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Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)

Titel: Happy End für Anfänger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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verspürte ich ein leichtes Zwicken in den Eierstöcken, als sich ein paar Sekunden später eine perfekt manikürte Hand über meine schob und ich Mum mit verdächtiger Präzision sagen hörte: »Guten Abend, Frances.« Wenn Mum derart kontrolliert sprach, bedeutete das normalerweise, dass sie betrunken war.
    Ich schaute auf: Sie war betrunken. Obwohl ihre Hände halbwegs ruhig waren, verrieten ihre Augen ihren Zustand: Sie hatte diesen glasigen Blick, der stets Ärger bedeutete, wie ich schon sehr früh hatte lernen müssen. Sie trug einen ihrer breitschultrigen Hosenanzüge – ihre Power-Staffage – im Ton unreifer Pfirsiche und hatte sich in einen gigantischen Pelzmantel gehüllt, neben dem Leonies Vintage-Modell wirkte wie schmutziger, alter Hermelin. An ihren Armen baumelten Einkaufstaschen von Harrods und Harvey Nichols, ihr Haar war zu einem steinharten Heiligenschein à la Margaret Thatcher frisiert. Mir wurde ganz anders. »Hallo, Mum«, begrüßte ich sie fröhlich, während Dave aufstand, um ihr den Mantel abzunehmen.
    Vom Spielautomaten drang lautes Gegacker zu uns herüber. »Nimm das, du Saftsack!«, brüllte Leonie, und Michael stöhnte laut.
    Mum erstarrte. »Leonies Ausdrucksweise ist wirklich abstoßend«, sagte sie schaudernd. Ihre Augen verengten sich, als Michael Leonie am Ende des Spiels die Hand schüttelte. »Ist das Michael? Warum ist er nicht hier bei dir?«
    Dave zog los, um Mum etwas zu trinken zu besorgen. »Mrs. O’Callaghan!« Michael trat zu uns an den Tisch und sah so unglaublich schön und liebenswert und erwartungsvoll aus, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre. Ich hatte den perfektesten Freund auf der ganzen Welt.
    Selbst Mum konnte sich nach wer weiß wie vielen Gläsern Champagner nicht anders als beeindruckt zeigen. »Nun, Sie müssen Michael sein. Fran hat ja kaum noch über etwas anderes gesprochen«, sagte sie hochtrabend und bot ihm ihre Hand, als wäre sie Königin Viktoria.
    »Mum …«, stammelte ich. Auf meinen Wangen bildeten sich hektische Flecken.
    »Schscht, Frances«, sagte sie. »Du hast jedes Recht, auf diesen jungen Mann stolz zu sein. Ich habe gehört, Sie sind politischer Berichterstatter?«, wandte sie sich dann mit glänzenden Augen an Michael.
    »Ja. Ich bin gerade dabei, beim Independent Fuß zu fassen, aber hauptsächlich tue ich das, was ich gewohnt bin – in Westminster rumhängen und Politiker piesacken, also alles beim Alten«, erwiderte er leichthin, als würde er in einem Waschsalon arbeiten. Ich platzte fast vor Stolz.
    »Nun, ich muss sagen, ich bin ein bisschen enttäuscht, dass Ihr Name bislang noch nicht in dem Blatt erschienen ist«, sagte sie leicht verschnupft.
    Mum lehnte alle Zeitungen außer dem Telegraph ab; ich war gerührt, dass sie den Independent gekauft hatte. Obwohl sie das vermutlich nur getan hatte, um mit Michael vor den Nachbarn anzugeben.
    Michael lächelte. »Ich redigiere überwiegend die Beiträge anderer Mitarbeiter, sodass mein Name nicht oft unter dem fertigen Artikel steht.«
    »Zum Glück bekommst du nie das zu sehen, was ich so treibe«, sagte ich laut, um Michael zu verteidigen. »Im Vergleich zu dir bin ich nicht mehr als ein Milchmädchen!«
    Michael und Alex lachten – Alex vielleicht etwas zu laut –, doch Dave schaltete sich ein: »Das stimmt nicht, Fran. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass sich dein Tätigkeitsfeld demnächst ein wenig verändern wird.«
    Überrascht wirbelte ich zu ihm herum. »Inwiefern?«
    Dave grinste. »Das darf ich dir eigentlich nicht sagen.«
    »Aber du tust es trotzdem«, befahl Leonie.
    Dave zwinkerte ihr zu. »Nun, Hugh hat mich vorhin zu sich bestellt und wollte wissen, wie du dich im Kosovo geschlagen hast. Ich habe ihm gesagt, du seist verflucht gut, Fran, und du hättest mich sehr beeindruckt.«
    Ich fühlte, wie ich vor Stolz und Dankbarkeit rot anlief. Freya setzte ein reizendes Lächeln auf und beobachtete mich voller Interesse. »Woraufhin er erwidert hat – mach mich aber bloß nicht verantwortlich, wenn es nicht klappt –, er wolle dich zu einer richtigen Producerin ernennen. Frances O’Callaghan, Producerin im Bereich Unterhaltung und Kultur!«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an, dann versuchte ich, etwas zu sagen, aber es kam nichts heraus. Endlich krächzte ich: » OH MEIN GOTT ! HIMMELHERRGOTT – OH MEIN GOTT !«, und stürzte auf ihn zu. Der verbliebene Inhalt seines Bierglases schwappte zu Boden. » DANKEDANKEDANKE !«, stammelte ich in seine

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