimmer schleuderte.
» JA !«, rief ich. »Das ist meine große Lovestory! Michael ist tief in meine Seele gedrungen!«, fügte ich dramatisch hinzu.
»Um Himmels willen, Franny! Sei vorsichtig. Lass ihn im Augenblick erst einmal in deinen Erdbeermund eindringen, und dann sehen wir, ob wir ihn in deine Seele hineinlassen, okay? Du kennst ihn doch kaum!«
Ich ignorierte sie und führte den beiden das nächste Outfit vor. »Und? Gut? Schlecht? Fett? Zu jugendlich? Zu …? Grrr!«
Dave stand auf. »Richtig, Fran, genug. Du siehst großartig aus. Nimm diesen Gin Tonic, setz dich und halt die Klappe. Du bist echt ein kleiner Psycho«, sagte er und schubste mich auf den einzigen Stuhl, der nicht mit Klamotten bedeckt war.
»Stimmt«, sagte Stefania, die ohne anzuklopfen durch meine Küchentür