Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
mich antworten. Und dann lachte ich, denn wenn nötig, hätte ich zehn Jahre auf ihn gewartet. Es gefiel mir, die Antwort auf alles zu sein. Es gefiel mir sogar sehr.
Als der Flieger in Gatwick landete, hatte ich das Gefühl, ich wäre gerade von einem fünfjährigen Aufenthalt auf dem Mond zurückgekehrt, nicht von fünf Tagen im Kosovo. Dave hatte mir einen heftigen Anschiss verpasst und einen Vortrag über die Gefahren eines solchen Einsatzes gehalten, gefolgt von einer großen, behaarten Bärenumarmung, denn es war klar, dass ich mich in einem Zustand völliger Unzurechnungsfähigkeit befand. »Es tut mir leid, Dave«, sagte ich lahm, »ich konnte einfach nicht anders.«
Er lächelte, die Haut um seine strahlend blauen Augen runzelte sich. »Ja, Franny, ich weiß. Ist ja nicht weiter schlimm. Erzähl bloß keinem, dass ich dich dort allein zurückgelassen habe, okay?«
Ich küsste ihn auf die Wange und gab ihm mein British-Airways-Käse-Zwiebel-Sandwich. Er gab es mir zurück. »Meine bessere Hälfte wird schon auf mich warten, da kann ich den stinkigen Scheiß nicht essen. Das musst du auch noch lernen, wenn du jemals mit Mr. Supertoll zusammenkommen möchtest.«
Bei diesem Gedanken wurde mir schwindelig vor Aufregung, und ich war erleichtert, als das Zeichen für die Anschnallgurte aufleuchtete. Ich war so high, dass ich durchaus dazu fähig gewesen wäre, jeden Augenblick aus dem Notausstieg zu springen.
Freya wartete hinter der Absperrung im Ankunftsbereich auf Dave, und sie war sogar noch schöner als sonst. Abstoßend. Atemberaubend sah sie aus und exotisch in ihrem feurig orangefarbenen Hänger und dem langen Seidenschal, dazu trug sie eine rote Strumpfhose und schicke Lederstiefel. Wie immer, wenn ich Freya sah, blickte ich an mir selbst hinunter und kam augenblicklich zu einem Urteil: grauenhaft. Doch diesmal fühlte ich mich nicht minderwertig oder neidisch. Michael wollte mich ! Da konnte Freya so schön sein, wie sie wollte!
Dave hatte meine Tasche getragen, doch sobald er Freya entdeckte, ließ er sie fallen und vergaß mich, rannte voller freudiger Überraschung zu ihr hinüber. Es war klar, dass er nicht mit ihr gerechnet hatte. Ich beobachtete Freyas Gesicht, als Dave auf sie zukam: Es war voller Liebe und Sorge und beinahe … nun, Angst. Warum Angst? Ich hob meine Tasche auf, während Dave sich auf sie stürzte wie ein unbändiges Kind. Ich nahm an, dass sie es nach seiner Zeit im Irak hasste, wenn er wegmusste. Sie umarmten sich fest. Kurz danach zogen sie los, wobei sie mir kaum einen Blick zuwarfen.
Ein wenig ernüchtert ließ ich mich in ein Taxi plumpsen und überlegte, ITN anzurufen und mit ihnen über die kommende Woche zu reden. Stattdessen rief ich Leonie an. »Fran. Du kleines Miststück. WIESO HAST DU MICH NICHT AUF DEM LAUFENDEN GEHALTEN ? Du bist eine lausige Freundin!«, kreischte sie.
Ich konnte eine Harfe im Hintergrund hören. »Wo zum Teufel bist du?«, fragte ich sie, während die Westminster Abbey an meinem Taxifenster vorüberglitt.
»Oh, ich bin mit einem total süßen Typen im Claridge’s Hotel.« Ihre Stimme klang anzüglich, was bedeutete, dass ein neuer, wohlhabender Mann sich darum bemühte, sie ins Bett zu kriegen. »Es ist wunderbar. Überhaupt, was zum Teufel war eigentlich los? Hast du mit ihm geschlafen? Bist du durchsiebt von Kugeln? Wirst du die neue ITN -Kosovo-Korrespondentin?«
»Ich glaube, ich habe mich verliebt«, sagte ich und hätte mich küssen können. Als wir in die Mall abbogen, hielt ich das Handy weit weg von meinem Gesicht, um nicht ihre Schreie hören zu müssen, die daraus gellten.
Kapitel fünf
Januar 2010
Ich lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und versuchte, mich zu erinnern, wie es gewesen war, glücklich zu sein; versuchte, mir die Wahnsinnsaufregung vorzustellen, die mich jedes Mal gepackt hatte, wenn Michaels Name in meinem Posteingang erschien, während er noch im Kosovo war; wie begeistert ich gewesen war, als er seinen Vertrag, noch weitere drei Monate dort zu verbringen, früher als geplant beenden konnte.
Eine Träne lief mir über die Wange. Mein Leben damals – mittlerweile vor fast zwei Jahren – war Welten von der elenden, schmerzvollen Fallgrube entfernt, die es jetzt war. Ich konnte meinen Kummer nicht ertragen. Den Verlust. Das Gefühl, so komplett allein auf der Welt zu sein. Mit meinem verkrusteten Schlafanzugärmel wischte ich mir eine Träne ab.
Du hattest ihn nicht verdient, Fran, du oberblöde
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