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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Kuh! Natürlich musste es so kommen!
    Das quälende Band der Trauer schnürte sich ein wenig enger um meine Brust. Natürlich hatte ich ihn nicht verdient. Tief im Innern war mir immer klar gewesen, dass Michael nicht meine Kragenweite war. Warum sollte jemand wie er ein schlampiges Wesen zur Frau haben wollen, das mit Katzen sprach und bei einem Pub-Quiz auf die Frage »Wer malte die Mona Lisa?« die falsche Antwort gab?
    Es war jetzt zehn Tage her. Zehn Tage, seit Michael mich an meinem dreißigsten Geburtstag von der Arbeit abgeholt hatte, übers ganze Gesicht lächelnd und mit einer schmuckschatullengroßen Ausbeulung in der Tasche. Zehn Tage, seit er mir vor dem Ritz aus dem Taxi geholfen hatte, nur um mich in den Green Park zu führen, mein Gesicht in seine Hände zu nehmen, mir tief in die Augen zu blicken und mir zu sagen, dass er drei Monate den Kontakt zu mir abbrechen wolle.
    Zehn Tage, seit ich aufgehört hatte zu existieren.
    Ich drehte mich auf die Seite und rollte mich zusammen. »Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll«, flüsterte ich Duke Ellington zu, der neben einem von Stefanias Tofu-Wraps schlief. Ich wusste es wirklich nicht. Wie sollte ich eine weitere Minute des Schmerzes überstehen? Alles, was ich wollte, war jemand, der mich zum Tierarzt brachte und einschläfern ließ. Ich war mir absolut sicher, dass der Rest meines Lebens eine einzige Qual wäre.
    Ich blickte auf die Stelle an der Wand, an der ein Kinderfoto von Michael mit seinem Hund Trumpet hätte hängen sollen, und fing wieder an zu heulen.
    Als ich ein paar Stunden später wieder zu mir kam, saß Leonie an meinem Bett und drehte einen Joint. Seit ich meine dachsähnliche Existenz aufgenommen hatte, war sie regelmäßig vorbeigekommen, um sich zu vergewissern, dass ich noch lebte und kein Katzenfutter zu mir nahm. Meine Leselampe brannte, auf meinem Nachttisch dampfte ein grüner, dickflüssiger Eintopf in einem rustikalen Topf furchterregend vor sich hin. »Hallo«, sagte sie rasch. »Frohes neues Jahr!«
    Ich sah sie an, dann den Eintopf und schloss wieder die Augen. Warum waren alle so versessen darauf, mich am Leben zu halten?
    Moment mal. »Frohes neues Jahr?«, krächzte ich und rappelte mich hoch in eine halb sitzende Position.
    Leonie klopfte den Joint gegen ihr Knie und fing an, einen zweiten zu drehen. »Ja. Ich schlage vor, du fängst dieses Jahr mit einer Dusche an, Franny. Du riechst wie ein Frettchen.«
    Ich starrte sie ausdruckslos an. Langsam wurde mir klar, dass die Welt in zwei Gruppen von Menschen unterteilt war: diejenigen, deren Herzen gebrochen, und diejenigen, deren Herzen noch ganz waren. Leonie gehörte definitiv der zweiten Kategorie an.
    »Hat deine Mum nicht angerufen, um dir ein frohes neues Jahr zu wünschen?«, fragte sie und streute großzügig grünen Skunk ins Blättchen.
    Ich streckte die Hand aus, nahm den Joint, den sie gerade gedreht hatte, zündete ihn an und hustete. »Doch, das hat sie«, erwiderte ich nach einem tiefen Zug. »Sie sagte, ich verkäme langsam, aber sicher zu einer durchgeknallten, nach Urin stinkenden Pennerin.« Wir schwiegen kurz, dann brachen wir in Gelächter aus.
    »Exzellent beobachtet.« Leonie lachte immer noch. »Oh Gott, die arme Eve. Was für ein Chaos! Wenn du dich besser fühlst, Franny, solltest du das mit ihr klären.«
    Ich erwiderte nichts. Die Mum-Schublade in meinem Kopf zu öffnen, lag momentan jenseits meiner Fähigkeiten. Es war einfach zu schmerzhaft. Ich hatte mein eigenes Leben versaut, hatte mich selbst enttäuscht, und die Vorstellung, meine Mutter gleich mit zu enttäuschen, war mehr, als ich ertragen konnte.
    »Sie sollte hier sein und sich um dich kümmern«, befand Leonie mit Nachdruck. Leonie hatte mich jetzt seit zehn Tagen mit Energy-Drinks und Joints am Leben gehalten; eine Vorgehensweise, die sie kaum mit ihrem Job als Spendensammlerin für wohltätige Zwecke vereinbaren konnte. Doch hätte ich die Wahl zwischen Leonie und Mum, müsste ich nicht lange nachdenken. Mums Gin-Atem und ihre schulmeisterlichen Belehrungen, dass diese Trennung ganz allein meine Schuld sei, würde ich nicht verkraften.
    Leonie reichte mir einen Energy-Drink (»Nein, Fran, du musst das trinken«) und griff nach meiner Hand. »Du schaffst das, Franny«, sagte sie sanft. »Du wirst das durchstehen, das verspreche ich dir, Liebes. Es sind doch nur drei Monate. Neunzig Tage!«
    »Aber – woher willst du wissen, ob er mich nach drei Monaten zurücknimmt? Weshalb

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