Happy End für Anfänger: Roman (German Edition)
kann gar nicht anders. Die ganze Zeit über habe ich ein schwachsinniges Grinsen auf den Lippen. Hugh denkt schon, ich wäre auf Magic Mushrooms …« Ich wurde rot und verstummte.
Leonie, die mir gegenübersaß, stand auf und kam um den Tisch herum, um mich zu umarmen. »Ich liebe dich, Franny! Ich freue mich so für dich! Natürlich darfst du den Gin-Donnerstag schwänzen – Michael ist ja gerade erst angekommen.«
»Ich liebe dich auch«, sagte ich leidenschaftlich in ihren Pelzmantel hinein. Er roch nach Chanel No. 19 und Vollkornkeksen. Wir nahmen unsere Gläser und verlegten den Gin-Donnerstag bis aufWeiteres in den Pub hinein.
Zwei Stunden später machten Dave und ich Armdrücken um die letzten Kartoffelchips in der Tüte, während Leonie Michael eine Abreibung am Spielautomaten verpasste. Stefania war bei ihrem fünften Tomatensaft und unterhielt sich angeregt mit Freya, Michaels Schwester Jenny und seinem Freund Alex. Jennys Mann Dmitri stand draußen und brüllte in sein BlackBerry, wie schon den ganzen Abend über.
Stefania war in Hochform. Seit sie eingetroffen war, hatte sie den Barkeeper ein »ignorantes Räkktum« genannt, Alex gezwungen, eine Woche vegan zu leben, außerdem hatte sie Michael erzählt, dass ich es seit meinem Einzug vor drei Jahren immer noch nicht geschafft hätte, mir eine Wäscheleine zu kaufen, sodass meine Unterhosen im Sommer an einem Baum in unserem Hof baumelten. »Sie ist umwerfend«, hauchte Jenny, als Stefania Alex lautstark über die tödlichen Gefahren des Fleischkonsums aufklärte. Ich mochte Jenny auf Anhieb. Sie war so unkompliziert und geradeheraus, und, was noch besser war, sie sah aus wie eine weibliche Ausgabe von Michael. Sie war im sechsten Monat schwanger und strahlte vor Glück. Ich stellte mir vor, wie wir uns zum Mittagessen trafen, wenn wir erst mal Schwägerinnen waren: Sie würde mir erzählen, wie hässlich und dumm Michaels Verflossene gewesen waren und dass ich das Beste war, was ihm je hatte passieren können.
Bei Alex war ich mir weniger sicher. Er gehörte zu den mondänen Oxbridge-Typen, die in großen Apartments in East London voller dunkler Mahagoni-Möbel und Porträts viktorianischer Industrieller lebten. Er hatte ein spitz zulaufendes Gesicht und die ziemlich verunsichernde Art, einen mehrere Sekunden lang anzusehen, bevor er eine Frage beantwortete. Schlimmer noch: Es stellte sich heraus, dass er ebenfalls für ITN arbeitete, aber er war in dem speziellen Gebäude für die ganz besonders Cleveren in Millbank untergebracht, und er übte meinen Traumjob aus: Ressortleiter im Bereich Politik. Es trat genau das ein, wovor Michael mich gewarnt hatte: Ich fühlte mich extrem einfältig in seiner Nähe.
Sehr zu meiner Erheiterung schien Alex äußerst angetan zu sein von Leonie, die ihn – vielleicht weil sie mein Unbehagen spürte – komplett links liegen ließ. (»Michaels Freund ist ein ziemlicher Großkotz«, hatte sie gemurmelt, als wir zuvor an der Bar gewesen waren. »Zitiert T. S. Eliot und erklärt mir, er würde nur Zigarren rauchen.«)
Dave knallte meinen Unterarm auf den Tisch und lachte über mein zorniges Gesicht. »Na schön, nimm die blöden Chips, du Monster«, grummelte ich, während ich aus den Augenwinkeln Leonie und Michael beobachtete. Ich hatte noch nie erlebt, dass Leonie nicht mit einem Mann flirtete, und war tierisch erleichtert, dass zwischen ihnen keinerlei Anziehungskraft zu bestehen schien.
»Traust du ihnen nicht?«, fragte Dave, der meinen Blick auffing.
»Pardon?«
»Komm schon, Fran, ich sehe dir doch an, was du denkst. Du traust ihnen also nicht«, wiederholte er.
»Nein, das stimmt nicht, ich … Nun, du weißt doch, wie die Männer bei Leonie durchdrehen. Du kannst mir kaum verübeln, dass ich mir ein bisschen Sorgen mache. Ist Freya denn nie misstrauisch?«
Dave lachte kurz. »Nein. Ich kann dir versichern, dass Leonie ihr absolut kein Kopfzerbrechen bereitet.«
Genau das war es, was ich mir wünschte. Eine Beziehung, frei von Sorge, genau wie die von Dave und Freya. Ich sah wieder zu Michael und Leonie hinüber und fing an zu grinsen, da ich tief im Innern wusste, dass das genau das war, was ich hatte. Michael hatte die ganze Zeit über nur mit mir zusammen sein wollen: In den zweieinhalb Wochen seit seiner Rückkehr hatte er mich seinen Freunden, seiner Familie und sogar seinen neuen Kollegen vorgestellt. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wie eine Prinzessin. Keine Angst!
Dennoch
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