Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
das ist ja großartig. Sollen wir gleich einen Termin für ein Brazilian Waxing ausmachen?«, fragte sie. »Schließlich wollen alle eine nette, frisch rasierte Muschi in ihrer Verlobungsnacht haben!«
Wie betäubt umkreiste ich mit den Händen meine Füße. Ein merkwürdiges Glücksgefühl stellte sich ein, als ich an früher dachte. Die junge Frau, die über frisch rasierte Muschis gekichert hatte, war offenbar ein anderer Mensch gewesen, eine Fran, die einem Paralleluniversum angehörte, nicht die Fran, die ich jetzt am Hals hatte, die Fran, die sich entsetzlich traurig und verloren fühlte. Die Fran, die Stunde um Stunde damit verbrachte, sich auszumalen, was sie Michael sagen würde, wenn er anriefe und sie anflehte, es noch einmal mit ihm zu versuchen. Und die dann in Tränen ausbrach, wenn ihr klar wurde, dass er nicht anrufen würde. Die Fran, die sich so leer fühlte, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie sich aus dem Bett quälen und den Tag beginnen sollte.
Was hatte Michael gemacht, während ich mir meine Geburtstagspediküre gönnte und über gewachste Bikinizonen plauderte? War er unterwegs gewesen, um einen Ring zu kaufen, oder hatte er sich die Worte zurechtgelegt, mit denen er mich abservieren wollte?
Ich hörte ein ärgerliches »Miau!« und griff nach oben, um die Dusche abzustellen. Hätte Duke Ellington nicht auf seinen Mahlzeiten bestanden, wäre ich vermutlich gar nicht erst aufgestanden. Trotz des ganzen Essens, das mir Stefania durch die Katzenklappe schob, war ich kaum fähig, etwas runterzubekommen. Duke Ellington miaute wieder. » SCHON GUT ! Ich komme ja schon, verdammt!«
Wenig überzeugt, miaute er ein weiteres Mal, diesmal kräftiger.
»Halt um Himmels willen die Klappe, Duke Ellington!«, schnauzte ich. »Siehst du nicht, dass ich versuche, mit einem gebrochenen Herzen klarzukommen?«
Er reagierte mit der katzenhaften Entsprechung zu meinem Geschrei. Mein gebrochenes Herz war für ihn ganz offensichtlich völlig bedeutungslos.
Ich rappelte mich hoch und hüllte mich in ein klammes Handtuch.
Kapitel zehn
April 2008
Der erste Regentropfen platschte auf Michaels Nase, gerade als er den ersten Schluck von seinem zweiten Pint Kronenbourg genommen hatte. »Mist. Lass uns reingehen«, sagte er und machte schon Anstalten, aufzustehen und ins Pub zu marschieren.
»Aber das geht nicht!«, widersprach ich und drückte ihn auf seinen Platz zurück. »Im Frühling findet der Gin-Donnerstag draußen statt!«
Leonie nickte zustimmend. »Sie hat recht, Michael, da müssen wir durch. Außerdem kommt Stefania heute Abend – sie ist eine echte Pedantin und beharrt auf strikter Einhaltung sämtlicher Regeln.«
Stefania nahm nur einmal im Monat an unseren Gin-Donnerstagen teil, aber das hier war eine Gala-Veranstaltung: Es war der Gin-Donnerstag-heißt-Michael-Slater-willkommen-Abend. Selbst Mum hatte gedroht, nach ihrem anstrengenden Tag bei Harvey Nichols und im Royal Opera House vorbeizuschauen. (Schuldbewusst hoffte ich, sie würde nicht kommen. Als ich ihr das erste Mal von Michael erzählt hatte, hatte sie nicht wie erwartet »Oh, wie aufregend!« gerufen oder »Das klingt ja wundervoll!«, sondern sich erkundigt, ob seine Ohren sauber gewaschen waren. In Mums Welt war jeder, der sich nicht jeden Tag mit keimtötenden Mitteln Ohrmuschel und Gehörgang reinigte, ein potentieller Drogensüchtiger.)
Dave würde Freya mitbringen. Obwohl ich nicht unbedingt scharf darauf war, mit ihrer nervtötenden, durchlauchtigsten Schönheit konfrontiert zu werden, wollte ich doch, dass Michael mich als jemanden sah, der einen großen, schillernden Freundeskreis hatte. Die Art von Freunden, die gerne anspruchsvolle Debatten über sozialanthropologische Themen führten und Dinnerpartys mit Bio-Food schmissen. Ich wollte nicht, dass er erfuhr, wie der Gin-Donnerstag für gewöhnlich aussah: Ich lag betrunken mit Dave in der Ecke, während Leonie mit irgendeinem x-beliebigen Kerl abzog, der ihr gerade über den Weg gelaufen war.
Michael hatte seinen supergescheiten Freund Alex eingeladen, mit dem er in Oxford studiert hatte (»Er wird vermutlich versuchen, dir das Gefühl zu geben, strohdoof zu sein«, hatte er mich beruhigenderweise gewarnt), und auch seine Schwester Jenny und ihr Mann Dmitri sollten aufkreuzen. Alles in allem würden wir eine große Gruppe äußerst geistreicher Leute abgeben. (Ich hatte mir zu diesem Anlass einen bohemehaften Schal gekauft und mich mit jeder Menge Pub-Quiz-Fragen
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